Heiligenhaus Diakonie sucht Paten für Flüchtlinge

Heiligenhaus · "Menschen stärken Menschen" heißt ein neu aufgelegtes Projekt. Es dient dazu, Interessenten speziell zu schulen.

Heiligenhaus: Diakonie sucht Paten für Flüchtlinge
Foto: Blazy Achim

Eine Odyssee beinahe um die halbe Welt ging für Mamuka Muradov, seine Frau und vier Kinder im Januar 2015 in der Unterilp vorerst zu Ende. Die jesidische Familie - in Georgien aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit von Gewalt verfolgt - floh zunächst nach Frankreich - später nach Deutschland. An der Harzstraße hat sich die Familie inzwischen eingelebt, eine Tochter wird von Sommer an die Grundschule Isenbügel besuchen. An der Harzstraße fand Familie Muradov auch mit Helga Plyn zusammen.

Die Heiligenhauserin hilft der Familie, zusammen mit den Mitarbeitern der Diakonie, die in drei Dutzend von der Stadt angemieteten Wohnungen an der Harzstraße 9 in der Oberilp derzeit 40 Flüchtlinge betreuen. Die Diakonie-Mitarbeiter können Unterstützung von privat gebrauchen. Immerhin reicht die Kapazität an der Harzstraße für bis zu 120 Personen. Für noch mehr Interesse sorgen soll ein neu aufgelegtes Programm, das Paten und Patenschaften auf neuen Wegen fördern soll: durch Schulung von Ehrenamtlichen. Stand der Dinge: "Elf Paten gibt es bereits in Heiligenhaus, das neue Projekt, in Velbert und Heiligenhaus getragen von der Diakonie, bietet je 50 Plätze für Heiligenhauser und Velberter Interessenten", erläutert Marc Körschgen, der zurzeit mit einer Kollegin die Betreuung der Flüchtlinge an der Harzstraße organisiert. Das Programm wird finanziell vom Bund unterstützt. Zur Verfügung steht ein Betrag von 150 Euro pro Pate. Das Geld ist ausschließlich für deren Schulung bestimmt.

Helga Plyn spricht lieber von "Betreuung", wenn sie ihre bisherige ehrenamtliche Hilfe beschreibt. Das Programm ist für sie neu, die Themen der Flüchtlingshilfe im Alltag nicht. Behördengänge, Papierwust, Formulare ausfüllen Alltagsfragen - das alles versucht sie, gemeinsam mit dem georgischen Familienvater je nach Bedarf zu klären. Die beiden unterhalten sich auf Französisch - "das klappt ganz gut". Oft sind es kleine Dinge, die viel Organisationsgeschick erfordern: Eine der beiden Töchter der Familie Muradov kommt im Sommer in die Schule, in ihrem Fall in die Grundschule Isenbügel, weil die in der Unterilp keine Plätze mehr frei hatte. Folge: Morgens fährt ein Schulbus die Sechsjährige zur Schule. Nachmittags fährt der nicht - und die Tour im Linienbus geht für das Mädchen nicht. Der Ausweg: Helga Plyn hat private Touren organisiert. Von montags bis mittwochs steht der private "Fahrplan" schon. Angefangen hat Plyn, wie Wilhelm Busse in der Oberilp, mit Sprachlernangeboten für Flüchtlinge. Diese Arbeit hat sich inzwischen ausgewachsen. Busses Erfahrung: "Menschen ins Arbeitsleben zu integrieren wird oft als eine der Hauptaufgaben genannt. Tatsächlich beginnt hier aber für viele ein bürokratiebedingter Hürdenlauf." Hierwünschen sich die ehrenamtlichen Helfer ihrerseits mehr Rückenwind aus der Wirtschaft. Was die Interessen von Mamuka Muradov angeht, scheint eine Lösung auf kleinerem Dienstweg gefunden. Der Familienvater könnte mit einem Praktikum beim Heiligenhauser Förster Hannes Johannsen einsteigen.

(RP)
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