Heiligenhaus Bohrer fräsen sich tief in die Erdgeschichte

Heiligenhaus · Der Geologische Dienst NRW treibt an der Abtsküche sechs Wochen lang Grundlagenforschung für eine neue Spezialkarte des Bodens.

 Mit zwei jeweils 100 Meter tiefen Bohrungen in Heiligenhaus hat die "Bohrkampagne" des Geologischen Dienstes NRW begonnen.

Mit zwei jeweils 100 Meter tiefen Bohrungen in Heiligenhaus hat die "Bohrkampagne" des Geologischen Dienstes NRW begonnen.

Foto: Achim Blazy

Für Archäologen und Historiker hat sich die Abtsküche längst als ein Paradies erwiesen. Zuletzt konnten die beiden Erforscher Heiligenhauser Schulgeschichte anhand alter Karten beweisen, dass es das sagenumwobene "Schloss Hetterscheidt" nie gab. Und dass es folglich auch nicht im Abtskücher Teich versinken konnte. Diese Forschungen reichen einige hundert Jahre zurück. Jetzt kommen die Geologen - und geben sich mit solchen Zeiträumen von Berufs wegen eigentlich gar nicht ab. Bei ihnen zählt Geschichte in Jahrmillionen. Erdgeschichte eben, nicht Baugeschichte. Nur das Areal bleibt ein und dasselbe. Und in beiden Fällen geht es um Pionierarbeit.

Mit zwei jeweils 100 Meter tiefen Bohrungen in Heiligenhaus hat die diesjährige Bohrkampagne des Geologischen Dienstes NRW begonnen. Die Geologen erwarten hiervon wichtige Erkenntnisse zum Aufbau des Gesteinsuntergrundes in der Region. Die Daten benötigen sie für eine neue digitale geologische Karte, die sie derzeit für den Großraum Düsseldorf - Niederbergisches Land erarbeiten.

Ob Grundwasserschutz, Erdwärmenutzung, allgemeine Planungsdaten zum Untergrund oder auch das Erkennen potenzieller Risiken, die vom Untergrund ausgehen können: In NRW geht nichts ohne die Geo-Daten des Geologischen Dienstes NRW. Er betreibt die geologische Landesaufnahme für ganz NRW und erhebt geowissenschaftliche Grundlagendaten. Er stellt die Untergrundverhältnisse in Karten dar und hält die Daten aktuell. Bohrkerne liefern dabei durchgehende Gesteinsproben, an denen neben der Gesteinsabfolge auch zu erkennen ist, wie die Schichten im Untergrund liegen und ob sie von Verwerfungen durchzogen werden.

Mit den Kernbohrungen an der Abtsküche werden speziell die 331 bis mehr als 361 Millionen Jahre alten Gesteine aus der Unterkarbon- und Oberdevon-Zeit erkundet. Sie entstanden als Meeresablagerungen, sind in der Region aber sehr wechselhaft und können aus Ton-, Schluff-, Sand-, Kalk- oder Dolomitstein bestehen. Bisher sind sie nur wenig untersucht.

Zuerst wird auf dem Freizeitparkplatz an der Abtskücher Straße nördlich des Rinderbaches gebohrt. "Wir erwarten dort den jüngeren Abschnitt der Schichtenfolge, die mit Ton- und Schluffsteinen beginnt, und wollen bis in eine Serie aus Kalksteinen und Kieselschiefern vorstoßen", so Dr. Martin Salamon, der für die Bohrungen zuständige Geologe. "Danach setzen wir die zweite Bohrung auf dem Gelände der Kläranlage an und hoffen, mit nahtlosem Anschluss an das erste Bohrprofil tiefer in ältere Schichten vordringen zu können. Hier könnten Kalksteine auftreten, die aus kleinen Korallenriffen entstanden sind und solche, die sich aus Schlammwolken am Meeresgrund abgelagert haben." Ob tatsächlich das angetroffen wird, was nach den Vorplanungen zu vermuten ist, oder doch etwas ganz anderes, das ist bei jeder Bohrung spannend.

Ziel der derzeitigen geologischen Landesaufnahme in der Region Düsseldorf - Niederbergisches Land ist es, aktuelle Untergrunddaten für Planungen und Risikobewertungen zu bekommen. Alle Ergebnisse fließen in einem Geo-Informationssystem zusammen.

(RP/köh)
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