Heiligenhaus Deutschunterricht geht neue Wege

Heiligenhaus · Die Realschule unterrichtet Zuwandererkinder in einer eigenen Klasse. Lehrer aus anderen Schulen helfen dabei.

Sie kommen aus Balkanstaaten, Bulgarien und Spanien: Zunächst 17 Kinder und Jugendliche, deren Familien Duldungsstatus haben, auf diesen warten oder dauerhaftes Bleiberecht besitzen, werden seit diesem Schuljahr in einer eigenen Klasse an der Realschule unterrichtet. Unter dem Kürzel "DAZ" (Deutsch als Zweitsprache) bilden die Zuwandererkinder einen eigenen Klassenverbund, in dem deutschsprachige Lehrer ihnen in 18 von 24 Gesamtstunden die Sprache ihres neuen Landes nahe bringen. Das Besondere: Zwar ist die Realschule zunächst ihre "Bildungsheimat", das Immanuel-Kant-Gymnasium (IKG) und die Gesamtschule steuern aber je zwei Lehrkräfte mit jeweils sieben Lehrstunden bei.

"Wir haben vor den Ferien gemeinsam überlegt, wie wir diese Kinder unterbringen und beschulen können", sagt Realschul-Rektorin Sonia Cohen. Die größten Schülerkapazitäten stellten sich an der Unesco-Realschule heraus, doch Britta Berschick und Gabriele Arnsmann als Leiterinnen des Gymnasiums und der Gesamtschule sahen sich dadurch nicht aus der Verantwortung entlassen - im Gegenteil. "Weder wir als Gesamtschule noch das IKG haben noch irgendwo Platz, um weitere Schüler aufzunehmen", sagt Arnsmann. Sehr gerne aber bot man der Realschule Unterstützung in Form von Lehrkräften an. "Es haben sich dann auch spontan zwei Lehrerinnen bei uns gefunden, die diese Aufgabe sehr gerne übernehmen wollten. Eine davon hat sogar ihre Stundenzahl dafür aufgestockt." Um nicht allzu viel pendeln zu müssen, wurde vereinbart, dass die Lehrerinnen jeweils an nur einem Tag einen kompletten Unterrichtsblock übernehmen. Das IKG verfährt ebenso mit den beiden Lehrkräften, die von dort aus die DAZ-Klasse mit unterrichten. Ein weiterer Aspekt der Zusammenarbeit: Je nach Bildungsstand stehen im Anschluss an das Deutschlernen alle drei weiterführenden Schulen als Perspektive für die zehn- bis 17-jährigen Schüler offen. "Wir wollen die Kinder und Jugendlichen so schnell wie möglich in den normalen Schulunterricht der anderen Klassen integrieren", sagt Cohen. Insgesamt kümmern sich elf Lehrkräfte um die fünf Mädchen und zwölf Jungen, als Klassenleiter hat sich Michael Kliemann gefunden. Auf der übergeordneten Ebene kommt sehr gut an, wie in Heiligenhaus mit der Schulpflicht für Zuwandererkinder umgegangen wird. "Dass in einem solchen Projekt die drei weiterführenden Schulen einer Stadt kooperieren und in einer gemeinsamen Sitzung eine Lösung über die drei Schulformen hinweg gefunden haben, ist schon etwas Besonderes", sagt Klaus Killich von der Bezirksregierung Düsseldorf.

Noch nicht ganz geklärt sind die Hausaufgaben- und Übermittagsbetreuung, an denen die 17 Schüler ebenfalls teilhaben. Dafür wird noch für zwei bis drei Stunden pro Schultag eine Sozialarbeiterin oder ein Sozialarbeiter benötigt. "Für die Finanzierung dieser Stelle fehlen uns in diesem Schuljahr noch rund 5000 Euro", sagt Sonia Cohen. Sollte es Unternehmen oder Privatiers geben, die sich ein entsprechendes Sponsoring vorstellen können, so können diese sich gerne an die Schulleiterin der Realschule wenden (02056 6211, cohen@realschule-heiligenhaus.de.

(stemu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort