Ratingen Eine Frau mit vielen Talenten

Ratingen · Die Wahl-Ratingerin Elisabeth Kuhs singt, schauspielert, rezitiert, moderiert, inszeniert und schreibt Geschichten.

 Kaffeepause mit Elisabeth Kuhs. Ihre letzte Tat ist ein Beitrag zum Buch mit Männer- und Frauengeschichten, "Gemeinsam grundverschieden".

Kaffeepause mit Elisabeth Kuhs. Ihre letzte Tat ist ein Beitrag zum Buch mit Männer- und Frauengeschichten, "Gemeinsam grundverschieden".

Foto: achim blazy

Wie präsentiert sich ein künstlerisch tätiges Multitalent zuerst? Im Falle von Elisabeth Kuhs mit dem Geburtsort: Berlin. Darauf folgt zwar, dass sie seit drei Jahrzehnten im Rheinland lebt, promovierte Romanistin und ausgebildete Theaterpädagogin ist. "Sie können mich auch googlen." Wie gut, dass man sie auch live und in Farbe - sozusagen als lebendigen Menschen - erleben kann, ginge doch sonst viel von dem sprühenden Charme und scharfen Witz verloren, mit dem diese Frau um sich wirft.

Wenn man aus Bielefeld oder Delmenhorst, vielleicht auch aus Ratingen kommt und ein buntes Leben bis zum 65. Geburtstag durchgemacht hat, hängt man diese Geburtsorte wahrscheinlich nicht so stolz raus. Berliner und -innen sind einfach immer stolz auf ihre Heimat und bemühen sich meist redlich, auch über den jeweiligen Ort Freundliches zu berichten. So auch bei ihr.

Dabei gelingt Elisabeth Kuhs tatsächlich der Hackentrick, dass sie selbst schlampige Verabredungen, im Rheinischen liebevoll gemacht ("Mer sehen uns dann mal") immer noch gut finden kann. Sie hält preußisch dagegen. Und damit kann sie ihr volles Programm mit den vielerlei Künsten denn auch ordentlich abwickeln. Ihre letzte Tat ist ein Betrag zum Buch mit Männer- und Frauengeschichten "Gemeinsam grundverschieden" aus dem Leselust-Verlag zum Beispiel (bei dem sie eine von 36 Autoren ist, die aus 300 Bewerbern ausgewählt worden sind) zeigt auf nur einer Druckseite viel von ihrem spröden Humor. Auch, wenn sie eigentlich nur, treffsicher zugehört, die Varianten des Wortes Scheiße in mannigfaltigen Zusammensetzungen darlegt.

Staubtrocken erzählt sie, immer hellwach, immer auf dem rhetorischen Absprung. Woran sich Frank Stamm, städtischer Kulturplaner, gut und mit Freude erinnert: "Elisabeth Kuhs ist mehrfach erfolgreich in unserer Reihe 'Lebensart' im Medienzentrum aufgetreten".

Dabei hat sie nicht nur mit Wörtern jongliert, sondern auch tüchtig in ihr Gesangs-Repertoire von mehr als 250 Titeln gegriffen. "Die verrückten Schlager der Zwanziger Jahre gehören dazu, genau wie Chansons des klassischen und des jüngeren Kabaretts; Claire Waldoff und Hildegard Knef seien als Interpretinnen genannt, Friedrich Hollaender, Georg Kreisler und Peter Kreuder als Komponisten.

Ihre musikalischen Programme gestaltet Elisabeth Kuhs seit zwölf Jahren mit dem schottischen Pianisten und Arrangeur Michael Carleton, der seit einer Tournee im Jahr 1974 in Düsseldorf vor Anker gegangen und mit einer Reihe von anderen beliebten, sprechsingenden und singenden Frauen mit hoher Bühnenpräsenz aufgetreten ist. Mit Elisabeth Kuhs gibt er unter anderem die Programme, bei denen "Vamps und alte Schachteln", aber auch "Damen" oder (was Wunder) "Berlin, Berlin" thematisiert werden. Gesanglich. In den Kuhs'schen Schreibwerkstätten kommen Ambitionierte zusammen, die immer schon mal was lesenswert zu Papier bringen wollten - Lebensgeschichten, Erlebnisse, Fantasy. Wie schön, wenn sich dann zum Erlernbaren auch noch ein Talent gesellt. Doch es finden sich keine Teilnehmer ein, die gelangweilt wären, meint die literarische Mund- und Handwerksmeisterin.

Moderatorin, Schauspielerin, Regisseurin, Rezitatorin und Chanteuse war und ist sie. Und dann hat die Künstlerin Kuhs noch eine Eigenschaft, die sie überaus liebenswert dastehen lässt: Sie führt ihren Hund aus, der außer langsam zu laufen nicht mehr viel kann. Das aber darf er am Grünen See tun, auch wenn es um fünf in der Früh' ist.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort