Hösel Einfamilienhaus wärmt sich selbst

Hösel · Jörg Dall, der seinen Altbau in Hösel kernsaniert hat, wurde jetzt vom Kreis Mettmann ausgezeichnet.

 Das Haus von Jörg und Ekaterine Dall (r.) wurde für die energetische Sanierung vom Kreis Mettmann ausgezeichnet. Mit dabei (v.l.): Susanne Berger (Verbraucherzentrale), Jörg Wobbe-von Twickel (Kreis), Bürgermeister Klaus Pesch, stellv. Landrat Manfred Krick und Architekt Edgar Mählmann.

Das Haus von Jörg und Ekaterine Dall (r.) wurde für die energetische Sanierung vom Kreis Mettmann ausgezeichnet. Mit dabei (v.l.): Susanne Berger (Verbraucherzentrale), Jörg Wobbe-von Twickel (Kreis), Bürgermeister Klaus Pesch, stellv. Landrat Manfred Krick und Architekt Edgar Mählmann.

Foto: D. Janicki

Was macht man mit einem fast 50 Jahren Haus? Abreißen und was Neues aufs Grundstück setzen? Oder für viel Geld sanieren? Diese Frage beantwortete sich Jörg Dall selbst: sanieren - und zwar richtig. Eigentlich sind nur Bodenplatte und ein paar Grundmauern übriggeblieben, so dass man dem Bau das Alter nicht mehr ansieht. Das Energiesparhaus, das sich quasi selbst wärmt, wurde jetzt vom Kreis Mettmann besonders ausgezeichnet: mit der Plakette "Altbauneu".

Jörg Dall kennt sich aus im Gewirr von Leitungen im Keller und den vielen - unbeschrifteten - Schaltern und Reglern im Wohnbereich. Der Bauherr hat nach dem Kauf der Alt-Immobilie aus dem Jahre 1968 bei der Komplett-Sanierung selbst mitangepackt. Von außen und innen ist es ein eigentlich ein Neubau, der sich fast komplett selbst mit Wärme versorgt. Für die Verbraucherberatung (VZ) NRW und den Kreis Mettmann ist es ein Vorzeigeobjekt fürs Programm "Altbauneu".

"Herr Dall hat wirklich in die Zukunft investiert", sagte Manfred Krick, stellvertretender Landrat des Kreises Mettmann, anlässlich der Auszeichnung, "durch die Sanierung hat nicht nur sein Haus an Wert gewonnen. Der Gewinn für den Klimaschutz ist enorm." Denn durch die Sanierung erziele das Objekt im Bauhaus-Stil eine Energieersparnis von sagenhaften 95 Prozent. Möglich wird das durch die Dämmung von Außenwänden, Kellerdecke und Dach, dreifach verglasten Fenstern, aber auch durch ein intelligentes Heizsystem. Solarthermie, Luftwärmepumpe, ein wassergeführter Kamin und eine permanente Kontrolle der Heizkreisläufe sorgen für eine optimale Energienutzung.

Jörg Dall kommt selbst aus dem Baugewerbe und konnte vieles in Eigenleistung erbringen. Allein für die energetische Sanierung hat er etwa 150.000 Euro hineingesteckt. Und altengerecht ist es auch geworden, das freistehende Einfamilienhaus am Sinkesbruch. Die Ratinger VZ-Energieberaterin Susanne Berger und der Höseler Architekt Edgar Mählmann sehen in dem neuen Altbau ein Vorzeigeprojekt. Vom Keller aus führt ein dickes Rohr in den Garten: Es ist dort 1,50 Meter tief verbuddelt und etwa 20 Meter lang. Über das Rohr wird die Luft fürs Haus geführt, im Winter wird sie durchs Erdreich angewärmt, im Sommer abgekühlt. "Es ist eine natürliche Klimaanlage", so Dall. Zusätzliche Wärme kommt von April bis Oktober vom Dach, wo eine Solarthermieanlage mit Sonnenstrahlen warmes Wasser macht. Weitere Energie erzeugt bei Bedarf die Luftwärmepumpe mit einem Klimaanlagen ähnlichen Tauscher an der Garagenwand. Kernstück der Anlage ist ein 1500-Liter-Wasserspeicher im Keller. Er hat, mitsamt der Rohre und Leitungen, den alten Öltank verdrängt. Zuvor seien etwa 3500 Liter Heizöl jährlich verbraten worden, so Mählmann. Bis etwa minus fünf, sechs Grad versorgt sich die schicke Hightech-Kiste selbst, darunter lässt Dall den Holzofen im Wohnzimmer knistern. Alle Wärmeströme regelt ein unscheinbarer Schaltkasten im Keller, alle fünf Minuten liest er die Wärmemengenzähler ab. So hat Dall - auch via Internet und Handy - den totalen Überblick übers Wärmemanagement im Haus. Das ist so dicht isoliert, dass Außenjalousien mit Rastor-Lamellen dafür sorgen müssen, dass es nicht zum Kochtopf wird.

(jop)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort