Postskriptum Die Woche In Unserer Stadt Der große Streit um Sport und Wohnen in Ratingen Süd

Ratingen · Die Planungen für das Areal "An der Lilie" sind zum Politikum geworden. Nun gibt es einen Kompromiss, der allerdings umstritten ist.

Als Bürgermeister Klaus Konrad Pesch vor einiger Zeit seinen Masterplan 2020 skizzierte, da dämmerte es so manchem Anwohner und Politiker. Der Verwaltungschef hatte ein Auge auf Bereiche geworfen, die bisher ausschließlich dem Schul- und Breitensport vorbehalten waren. Das Areal Talstraße/An der Lilie geriet schnell in den Blickpunkt.

Über allem schwebten die Ergebnisse des Sportentwicklungsplanes, der viel Geld gekostet hat und die Empfehlung gibt, Bewegungsflächen anzubieten, eben auch an der Talstraße. Doch Pesch gab andere Signale, die eindeutig waren: Der Sport spielte in seinen Überlegungen eher eine Nebenrolle, was die Anwohner in Ratingen Süd natürlich spürten. Es gründete sich eine Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt von Sportflächen ausspricht. Die SPD-Fraktion betonte, dass man auf dem Areal bezahlbaren Wohnraum schaffen muss - was die CDU ursprünglich auch mitgetragen hat.

Doch hinter den Kulissen ging es eben auch darum, preiswerte Wohnungen an dieser gut gelegenen Örtlichkeit konsequent zu verhindern. Aus Sicht der Bürger Union war wiederum klar, die Wertigkeit des Sports zu betonen. Ratsmitglied Detlev Czoske gehörte zu den treibenden Kräften, die den Sportentwicklungsplan auf den Weg gebracht haben. Und man wollte eine Bebauung mit 60 bis 70 Wohneinheiten unbedingt verhindern.

Jetzt, nach vielen Verhandlungen, Gesprächen und Überlegungen, ist es zu einem gemeinsamen Antrag von CDU und BU gekommen. Der Kompromiss sieht so aus: Es gibt Möglichkeiten für Sport und Wohnen auf dem genannten Areal. Die SPD ist stocksauer, denn das Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wurde politisch verworfen. Nun sollen Häuser für junge Familien gebaut werden. Christian Wiglow, der Fraktionschef der Sozialdemokraten, betonte, dass die CDU nun in trautem Einvernehmen mit der Bürger Union in Richtung rücksichtslose Klientelpolitik umschwenke.

Zurzeit rumort es im politischen Raum gewaltig. Dass die CDU eine weitere Dezernenten-Stelle aus dem Hut zaubern will, hat man vor allem in den Reihen der Bürger Union mit Befremden zur Kenntnis genommen. Gemeinsame Anträge mit der CDU werden auch deshalb ganz sicher die Seltenheit bleiben. norbert.kleeberg@rheinische-post.de

(RP)
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