Ratingen Die Palliativmedizin rückt ins Blickfeld

Ratingen · Sterbehilfe: Hospiz-Koordinatorin Martina Rubarth lobt Gesetzesänderung als richtige Entscheidung.

 Ein großes Thema der Sterbebegleiter und der Palliativmediziner ist die Furcht der Patienten vor dem Schmerz. In Gesprächen geht es zudem oft auch um die Angst vor dem völligen Kontrollverlust.

Ein großes Thema der Sterbebegleiter und der Palliativmediziner ist die Furcht der Patienten vor dem Schmerz. In Gesprächen geht es zudem oft auch um die Angst vor dem völligen Kontrollverlust.

Foto: EPD

Geschäftsmäßige Sterbehilfe ist in Deutschland künftig strafbar. Nach ausführlicher Debatte setzte sich jetzt im Bundestag ein entsprechender Gesetzentwurf klar durch. "Es ist ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung", lobt Martina Rubarth die Entscheidung über eine zuvor kontrovers diskutierten Gewissensfrage.

"Die Entscheidung bedeutet zweierlei", sagt die Koordinatorin der Ratinger Hospizbewegung. Einerseits ist es ein neues Gesetz. Einzelpersonen dürfen demnach künftig keine Beihilfe zum Suizid als Dienstleistung anbieten. Andererseits wird mehr Geld für die Palliativmedizin bereit gestellt. "So wird die Palliativmedizin gefördert und so kann die Hospizbegleitung ausgebaut werden."

Denn: "Beratung und Aufklärung sind das Wichtigste." Seit 20 Jahren ist Rubarth in der Hospizarbeit tätig, weiß nicht nur theoretisch, wovon sie spricht, sondern kennt unterschiedliche Beispiele aus der Praxis. Ein großes Thema sind Furcht vor Schmerz. Diese diffusen Ängste müsse keiner mehr haben, "da hat sich in der Pallativmedizin viel getan". Gleiches gelte für die Sorge, die Kontrolle zu verlieren und vor allem, allein gelassen zu werden. Letzteres lässt das engmaschige Netz von Ärzten, Pflegern und Ehrenamtlern in der Hospiz-Bewegung, wenn man die Angebote annimmt, nicht zu. "Wir sind nicht erst da, wenn ein Leben zu Ende geht", beschreibt sie das individuelle Angebot. Lange bevor Patienten in existenzielle Not geraten, greift - auf Wunsch - die Hospiz-Betreuung bei Martina Rubarth und ihren Mitstreitern. Dabei geht es allen auch um den Schutz von sterbenskranken Menschen vor gefährlichem Druck. Nämlich dem Irrglauben, vorzeitig aus dem Leben scheiden zu müssen, weil es keine Alternative gäbe. So wie es Einrichtungen wie die von Roger Kusch als Vorsitzenden geleiteten Vereins "Sterbehilfe Deutschland" bislang machten. Und auch andere bislang straffrei, aber gegen gutes Geld geschäftsmäßige Suizidassistenz leisteten.

Als starkes Zeichen für den Lebensschutz wird die Umstrukturierung begrüßt. Die komplette Refinanzierung der Hospizaufgaben - momentan gibt es nur Fördergelder - wäre ein weiterer Meilenstein. Gleiches gilt für das Thema Trauerarbeit.

Denn auch hier finden Aufklärung und Betreuung statt, die bislang von entsprechend ausgebildeten Ehrenamtlern getragen wird. "Da kommen noch weitere Aufgaben auf uns zu." Der Faktor Zeit spielt bei allem Umgang mit todkranken eine wesentliche Rolle. Doch die ist und bleibt unbezahlbar.

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