Ratingen Bis zu 950 Flüchtlinge für Tiefenbroich

Ratingen · Im alten Cemex-Hochhaus will das Land eine zentrale Unterbringungseinrichtung in Betrieb nehmen.

 Das ehemalige Cemex-Gebäude in Tiefenbroich wird zu einer Landesunterkunft für Flüchtlinge umgebaut. Da die Zahl der dort untergebrachten Menschen auf Ratingen angerechnet wird, entlastet das die Stadt.

Das ehemalige Cemex-Gebäude in Tiefenbroich wird zu einer Landesunterkunft für Flüchtlinge umgebaut. Da die Zahl der dort untergebrachten Menschen auf Ratingen angerechnet wird, entlastet das die Stadt.

Foto: achim blazy

Unterschrieben ist bisher nur eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung zwischen Stadt und Land, ändern wird das aber wohl nichts mehr: Im alten Cemex-Hochhaus an der Daniel-Goldbach-Straße wird das Land eine Unterkunft für bis zu 950 Flüchtlinge einrichten. Ein privater Investor lässt dort bereits seit Wochen alles umbauen. Zehn Jahre lang will das Land das Objekt vorerst nutzen, hat allerdings ein vorzeitiges Kündigungsrecht, wenn kein Bedarf mehr bestehen sollte.

"Wir als Stadt haben mit dem Betrieb nichts zu tun, haben nur das Gebäude besorgt. Die Kosten trägt komplett das Land, die 950 Personen werden allerdings trotzdem auf das städtische Kontingent angerechnet", sagt Sozialdezernent Rolf Steuwe. Allerdings gehe er schon davon aus, dass sich sowohl Stadt als auch Vereine und Institutionen an der Betreuung der Bewohner beteiligen. Denn die dort untergebrachten Kinder unterliegen nicht der Schulpflicht und werden auch nicht in die Kindergärten gehen.

Wenn alles gut geht, soll dort am 1. März der Betrieb aufbenommen werden. "Das wäre für uns ein guter Zeitpunkt, weil wir uns bis dahin mit den Plätzen für die kommunal zugewiesenen Flüchtlinge über die Zeit retten können. Wenn die Anrechnung zum 1. März zum Tragen kommt, haben wir wieder etwas mehr Luft", so Steuwe. Die sei bitter nötig, denn alleine in den vergangenen drei Monaten hat die Stadt rund 800 Personen aufgenommen. Über Weihnachten und Neujahr gibt es keine Zuweisungen, erst ab dem 4. Januar geht es wieder los - und dann wahrscheinlich gleich richtig: "Wir rechnen mit bis zu 250 Zuweisungen alleine im Januar", vermutet Steuwe.

Dabei sind aktuell mehr als 500 neue Plätze geschaffen worden. Die Josef-Schappe-Straße ist bereits gut zur Hälfte bezogen, Anfang Januar sollen auch die restlichen Räume fertig sein. Seit Anfang der Woche stehen außerdem 60 Plätze auf dem Gelände am Sondert zur Verfügung. Und auch an der Christinenstraße wird in den nächsten Tagen ein Objekt für mehr als 100 Personen fertig gestellt - das übrigens wie an der Schappe-Straße auch mit Hilfe von vielen Ehrenamtlichen die beim Möbelaufbau helfen. Dafür ist Steuwe voll des Lobes: "Das Engagement in der Stadt ist unglaublich. Ohne das wären wir überhaupt nicht in der Lage, diese Herausforderung zu meistern. Das gilt sowohl für die zahlreichen Freiwilligen als auch meine Mitarbeiter im Sozialamt und in der Bauverwaltung, die ungeheuren Einsatz bis zur Belastungsgrenze zeigen."

Noch immer werden Verhandlungen mit Besitzern potenzieller Objekte geführt. So ist in Lintorf immer wieder zu hören, dass in leer stehenden Bürogebäuden an der Kalkumer Straße ebenfalls Flüchtlinge einziehen sollen. Dazu möchte Steuwe, der derzeit Bürgermeister Klaus Pesch vertritt, nichts sagen: "Ich kommentiere solche Gerüchte nicht." Vorsichtigen Optimismus verbreitet er allerdings in Sachen Sporthallen. Wenn alles gut geht, könnte die Graf-Adolf-Straße bald geräumt werden. Und auch an der Bismarckstraße haben bereits einige Familien eine neue Bleibe gefunden. Ob und wann jedoch die Hallen wieder ganz für Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen, dazu ist Steuwe nichts zu entlocken: "Ich möchte da keine falschen Versprechungen machen, weil uns hinterher die aktuellen Entwicklungen plötzlich wieder einholen."

(RP)
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