Analyse Die Hauptstraße hat zwei Perspektiven

Heiligenhaus · Zwischen blühendem "Sorgfaltsraum" und bedrückendem Niedergang an der ehemaligen Hauptverkehrsstraße liegen räumlich nur wenige Meter, gedanklich aber Welten. Das ist erkannt. Ob ein neuer Bebauungsplan für den Westteil hilft, bleibt einstweilen offen.

 Blick vom Kirchplatz Richtung Alte Kirche: Hier wird eines der nächsten Kapitel zum Thema "Stadtwandel" geschrieben.

Blick vom Kirchplatz Richtung Alte Kirche: Hier wird eines der nächsten Kapitel zum Thema "Stadtwandel" geschrieben.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Es ist im Prinzip eine der trockensten aller Formalien: Bei den Stadtplanern liegt noch kurze Zeit ein Bebauungsplan zur Ansicht aus. Wer mag, bekommt ihn auch erklärt. Aber es gibt zwei Dinge, die den Plan für die nahezu rechteckige Fläche zwischen Hauptstraße, Am Hanholz, Rheinlandstraße und Kettwiger Straße zu einer sehr besonderern Angelegenheit machen. Es geht um die künftige Nutzung der Flächen - und um eine in den vergangenen Jahren runderneuerte Nachbarschaft. Für letztere gilt aus Verwaltungssicht Folgendes: Die Hauptstraße ist verkehrstechnisch entlastet und durch den Neubau des Hauses der Kirche nebst Umgestaltung des Platzes davor hat sich das Stadtbild in diesem Bereich zum Besseren gewandelt. In diesem Sinne will man zwischen Mozartstraße und Schulstraße weiterdenken und arbeiten. Das Problem: Nördlich dieses Gebiets geht es nicht um bautechnische Nutzung in Zukunft, sondern um das, was überhaupt dort erlaubt werden soll. es geht um die Trennung zwischen erwünschten und unerwünschten Umfeldern. Der jetzt zur Ansicht ausliegende Plan hält fest: Bisher sind dort Vergnügungstätten wie Wettbüros oder Spielhallen zulässig. Jetzt teilt die Verwaltung klipp und klar mit: Wegen der städtebaulichen Veränderungen in diesem Stadtbereich soll das künftig ausgeschlossen werden. Das hat, wie Bürgermeister Heinisch bereits hier und da angedeutet hat, Diskussionen mit Hausbesitzern und Vermietern zur Folge. Denn Vermietern ist vermieteter Raum allemal lieber als Leerstand. Und die Nachfrage nach Platz für "Vergnügungsstätten", die besteht nunmal. Folglich entstehen Fronten: Man will sich das freie Vermieten nicht verbieten lassen - das ist die eine. Wir machen keine langfristigen Pläne für die Umgestaltung und Aufwertung der Innenstadt, wenn anschließend das Angebot nicht stimmt, so geht die andere. es geht den Stadtplanern darum, Qualitäts- und Imageverluste möglichst auszuschließen und die Stadtentwicklung zu lenken.

Auch Anlieger mit langjähriger Geschäftserfahrung halten die Idee nachhaltiger Aufwertung eines ganzen Straßenzuges wie der westlichen Hauptstraße aus ganz anderen Erwägungen heraus für fraglich:

"Wenn so geplant wird - auch mit der Westfalenstraße, die sozusagen den Real-Markt am einen Ende der Stadt mit dem Versorgungszentrum Grün-Selbeck am anderen verbindet, der erreicht damit, dass niemand mehr die Innenstadt braucht", so hat es der Spielwarenhändler Ralf Mühlensiepen einmal ausgedrückt. In jedem Fall wird es ein Kraftakt, die Hauptstraße mit ihren derzeit mehreren Gesichtern als Ganzes zu entwickeln. Die verkehrstechnische Lösung war erst der Anfang. So viel steht fest.

(RP)
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