Analyse Das Bad hat viele Freunde, aber kein Geld

Heiligenhaus · Der Verein der Freibadfreunde steht vor seiner ersten Hauptversammlung. 45 Mitglieder kämpfen um den Erhalt von Frei- und Hallenbad in altgewohnter Form. Offen bleibt, ob und wie lange dies angesichts katastrophaler Haushaltsdaten durchzuhalten ist.

 An guten Saisontagen kann es keinen Zweifel geben: Das Heljensbad ist eine Top-Freizeitadresse. Aber selbst an solchen Tagen kostet jeder Badegast die Stadt bares Subventions-Geld.

An guten Saisontagen kann es keinen Zweifel geben: Das Heljensbad ist eine Top-Freizeitadresse. Aber selbst an solchen Tagen kostet jeder Badegast die Stadt bares Subventions-Geld.

Foto: RP-AF. A. Blazy

Kommt die Sprache auf das Heljensbad, dann gibt es plötzlich keine Fraktionen mehr, sondern nur noch das Gebilde des "politischen Raums". Langjährige Beobachter der Debatte um die Bad-Zukunft wissen zwei Dinge ganz sicher: Hallen- wie Freibad werden gut angenommen und dringend gebraucht. Und: Beide zu erhalten ist ein Ding, das alljährlich ein Riesenloch in die Bilanz der Stadtwerke reißt. Folge: Die Stadtwerke können weniger Gewinn an die definitiv notleidende Stadtkasse abführen. Eine böse Zwickmühle.

Vor diesem Hintergrund trifft sich am kommenden Donnerstag der Verein der Freinbadfreunde zu seiner ersten Hauptversammlung. Dessen Geschäftsführer Ingmar Janssen (zugleich SPD-Ortsvereinschef) hat vergleichsweise frohe Kunde: "Es gibt aktuell keinen Aufsichtsratsbeschluss, das Hallenbad zu schließen." Nach wie vor aber haben die Stadtwerke als Betreiber den Auftrag, Sparmöglichkeiten zu prüfen. Denn im soeben verabschiedeten Sicherungskonzept für den städtischen Haushalt steht klipp und klar: Die Gewinnabführung der Stadtwerke soll um einen sechsstelligen Betrag pro Jahr steigen.

Insofern bewegen sich die Betreiber derzeit auf dem Feld zwischen Planspiel und Spekulation: Was wäre wenn...? Heiligenhaus ohne Hallenbad - das hieße: Der Schwimmunterricht müsste in Nachbarstädte ausgelagert werden. Ob, wie und zu welchem Preis das zu realisieren wäre, ist völlig offen. Heiligenhaus ohne Hallenbad, das hieße auch: Die DLRG käme in große Not. Schon jetzt weisen die Lebensretter auf ihrer Homepage auf eine Warteliste hin. Über 100 Interessierte drängen in die Anfänger-Schwimmkurse. Da geht schon jetzt nichts mehr.

Das wiederum erklärt auch die Gemengelage im politischen Raum. Quer durch die Fraktionen gehen die Meinungen, was wie unter welchen Umständen erhalten bleiben kann oder muss. Längst vorbei sind die Zeiten, als die Heiligenhauser Kommunalpolitiker noch um Dinge wie das längst geschlossene Lehrschwimmbecken Ludgerusstraße oder Pläne für ein Spaßbad rangen. Inzwischen geht es um ein Stück Infrastruktur und die Frage, inwieweit es der Daseinsvorsorge zuzurechnen ist. Gerade in einer Stadt, die um junge Familien wirbt.

Welche Chance hat ein Verein der Freunde und Förderer eines Schwimmbades angesichts mehr als klammer Kassen? Für den Geschäftsführer eine klare Sache: "Wir beziehen Position. Wir sprechen Leute an, wir planen Events - zusammen mit DLRG, dem Schwimmverein und der Badleitung. Personell können wir Veranstaltungen unterstützen, auch finanziell hier und da helfen." Man will also Lobby machen und steht damit vor der ersten kompletten Saison im Bad. Der Verein gründete sich im vergangenen Sommer.

Auch die Bad-Mitarbeiter tragen dazu bei, das Defizit zu senken, wo immer möglich - Handwerksarbeiten werden im Rahmen des Machbaren selbst erledigt - "und das Rasenmähen im Freibad wird auch nicht als Auftrag vergeben", sagt Janssen. Dass Öffnungszeiten zusätzlich gekappt wurden - was Personalkosten spart - sieht er eher kritisch: "Dann kommen auch weniger Besucher."

Ein besonderer Termin ist übrigens fest gebucht: der 13. Juli. Dann gibt es Freiluftkino im Freibad bei "Filmschauplätze NRW".

(RP)
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