Ratingen Das sind die närrischen Schmuckstücke

Ratingen · Das ganz prosaische Geschäft mit den närrischen Auszeichnungen lässt sich en detail im Netz verfolgen.

 Links: Die Schirmherren-Vertreter Ignacio Ordejon und Ewald Vielhaus (v. l.) mit ihrem Sessionsorden. Rechts: Der Orden des Karnevalsausschusses zeigt einen optimistisch emporgereckten Daumen nebst Stadtwappen und Sessionsmotto.

Links: Die Schirmherren-Vertreter Ignacio Ordejon und Ewald Vielhaus (v. l.) mit ihrem Sessionsorden. Rechts: Der Orden des Karnevalsausschusses zeigt einen optimistisch emporgereckten Daumen nebst Stadtwappen und Sessionsmotto.

Foto: Blazy Achim

Orden kaufmännisch: Wer die Vorlage für die närrische Auszeichnung blanko auswählt, zahlt dafür zwischen 79 Cent und 6,95 Euro. Orden finden sich, fertigungs- und vertriebstechnisch in trauter Gemeinschaft mit Medaillen, Pokalen, Schlüsselanhängern und "bedruckten Emblemen", wie entsprechende Angebote lauten. Aber wer denkt bei den Sessionsorden schon an die industrielle Fertigung? Sie sind schließlich die farbig-metallene Grußbotschaft zu jedem närrischen Anlass.

Ratingen: Das sind die närrischen Schmuckstücke
Foto: Blazy Achim

Orden aktuell:Natürlich taugen Allerwelts-Vorlagen nicht für den Ratinger Karneval. Fürs Design müssen die Narren vor Ort sorgen. Sie tun das traditionell gern. In Ratingen ist der Karnevalsausschuss (KA) zuständig für drei Sessionsauszeichnungen. Aber nicht allein: "Alle dürfen ihre eigenen Ideen mitbringen", sagt Peter Hense, Chef des närrischen Aufsichtsrats. Die drei wichtigsten Auszeichnungen vergeben der KA, das Prinzenpaar und die Schirmherren der Session. Gebunden sind sie nur an wenige Details: Stadtwappen und Sessions-Datum müssen erkennbar sein.

 Prinz Samuel I. und Prinzessin Jacinta I. haben für ihren Orden viel Symbolisches auf eine ganz kleine Fläche gebracht: Die Landesfarben von Kamerun gehen in die des Ratinger Wappens über, ineinandergreifende Hände stehen für engste Verbundenheit.

Prinz Samuel I. und Prinzessin Jacinta I. haben für ihren Orden viel Symbolisches auf eine ganz kleine Fläche gebracht: Die Landesfarben von Kamerun gehen in die des Ratinger Wappens über, ineinandergreifende Hände stehen für engste Verbundenheit.

Foto: Achim Blazy

Prinz Samuel I. hat es in diesem Jahr geschafft, viel Symbolik auf kleiner Ordensfläche zu versammeln: Für "Offenheit, Verbundenheit und Toleranz" will er werben - "unabhängig von Hautfarbe, Nation, und Religion". Folglich gehen im Orden die Ratinger Stadtfarben in die seines Heimatlandes Kamerun über. Fünf ineinandergreifende Hände formen einen Kreis.

Ganz anders der Orden des KA - denn zu sehr gleichen sollen sich die jecken Schmuckstücke ja nicht: Der emporgereckte Daumen (mit Narrenkappe on top) bestimmt das Ordensbild, dazu das Sessionsmotto: "Dume huch und mahke!" Auch dieses Motto soll spiegeln, wie sich der Prinz die Session wünscht - und wie sein Gefolge denkt: "Alles so gut wie möglich machen - das steht auch für den Neuanfang im KA", sagt Hense.

Der Orden der Schirmherren schließlich bringt den Bergischen Löwen gleich doppelt: einmal im Ratinger Wappen, einmal als Solofigur. Dazu nur die Namen ATN und MIZ. Dass es sich hier um Rechtsanwälte und Steuerberater handelt, muss der Orden nicht erläutern. Aber auch dieser Orden verbreitet gern das Sessionsmotto.

Orden historisch: Auch wenn man es in Nachbarschaft zur Landeshauptstadt Düsseldorf vielleicht nicht gerne hört, die Geschichte der Karnevalsorden nahm ihren Anfang beim großen Konkurrenten, in Köln. Dort sollen bereits vor rund 200 Jahren Orden verteilt worden sein. Und da der Karneval bekanntlich nicht alles so ernst nimmt, symbolisierten die Orden eigentlich eine überzeichnete Darstellung des damals so beliebten militärischen Gehabe, sich mit pompösen Orden zu schmücken. Denn gerade die Preußen waren bekannt für ihre Vielfalt an Orden, Schärpen oder Brustbändern.

Orden formell: Wie auch in der Dumeklemmerstadt üblich widmeten sich die Karnevalsorden, die traditionell mit drei Bützchen verliehen werden, Themen aus Politik oder der Stadtgeschichte. Häufig werden und wurden zum Beispiel Stadt- oder Vereinsjubiläen aufgegriffen. Selbst Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Karneval boten sich als Motiv an. Die Aussage der Orden variiert also bis heute zwischen Spott, grafischer Aussage und Ehrbezeugung. Es gibt den Sessionsorden, der jedes Mal neu entworfen wird, den Verbandsorden, der von Dachverbänden jährlich entworfen und an langjährige Mitglieder vergeben wird und Verdienstorden für närrisches Mittun.

(RP)
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