Ratingen Diebe machen Grableuchten zu Geld

Ratingen · Auf dem Areal an der alten Papiermühle gab es einen ungewöhnlichen Fund. Die Polizei wurde eingeschaltet.

Wer mit Harke oder Rechen mal tiefer ins Gestrüpp geht, findet so manches. Das wissen Hobbygärtner aus den heimischen Rabatten ebenso wie Profis. Und diese Erfahrung machte jetzt auch Peter Maria Schäfer, als Facility Manager für das Areal an der alten Papiermühle zuständig.

"Wir wollten gerade das Unkraut im Wendehammer zurückschneiden, da stießen wir auf ein undefinierbares Etwas", beschreibt der Gärtner die Tätigkeit an einem strahlenden Sommertag Mitte des Monats. Unter der Leitplanke zog er ein sorgsam verschnürtes Bettlaken hervor, worunter sich "Formen abzeichneten, die ich echt nicht zuordnen konnte". Bei näherem Hinschauen fanden sich im Bereich von etwa fünf Quadratmetern weitere Plastiktüten, deren Silhouette ähnlich ausschaute wie das ominöse Laken. "Na ja, da habe ich dann mal vorsichtig nachgeguckt - und eine Grableuchte nach der anderen zum Vorschein gebracht." Davon war offensichtlich keine im Geschäft käuflich erworben worden, "da waren teilweise noch die Dübel dran". Sprich: Ganz offensichtlich waren sie bereits an Gräbern montiert gewesen - und mit brachialer Gewalt herausgerissen und gestohlen worden.

Hinter dem Wendehammer am Papiermühlenweg geht es runter zur Anger Richtung Haus zum Haus. Außer den Leuchten befanden sich in dem Laken sowie den Plastiktüten auch Grabvasen. Die Polizei wurde alarmiert, der Fund gemeldet und ordnungsgemäß von einem Kommissar protokolliert. Wenn ein solcher Diebstahl zur Anzeige gebracht wird, ist es eine Anzeige gegen Unbekannt, wie die Mitarbeiter der Polizei sagen. Und die verläuft schon mal im Nichts.

Immer mal wieder sind solche Fälle wie die gestohlenen Metallstücke ein Thema. Offensichtlich geht es bei derlei Diebeszügen um den Materialwert. Im Handel kostet Grabschmuck gutes Geld, 200 bis 400 Euro zahlt man, je nachdem, wie aufwendig Grableuchte oder Vase gearbeitet ist.

In der Menge sind sie beim Schrotthändler des Vertrauens nur einen Bruchteil des Kaufpreises wert. Je nachdem, ob es ein Gefäß aus Kupfer oder Bronze ist, liegt der Gewinn bei weniger als zehn Euro. Der Schmerz bei den Hinterbliebenen dagegen ist unermesslich. Das weiß Peter Maria Schäfer aus eigener leidvoller Erfahrung. Seinen Vater hat er gerade im Februar dieses Jahres beerdigt, zur Ausschmückung dessen Grabmals hatte er zum Grabstein ebenfalls eine Schale und Lampe aus edlem Metall angeschafft.

Metalldiebe schauen sich aber auch auf Spielplätzen um. So gab es vor einiger Zeit einen Diebstahl auf dem Spielplatz am Beamtengässchen. Die Feuerwehr musste ein großes Kombi-Spielgerät absperren, weil ansonsten Gefahr für die Kinder bestanden hätte. Ein Dieb hatte nämlich eine Feuerwehrstange aus Stahl abmontiert, an der die Kinder herunterrutschen können. Aus dem Boden ragten nur noch die Reste des Spielgeräts heraus, die Feuerwehr musste eingreifen.

Geklaut wird alles, was nicht niet- und nagelfest ist, so die Erfahrung der Polizei: "Bepflanzte Kupferkessel aus dem Vorgarten, Rohrleitungen, Kabel, Heizungsrohre. Dabei machen die Diebe auch vor bereits verbautem Material keinen Halt", so ein Polizeisprecher. Zum bevorzugten Diebesgut gehören Oberleitungen der Bahn und Signalleitungen sowie Gleisteile. Lagerhallen werden ausgekundschaftet und aufgebrochen. "Wir haben hier im Kreis zwar nicht überproportional viele Diebstähle von Metall, aber eine Schadenssumme, die im oberen Drittel liegt - eben durch die Beute aus Lagerhallen", so der Sprecher.

Transportiert werden die gestohlenen Metalle aus Deutschland vorwiegend in die Benelux-Länder und in den osteuropäischen Raum, meist von Tätern aus dem Ausland.

(RP)
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