An(ge-)dacht Brücken bauen mit Freunden

Ratingen · Der Zusammenhalt mit Christinnen und Christen weltweit ist für evangelische Gemeinden sehr wichtig. Das hat mit der Pfingstgeschichte zu tun. In Ratingen und im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann haben wir seit mehr als dreißig Jahren eine Partnerschaft mit Gemeinden in der DR Kongo, Provinz Equateur. Das ist eine sehr abgelegene ländliche Provinz. Es gibt weder Strom noch Wasserversorgung. Wir überweisen Geld und unterstützen dort Schulen und Gesundheitsstationen.

Dennoch sind die Gesundheitsdaten dort katastrophal. Die Kindersterblichkeit ist hoch, und kaum jemand wird älter als fünfzig Jahre. Der Abstand zwischen unserer Lebensweise in Ratingen und der Lebensweise der Menschen dort könnte kaum größer sein.

Trotz aller materiellen Unterstützung, die es natürlich gibt, ist eine Gemeindepartnerschaft mehr als ein Entwicklungshilfeprojekt. Im Partnerschaftsvertrag steht, dass wir regelmäßig füreinander beten wollen und dass wir Gottesdienste feiern, um zu Hause an die Partner zu erinnern und von ihnen zu erzählen.

Immer wieder hat uns die Fröhlichkeit der Gottesdienste mit Kongolesen begeistert. Im Laufe der Jahre haben wir einige ihrer Lieder auf Lingala gelernt: "Moninga pelisa muinda na yo, mosusu alanda yo Zünde dein Licht an, Freund, tief in der Nacht, dass alle Leute es sehn."

Petrus Ngodji hat uns dieses Lied beigebracht, als er 2014 bei uns in Deutschland war. Als wir nun im Februar in Ingende ankamen, hat er uns mit seinem Pygmäenchor am Ortseingang einen grandiosen Empfang bereitet. Später haben wir ihn in seinem Haus besucht. Den Nachbarn stand der Mund vor Staunen offen: "Zwei Weiße gehen in das Haus eines Pygmäen?" Und als wir herauskamen, stimmten wir dieses Lied an: Moninga pelisa - alle sangen sofort mit. "Die Weißen singen ein Lied in unserer Sprache!" Aber es war mehr als Verblüffung. Man kann die Unterschiedlichkeit in den Augen der Menschen sehen, vor allem in den traurigen Augen der Frauen, die es kaum wagen, den Blick zu heben. Doch als wir gemeinsam sangen, da entstand wie von selbst eine Brücke des Verstehens.

Die Zeit nach Pfingsten ist die Zeit der Partnerschaftsgottesdienste. Partnerschaft ist eben mehr als "Geld überweisen". Es ist ein Gespräch und eine Anteilnahme, die das Herz betrifft. Manchmal denke ich: Diese Menschen kennen die Welt besser als wir paar Hansel, die wir es uns in unserer europäischen Wohlstandsecke gemütlich eingerichtet haben. Sie kennen das wirkliche Leben besser. Sie leben es Tag für Tag. Sie haben uns viel zu sagen.

(RP)
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