Klezmer-Geigerin Sonia Cohen "Es wird viel Musik improvisiert, das gefällt mir besonders gut"

Ratingen · Heiligenhaus Realschulleiterin Sonia Cohen spielt mit ihrer Band "Ma Yofes" - zu Deutsch "Wie schön" - Klezmer- und Balkanmusik. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt sie ihre Musikbegeisterung.

Klezmer-Geigerin Sonia Cohen: "Es wird viel Musik improvisiert, das gefällt mir besonders gut"
Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Heiligenhaus Realschulleiterin Sonia Cohen spielt mit ihrer Band "Ma Yofes" - zu Deutsch "Wie schön" - Klezmer- und Balkanmusik. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt sie ihre Musikbegeisterung.

Welchen Stellenwert hat Musik in Ihrem Leben?

Cohen Bereits im Alter von sechs Jahren habe ich mit der Geigerei angefangen. Ich wusste immer, dass die Violine "mein" Instrument ist und ich es lernen will. Für meine Eltern war es finanziell nicht selbstverständlich, mir den Unterricht zu ermöglichen, daher habe ich ihn besonders wert geschätzt. Als Jugendliche übte ich dann ganz intensiv, täglich mehrere Stunden. Ich war sehr streng mit mir selbst und hier lernte ich Disziplin und Durchhalten - aber auch das überirdische Gefühl, in einem Symphonieorchester ein Teil des Ganzen zu sein, denn ich durfte im Landesjugendorchester mitspielen. Mit Mitte 20 habe ich dann aber ganz aufgehört, zu spielen; zunächst Studium und dann Kinder beanspruchten ihren Platz. Vor etwa zehn Jahren wagte ich mich wieder an die Geige. Das erste Jahr war ziemlich schwer, weil ich mit meinem eigenen Klang nicht einverstanden war. Aber im Laufe der Zeit klappte es immer besser. Heute bin ich sehr froh, dass das Geigen wieder ein Teil meines Lebens geworden ist - obwohl ich natürlich immer musikalisch denke und empfinde.

Was fasziniert Sie an Klezmer- und Balkanmusik? Welche Herausforderungen bringt diese Musik für Musiker mit sich?

Cohen Ich beschäftige mich seit gut zwanzig Jahren mit Klezmer- und Balkanmusik und bin unglaublich fasziniert von dieser vordergründig einfachen, aber immens tiefen und berührenden Musik. In jeder fröhlichen Melodie steckt auch tiefer Schmerz - so wie im richtigen Leben - ein Musiker hat es so beschrieben: Du lachst aus vollem Halse - aber eine Träne läuft deine Wangen hinunter. Die größte Herausforderung für mich ist es, beim Spielen loszulassen und im gegenwärtigen Moment das zu spielen, was ich empfinde. Ich bin klassisch ausgebildet, bei Klezmer wird jedoch viel improvisiert, und es kommt auf jeden einzelnen Musiker an. Dieses Individuelle gefällt mir besonders gut - kein Dirigent schreibt uns das Tempo vor und kein Stimmführer, in welche Richtung der Bogen gestrichen werden muss.

Wie sind Sie zu "Ma Yofes" gestoßen und wie kam man auf den buchstäblich schönen Namen?

Cohen Wir vier haben uns vor drei Jahren über eine Online-Musikeragentur gefunden, unter dem Thema "Balkan und Klezmer". "Ma Yofes" heißt ein Stück, das wir von Anfang an spielen, das ist hebräisch und bedeutet ganz einfach "Wie schön". Wir wollen mit unserer Musik mit schönen Stücken zum Träumen einladen und die eigene Musikalität der Zuhörer anrühren.

Welche besonderen Erlebnisse verbinden Sie mit "Ma Yofes"?

Cohen Unser schönster Auftritt bisher war für mich ein Abend bei einer Künstlerausstellung im "H6" in Hilden im letzten Herbst. Dort entstand ein ganz dichtes Netz zwischen uns und dem Publikum und wir haben uns gegenseitig inspiriert. Eine Gruppe von etwa zehn Menschen hat spontan angefangen zu tanzen und den ganzen Abend durchgehalten. Das war unvergesslich. Wir vier sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und dementsprechend probieren wir sehr viel aus. Wir würden gerne neben den Vortragsstücken auch Volkstänze anbieten und gemeinsam mit dem Publikum tanzen. Das habe ich im letzten Sommer in Weimar erlebt und es war unglaublich reich.

Für Sie als Pädagogin: Wie beeinflusst das Erlernen eines Musikinstrumentes die persönliche Entwicklung eines Menschen?#

Cohen Ich bin froh, dass ich mir bis heute die Freude an der Musik erhalten konnte. Als Musiklehrerin ist es mein Ziel, dass die Schüler die Stunde mit einem Singen oder Summen oder Brummen auf den Lippen verlassen - es ist für mich ein Geschenk, dass mir das auch nach 25 Jahren noch gelingt. Es ist ja mittlerweile hinreichend erforscht und beschrieben, dass die Beschäftigung mit Musik vom Kindesalter an Menschen nachweisbar intelligenter und sozialer macht. Beim Lernen eines Instrumentes sollte aber der Wunsch des Kindes und der Spaß am Musizieren im Vordergrund stehen. Wenn jemand sportbegeistert ist und intensiv in einer Gruppe trainiert, wird auch dies seine Intelligenz beflügeln.

SANDRA KREILMANN STELLTE DIE FRAGEN.

(sade)
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