Ratingen Ein echtes Naturtalent am Mikrofon

Ratingen · Die Nachwuchsband "Friday and the fool" präsentierte ihre erste eigene CD im Club West am Berliner Platz.

 Svenja Kupschus hat alle Songs auf ihrem Album mit ihrem Bruder Jonas geschrieben.

Svenja Kupschus hat alle Songs auf ihrem Album mit ihrem Bruder Jonas geschrieben.

Foto: A. Blazy

West Eigentlich ist es unfair, sich bei einer Band nur auf die Frau am Mikrofon zu fokussieren. Schließlich gehören zu einem musikalischen Ergebnis Schlagzeuger, Gitarrist, Bassist und Keyboarder genauso dazu, machen das Gesamtpaket aus. Das ist auch bei der Ratinger Nachwuchsband "Friday and the fool" nicht anders, die jetzt im Club West am Berliner Platz vor mehr als 100 Gästen aller Altersstufen ihre erste eigene CD präsentierte. Das Problem von Musikern ist, dass sie immer etwas hinter der Sängerin stehen. Das ist auch hier nicht anders, wo zum Beispiel mit Gitarrist Jonathan Dangelmeyer ein mehrfach bei Nachwuchswettbewerben preisgekrönter Abiturient sitzt, der auch mit der Geige sehr gut umgehen kann.

Am Mikrofon steht Svenja Kupschus - und die ist ein echtes musikalisches Naturtalent. Wenn sie vor dem ersten Ton auf der Bühne steht, wirkt sie erst einmal so zerbrechlich und verletzlich, dass man sie fast in den Arm nehmen möchte und trösten will. Doch in dem Moment, in dem die Scheinwerfer angehen, die ersten Takte erklingen und sie fürs Intro zum Saxofon greift, da sind diese Gedanken - zumindest für die schnelleren Nummern - schnell verflogen. Die 16-Jährige, die die Songs auf dem Album alle selbst mit ihrem Bruder Jonas geschrieben hat, verfügt über eine solche Energie, über solche Kraft und solche Präsenz, dass sich der Betrachter fast schon wundert: Ist das noch die junge Frau, die eben fast schüchtern wirkte?

Getragen von den kraftvolleren Rhythmen der jungen Männer um sie herum, kann sie sich auf der kleinen Bühne in dem heimeligen Raum entfalten. Wohl kaum jemand, der sie nicht schon gehört hat, hätte dem zierlichen Mädchen eine solche Stimme zugetraut. Sicher, ein echter Musikexperte hätte auch da ein Haar in der Suppe gefunden, aber für den normalen Zuhörer ist es einfach schön, sich der Musik und der Stimme, die sie trägt, zu nähern. Meist sind die Songs rockiger, schneller, doch gerade bei den leiseren Tönen wie in "Wish you an rainbow" gelingt es der Sängerin, ihre ganze Magie einzusetzen - Tiefgang, Melancholie und ein tief Grad Sensibilität sind da zu hören. Fast möchte man sagen, dass es egal ist, was sie da singt, alleine die Stimme sagt schon alles aus.

Schon auf Grund der Instrumentenvielfalt lässt sich "Friday and the Fool" nicht leicht einem musikalischen Genre zuordnen. Die Band ist musikalisch experimentierfreudig, sie entdeckt sich immer wieder neu und beginnt gerade mit der Entfaltung ihres eigenen Potenzials - aber gerade das macht musikalisch gesehen den Reiz aus.

Dass Svenja und ihrer Band aber auch die Aussage der Texte wichtig sind, hatte sie vor einiger Zeit im Interview mit unserer Zeitung erklärt. Ihre Texte beschäftigen sich mit diversen Themen, aber eine Sache ist ihr ganz wichtig - Toleranz: "Das macht einen großen Teil meiner Texte aus, manchmal sehr direkt, manchmal auch hinter Symbolen versteckt", so die Teenagerin, die lange Jahre neben der Musik auch noch Karatekämpferin war. Entstanden ist die Band eher zufällig, nachdem sie im Internet von einem entfernten Freund angeschrieben wurde: "Wir haben uns dann getroffen und ein bisschen musikalisch experimentiert." Nach und nach entstand daraus die Band, der man wünscht, dass sie ihren Weg weiter geht. Eine Bereicherung der Musikszene in der Region sind sie als "Mannschaft" definitiv. Ob es für darüber hinaus reichen wird, wird die Zeit zeigen. Verdient hätte sie es auf jeden Fall alle.

(wol)
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