Analyse Einkaufszentrum: Aus für den Millionenplan

Heiligenhaus · Die Geschichte vom Shoppen und Parken neben dem fast fertigen Campus-Gebäude geht offenbar zu Ende. Der Kaufvertrag mit dem Investor steht zur Disposition. Seit geraumer Zeit wuchs im Rathaus der Zorn über die Hängepartie um ein Stück grüne City-Wiese.

 Es wird nichts aus neuer Nachbarschaft: Das Campusgebäude wird im April 2017 bezogen, das geplante Einkaufszentrum bleibt dagegen Fantasie.

Es wird nichts aus neuer Nachbarschaft: Das Campusgebäude wird im April 2017 bezogen, das geplante Einkaufszentrum bleibt dagegen Fantasie.

Foto: RP-Foto. A. Blazy

Kaum ein Vorhaben in jüngster Vergangenheit war so pingelig vorgeplant wie das Einkaufszentrum auf dem Kiekert-Areal. Ein unscheinbarer Tagesordnungspunkt im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung vom Mittwoch setzt hinter das ganze Projekt offenbar den großen Schlusspunkt. Wortlaut in der Tagesordnung: "Rückabwicklung eines Kaufvertrages im Bereich Hauptstraße/Ladestraße/Westfalenstraße - Drucksache wird nachgereicht." Nix gibts also. Denn unabhängig von den nun folgenden juristischen Finessen lassen Wortwahl und Adressbezeichnung wenig bis keinen Spielraum für Spekulationen.

Umso erstaunter reagierte man in der SPD schon vorab: "Am Montag lag zur Vorbesprechung der Ratssitzung noch nichts Greifbares schriftlich vor", monierte Ratsmitglied Ingmar Janssen. Der Tagesordnungspunkt selbst habe schon für Überraschung gesorgt.

Kann das sein? Es gab immerhin untrügliche Anzeichen dafür, dass die Realisierung des Multimillionenprojekts möglicherweise auf tönernen Füßen stand. Das deutlichste Anzeichen: Auf dem Baugrundstück hat sich bisher absolut nichts getan. Ein Umstand, der im Rathaus mit wachsendem Unmut beobachtet und kommentiert wurde. So sah Bürgermeister Heinisch im Gespräch mit unserer Redaktion schon im Frühsommer keinen Sinn mehr in unverbindlichen Gesprächsrunden mit dem Hamburger Investor Procom, der 2013 den Zuschlag für den Bau bekommen hatte.

Die Situation ist mehr als ungewöhnlich: Immerhin war das geplante Zentrum mit 25 Millionen Euro Volumen das größte Einzelhandelsprojekt der Stadt seit dem Bau des Rathauscenters Ende der 80er Jahre. Die Stadt sitzt mit am Planertisch, obwohl es beim Verkauf der Fläche im Kern um eine Geschäft des Landes-Treuhandfonds NRW.Urban ging. Der Anfang war noch vielversprechend: Bereits im August 2014 hatte die Kaufland-Kette einen Mietvertrag über 20 Jahre unterzeichnet. Sie wollte 70 Prozent des Gebäudes mieten - 3300 Quadratmeter Verkaufsfläche von insgesamt 5600 Quadratmetern, die zur Verfügung stehen. Es folgten Gespräche mit weiteren potenziellen Mietern: Textiler, Sportgeschäfte, Dienstleister, Gastronomie. Knackpunkt blieb die Ansiedlung eines Elektronik-Fachmarkts. "Seit Beginn der Planungen hat sich die Lage geändert", kommentierte der Bürgermeister. Aber obwohl mit Expansion - anders als noch vor fünf Jahren - nicht mehr gerechnet werden könne, sei der Investor in der Pflicht. Das war der Stand vor der Sommerpause. Inwieweit die Pläne für das neue Nahversorgungszentrum in Sichtweite des Kiekert-Areals auf die aktuelle Entscheidung beeinflusst haben, bleibt Spekulation. In diesem Fall hat Konkurrenz das Geschäft wohl nicht belebt, sondern beendet. Zwei Ziele muss die Stadt nun ins Visier nehmen: Aus dem Procom-Geschäft möglichst plusminus null herauskommen - und ein zweites Debakel auf dem Hitzbleck-Gelände verhindern. Dessen Planer werden die Entwicklung mit Interesse verfolgt haben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort