Heiligenhaus Ein Prosit auf die neue Bierausstellung

Heiligenhaus · Im Museum Abtsküche dreht sich bis Oktober alles um den Gerstensaft und seine Entstehung.

 Zur Ausstellungseröffnung im Museum Abtsküche gab es für die Besucher Freibier von der Uerige Brauerei aus Düsseldorf.

Zur Ausstellungseröffnung im Museum Abtsküche gab es für die Besucher Freibier von der Uerige Brauerei aus Düsseldorf.

Foto: Achim Blazy

Es gibt Menschen, die sich schon aufgrund ihres Berufes richtig gut mit Bier auskennen. Und wenn die mit Lob und Anerkennung nicht geizen, dann hat Kustos Reinhard Schneider im Museum Abtsküche wohl ganze Arbeit geleistet für die Ausstellung "500 Jahre Reinheitsgebot / Biergeschichte".

Christoph Tenge ist ein solcher Experte, ist er doch schließlich der technische Leiter der Uerige Brauerei in der Düsseldorfer Altstadt, die zu der neuen Ausstellung einige Exponate beigesteuert hat. "Das ist wirklich toll, was hier alles zusammen getragen wurde", freut sich der Mann aus der Landeshauptstadt. Der Experte ist begeistert, der Laie vor allem überrascht, ob der interessanten Fakten aus eigentlich sogar weit mehr als 500 Jahren. Denn Bier als solches gibt es wesentlich länger.

 Museumskustos Reinhard Schneider und Christoph Tenge vom Uerige zeigen eine Flaschenfüllmaschine von 1920.

Museumskustos Reinhard Schneider und Christoph Tenge vom Uerige zeigen eine Flaschenfüllmaschine von 1920.

Foto: Blazy Achim

Schon die alten Ägypter brauten das Getränk, das eher zufällig entdeckt wurde, nämlich bei der Brotherstellung. Dass es über die Jahrtausende einen echten Triumphzug erleben sollte, damit hatte wohl damals niemand gerechnet. Da wäre dann noch die Frage, wie denn nun das Bier eigentlich "erfunden" worden ist. Und auch die wird in der Ausstellung beantwortet, allerdings sei davon nicht zu viel verraten, dann wäre die Überraschung weg.

"Wir sind auf sehr viele spannende Fakten gestoßen bei der Vorbereitung dieser Ausstellung", sagte Schneider bei der Eröffnung der neuen Ausstellung, die bis in den Oktober zu sehen ist. Im alten Ägypten, wo das Brauen sogar Staatsmonopol war, war es Grundnahrungsmittel, und auch der Stamm der Sumerer kannte das Getränk. Wann genau der Prozess des Gärens nun entdeckt wurde, das vermag allerdings auch die liebevoll aufbereitete Ausstellung nicht zu klären. Denn die Forschung präsentiert hier immer neue Erkenntnisse. Mittlerweile geht man davon aus, dass es Bier bereits weit vor Christi Geburt gab.

Natürlich gab es nicht nur die Entstehungsgeschichte des Bieres zu betrachten, der kühle Tropfen durfte selbstverständlich auch probiert werden. Und so sah man dann auch TV-Moderator Jean Pütz, der bekanntlich in Heiligenhaus wohnt, als Kölner sogar mal ein richtiges Bier trinken - nämlich Alt. Aber ernsthaft, der alte Bierkrieg zwischen Kölsch und Alt, der spielte bei der gestrigen Ausstellungseröffnung nur eine völlig untergeordnete Rolle. Viel zu interessant war das, was Schneider und seine Helfer da zusammen getragen hatten. Jede Menge Bierkrüge und andere Trinkgefäße, teilweise mehrere 100 Jahre alt, sind echte Hingucker. Es ist wie immer im Museum Abtsküche nicht bloß die reine Vermittlung von Fakten, sondern vor allem die ungeheure Liebe ins Detail. Jedes Stück ist perfekt in Szene gesetzt, und oft sind es die kleinen Stücke, die im Gedächtnis bleiben. Da ist zum Beispiel ein original Hopfen-Waageschein aus dem Jahr 1883 zu sehen. Dazu muss man wissen, dass das Abwiegen des Hopfens seinerzeit nicht irgendeine Aufgabe, sondern von besonders großer Bedeutung war. "Der Waagemeister war damals ein vereidigter Urkundsbeamter", erklärt Schneider einem Besucher. Der Staat hatte also damals schon die Bedeutung des Bieres erkannt.

(wol)
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