Ratingen-Homberg Designerin macht aus Porzellan Kunst

Ratingen-Homberg · Petra Hilpert (54) hat Faible fürs Zerbrechliche. Ihr Atelier hat sie in Homberg, das Ratinger Museum bietet ihre Unikate im Shop an.

 Petra Hilpert mit Emaille-Arbeiten in ihrem Atelier in Homberg

Petra Hilpert mit Emaille-Arbeiten in ihrem Atelier in Homberg

Foto: Achim Blazy

Diese Frau hat alle Tassen im Schrank. In gewisser Weise geordnet, meist sogar kraft ihres eigenen Ideenreichtums erdacht, von eigener Hand gefertigt. Die präsentiert sie ihrem Publikum jetzt dort, wo sie auch seit kurzer Zeit kreiert werden: auf Gut Grashof in Homberg.

Was gibt diese Frau von sich preis? Dass sie geduldig sein muss. Klar, Porzellan stellt man nicht nebenbei her, kann man nicht einfach so hinhudeln. Sie ist spontan und sie hat jetzt, mit 54 Jahren, eine Zeit in ihrem Leben erreicht, in der sie sich rundum und ohne Einschränkungen wohlfühlt, gesund ist, immer noch gern arbeitet, glücklich ist.

Da durchmisst sie Ausstellungsraum und Atelier, nimmt mal einen Becher in die Hand, erklärt lebendig, wie man ein freischwingendes Netz aus geflochtenem Edelstahl an einem Metallring in eine dazu passende Porzellan- oder Glasschale hängt und belanglos Zitronen hinein gleiten lässt.

Sie erklärt präzise die Herstellung von Porzellanprodukten. Ihre Augen leuchten dabei.

Petra Hilpert demonstriert, dass bestimmte große Becher sehr wohl kippen, die kleinen zur größten Not stehenbleiben würden. Das liegt daran, dass das Modell "YOU" keine wirkliche Stellfläche hat, sondern auf einem Ring aus Holz oder Silikon, aus perlengleichen Filzkugeln (zum Kreis geformt), auf einer ausgeschnittenen Filzunterlage zum Stehen kommt.

Und alles, was man in jede andere Tasse oder jeden beliebigen Becher gibt, kann man auch in diese anmutigen Behältnisse füllen. Sie haben keine Henkel und sind auch zum Genuss von heißen Getränken geeignet - denn wenn man die Tasse nicht anfassen kann, ist der Inhalt auch zum Trinken oder Essen zu heiß.

Wenn man die Becher, die Schalen - auch die ganz flache, vielfach preisgekrönte - betrachtet, gibt's keinen Zweifel: 100 Prozent Design. Erfreulicherweise aber auch noch hoch funktional, angenehm anzufassen, praktisch zu nutzen. Schließlich gehören Porzellan und Spülmaschine wie ein glückliches Paar zusammen.

"Der Goldrand steht dieser Verbindung leider oft im Weg - sonst würde in mehr Haushaltungen Omas Geschirr mit den Tellern und Tassen der Enkelin auf einem einfallsreich gedeckten Tisch nebeneinander stehen. Ich komponiere oft altes und neues Porzellan und finde das sehr schön", versichert Petra Hilpert.

Die gebürtige Oberhausenerin absolvierte nach dem Gymnasium eine Lehre als Schauwerbegestalterin. Natürlich hat Petra Hilpert, als sie noch Hettkamp hieß, auch getöpfert (wie viele Frauen), als sie noch am Beginn des Wegs zur künstlerisch-handwerklichen Findung war.

Das ist natürlich schon ein paar Jahre her. Sie begann im Jahr 2001 ein Produktdesign-Studium für Keramik-, Porzellan- und Glas-Design in Krefeld, 2006 gekrönt vom Diplom, bald gefolgt von der Selbständigkeit als Produktdesignerin.

Ihre Firma nannte sie "soprana design" - soprana angelehnt an den hellen, klaren und glockenreinen Klang, der für Porzellan typisch ist. Er entsteht bei leichtem Anschlagen.

Inzwischen bietet Alexandra König, die Leiterin des Ratinger Museums, im Shop des Museums exklusive Porzellanunikate von Petra Hilpert an und meint: "Die Designerin hat exklusiv für unser Haus Tassen aus der Reihe YOU mit Motiven nach Johann Peter Melchior gestaltet.

Die Unikate aus hochwertigem Porzellan sind - mit lockerem Strich in Gold oder Platin bemalt - quasi die moderne Antwort auf die Tischkultur der Melchior-Zeit."

Allerdings ist soprana aus vielen Gründen mehr was für den Herbstabend am Kamin als für den Polterabend.

(gaha)
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