Ratingen Elzbieta und Bruno Kämmerling

Ratingen · Seit fast acht Jahren war er wieder Junggeselle und lebte mit seinen beiden Kindern in einem Bungalow in Düsseldorf. Das aber gefiel den Freunden nicht: "Den müssen wir doch wieder unter die Haube bringen!", meinten die Freunde und planten, Bruno auf einem Geburtstagsfest am 6. März 1976 in Ratingen-Hösel mit einem bis dahin unbekannten "Engel" zu verkuppeln. Doch er merkte schnell, was die lieben Freunde da im Schilde führten. Wie soll er sich verhalten, wenn einem sofort auffällt, dass noch nicht einmal auch auf der Gegenseite ein gewisses Feuerchen entfacht werden konnte? Seine Augen hatten in dem dichten Gedränge der zahlreichen Party-Gäste etwas viel Interessanteres aufgespürt. Eine junge "Wahrsagerin", die scheinbar perfekt in die Zukunft schauen konnte.

 Kämmerlings haben sich vor 40 Jahren kennengelernt.

Kämmerlings haben sich vor 40 Jahren kennengelernt.

Foto: privat

Sie wurde ihm als Elzbieta aus Polen vorgestellt, die mit Spielkarten ihre Fertigkeit fast professionell zur Schau stellte. Als er die flinken Hände der Kartenlegerin beobachtete, merkte Bruno, wie sie ihn mit skeptischem Blick von oben bis unten musterte und ihm vorschlug, auch seine Zukunft vorauszusagen. Ja, das war doch die Chance, etwas mehr über sich selbst zu erfahren. Über was eigentlich? Vielleicht wie er seine Sorgen und Probleme bewältigt, seine enormen Hypotheken-Schulden tilgen könnte? Oder wie er seinen geliebten Söhnen echte Werte und Ziele vermitteln aber auch die Grenzen aufzeigen sollte?

Bruno musste jetzt tief in die hellblauen Augen der hübschen, blonden Polin schauen, wobei ein Kribbeln unter seiner Haut nicht zu vermeiden war. Unbeeindruckt fragte schließlich das Polenkind in einem etwas holprigem Deutsch: "Wieso tragst du so kurze Hose, die Beine doch viel zu lang?" Was sollte er darauf antworten? Bruno merkte verlegen, wie die anderen "Zuhörer" ihre Köpfe senkten, um schmunzelnd seine tatsächlich zu kurzen schwarzen Kord-Jeans zu bewundern. "Das ist mir gar nicht aufgefallen." Mit faszinierendem Lächeln konzentrierte sich die ihm fast vertraute Fremde auf ihre Karten. Sehr geheimnisvoll aber auch geschickt hob sie die Karten auf. Es war mäuschenstill, und starre, ungeduldige Blicke der Zuschauer durchzogen den verqualmten Raum. Und dann meinte die Wahrsagerin plötzlich, wobei ihre Stimme sich ein wenig hob: "Oh ja ich sehe Herzbube. Ist aber nicht so frohlich, warum bloß? Er lebt allein?" "Ja, nein, nein - nicht ganz!" "Aber naturlich, ich sehe Kinder - vielleicht zwei?" und schaute ihren Kunden dabei sehr eindringlich an. Bruno war sprachlos und dachte : "Sie hat mich ganz schön aus der Reserve gelockt. Ich muss mich in Acht nehmen!" "Ja und wie geht es weiter?", fragte eine ungeduldige Zuschauerin. Doch dann prophezeite das kesse Weib, dass Bruno die Frau seines Lebens sehr bald finden werde. Antwort: "Ich werde dich beim Wort nehmen!" "Herzbube" lebt mit "Polenkind" jetzt seit drei Jahren in Ratingen.

(RP)
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