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Lintorf Familie kämpft gegen die Wassermassen

Lintorf/Ratingen · Seit dem Herbst ist der Garten der Familie Steingen aus Ratingen eine Seenplatte, auch der Keller ist bereits davon massiv betroffen. Das Wasser kommt von einem Nachbargrundstück, das nicht mehr an die Kanalisation angeschlossen ist. Das Grundstück gehört der Stadt. Und die weist jede Verantwortung von sich.

 Feuchte Wände: Das Wasser bahnt sich seinen Weg in den Keller.

Feuchte Wände: Das Wasser bahnt sich seinen Weg in den Keller.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Es gibt Dinge, die glaubt man erst, wenn man sie wirklich sieht. "Unser Garten steht seit November fast komplett unter Wasser, aber niemand kann oder will helfen", erzählte Mirko Steingen bei seinem Anruf in der Redaktion. Klingt erst einmal wie ein lustiger Scherz, ist es aber bei Weitem nicht - auch wenn die Steingens die Sache nur noch mit Galgenhumor sehen: "Unser siebenjähriger Sohn Noah fragt schon immer, ob wir nicht ein Boot kaufen können", sagt Patricia Steingen. Sie ist erschöpft. Und das nicht nur, weil seit November täglich bis zu 100 Liter Wasser aus dem Keller entfernt werden müssen. Auch der Kampf um eine Lösung des Problems und vor allem um Unterstützung zermürbt.

Fast 60 Jahre ist das Haus an der Brandsheide alt, das immer im Familienbesitz war. Probleme gab es dort nie, bis hinter dem Gartenzaun das Neubaugebiet auf dem ehemaligen VAG-Gelände entstand. Als dessen Parkplatz verfüllt wurde, hatten die Steingens das erste Mal Wasser im Garten. Doch so schlimm wie seit einem halben Jahr war es noch nie. Das Gewässer steht, riecht jetzt schon modrig. Und auch der Keller, in den das Wasser durch den Druck eindringt und in die Wände kriecht, riecht feucht. "Lange hält das alte Haus das nicht mehr aus, der Schaden ist schon jetzt immens", klagt Familienvater Steingen.

Für ihn ist klar, dass es sich um Regenwasser von einem der beiden Nachbargrundstücke handelt, weil ein Kanal unterhalb des früheren VAG-Parkplatzes nicht mehr an die Kanalisation angeschlossen ist. Eigentlich kein Problem, sollte man meinen, eine Einigung mit dem Nachbarn dürfte doch da nicht schwierig sein - doch weit gefehlt: Beide Grundstücke gehören der Stadt. Und die weist jede Verantwortung von sich. "Die städtischen Mitarbeiter, mit denen wir am Telefon auch persönlich zu tun hatten, waren alle hilfsbereit und betroffen über unsere Situation", erzählen die Steingens.

Aber nach Auffassung der Stadt handelt es sich um Grundwasser, das in den Garten gelaufen ist, damit sei man aus der Verantwortung. Allerdings half man freundlicherweise und pumpte einen Teil des Grundstücks kurzfristig frei - gelöst war das Problem damit nicht. Wie es weiter geht? Die Steingens sind ratlos. Einen Anwalt haben sie zwar, doch der hat schon klar gemacht, solch ein Gerichtsverfahren könne fünf, sechs Jahre dauern. Das kostet Geld und Zeit - beides haben sie nicht. Denn bis dahin dürfte das Haus nahezu ein Totalschaden sein. Und dann wäre da noch ein Kuriosum, so Mirko Steingen: "Laut Stadt dürfen wir den Garten nicht dauerhaft freipumpen, weil es sich um Grundwasser handelt." Denn das darf nicht in die Kanalisation eingeleitet werden.

(RP)
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