Ratingen Caritas bietet Beratung für Rückkehrwillige an

Ratingen · Für Flüchtlinge, die zurück in ihr Heimatland wollen, gibt es seit Anfang des Monats eine Ansprechpartnerin. Sie heißt Sabrina Schmitt.

 Sabrina Schmitt ist Ansprechpartnerin für rückkehrwillige Flüchtlinge, die derzeit in den Städten Ratingen, Mettmann oder Langenfeld leben.

Sabrina Schmitt ist Ansprechpartnerin für rückkehrwillige Flüchtlinge, die derzeit in den Städten Ratingen, Mettmann oder Langenfeld leben.

Foto: Achim Blazy

Viele tausend Kilometer Gewaltmärsche, eine lebensgefährliche Überfahrt in überfüllten Booten übers Mittelmeer und danach: Monate des Stillstands in deutschen Flüchtlingsunterkünften. In einer fremden, manchmal sogar feindlichen Umgebung, ohne Chance auf Anerkennung als Asylsuchender und auf Nachzug der Familie. Für derart desillusionierte Flüchtlinge gibt es in Ratingen, Mettmann und Langenfeld seit dem Monatsanfang eine Ansprechpartnerin: Sabrina Schmitt.

Auf der Visitenkarte der Caritas-Mitarbeiterin steht "Rückkehr- und Perspektivenberatung". "Wir wollen Menschen, die sich dazu entschlossen haben, eine Rückkehr in Würde ermöglichen", erläutert Sabrina Schmitt. Und Uschi Hacket vom Caritas-Fachdienst Integration und Migration ergänzt: "Wichtig ist uns, dass wir gemeinsam mit unseren Klienten Lebensperspektiven entwickeln." Aus diesem Grund ist die Beratung per se ergebnisoffen. Es gehe nicht darum, möglichst viele Flüchtlinge zu einer Rückkehr zu überreden, sondern denen, die das wollen, den Weg zurück zu ebnen. Was es dazu braucht, ist je nach Schicksal völlig unterschiedlich. Ein bezahltes Flugticket in die Heimat gilt als Grundvoraussetzung. Je nach Herkunftsland kommen Geldbeträge als Starthilfe hinzu. Bei Menschen aus den Balkanstaaten gehen die über ein Reisetaschengeld von 50 Euro pro Person nicht hinaus. In anderen Fällen werden unter Umständen mehrere Hundert Euro für eine Familie gezahlt, Kontakte zu Hilfsorganisationen vor Ort vermittelt.

Das oberste Ziel der neuen Beratung ist es, dass die Rückkehrwilligen am Ausgangspunkt ihrer Flucht nicht als Versager dastehen. Das ist leichter gesagt als getan. Manchmal lagen die Hoffnungen der ganzen Familie auf den Schulter eines Einzelnen. Der soll nicht mit leeren Händen zurückkehren, sondern wenigstens eine Idee von seinem zukünftigen Leben haben.

Die Broschüre, mit der die Caritas auf ihr neues Angebot hinweist, ist in Deutsch, Albanisch, Serbisch, Arabisch, Französisch und Englisch verfasst. Auch, wer bereits eine Ablehnung seines Asylersuchens in der Tasche hat, kann sich bei der Rückkehrberaterin der Caritas melden. "Das erspart in jedem Fall, dass man frühmorgens um vier Uhr ohne vorherige Ankündigung von der Polizei abgeholt und zum Flughafen transportiert wird", sagt der zuständige Abteilungsleiter der Caritas, Martin Sahler. Die Umstände einer zwangsweisen Rückführung sind seiner Meinung nach durchaus geeignet, um gerade überwundene Traumata wieder aufbrechen zu lassen. "Das können sich alle jene ersparen, die freiwillig zurückkehren".

Vorerst ist die Rückkehrberatung bis Ende des Jahres projektiert und finanziert. Nach dem Regierungswechsel in Düsseldorf will die Caritas abwarten, wie die christlich-liberale Koalition mit der Flüchtlingsthematik umgeht. Gebraucht wird die Rückkehrberatung auf jeden Fall länger als nur ein paar Monate - da sind sich alle Beteiligten sicher.

(RP)
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