Ratingen Bastler sucht die nächste zündende Idee

Ratingen · SERIE Rekordverdächtig aus dem Kreis Mettmann (2): Bruno Schleuter leimt historische Ratinger Gebäude zusammen.

 Bruno Schleuter mit seinem neuesten Nachbau. Diesmal hat er die Kapelle am Hauser Ring aus Streichhölzern gefertigt. Das Modell ist bei Friseur Vogt an der Industriestraße ausgestellt.

Bruno Schleuter mit seinem neuesten Nachbau. Diesmal hat er die Kapelle am Hauser Ring aus Streichhölzern gefertigt. Das Modell ist bei Friseur Vogt an der Industriestraße ausgestellt.

Foto: Achim Blazy

SERIE Rekordverdächtig aus dem Kreis Mettmann (2): Bruno Schleuter leimt historische Ratinger Gebäude zusammen.

 Eine Miniatur von Gut Poßberg hat Schleuter in der Vergangenheit gebaut, ebenso wie von der Kirche St. Peter und Paul.

Eine Miniatur von Gut Poßberg hat Schleuter in der Vergangenheit gebaut, ebenso wie von der Kirche St. Peter und Paul.

Foto: Achim Blazy

Um vom Hölzchen aufs Stöckchen zu kommen, braucht Bruno Schleuter (77) vor allem eins: Geduld, besonders viel Geduld. Denn der Vierkant, mit dem Baumeister Schleuter Ratingens historische Gebäude seit nunmehr zehn Jahren im Kleinen entstehen lässt, sind nur gut halb so lang wie ein kleiner Finger. Zündhölzchen sind sein Baustoff, spezieller, schnell trocknender Bastelleim sein Mörtel.

In der peniblen Rekonstruktion alter und markanter Ratinger Fassaden hat es Schleuter mittlerweile zu einer außerordentlichen Fingerfertigkeit gebraucht. Nur einem Joch mag sich der ehemalige Kaufmann nicht unterwerfen: "Es muss nicht alles eins zu eins aus der Wirklichkeit ins Modell übertragen werden."

 Schleuter klebt die Streichhölzer auf dünnen Papierstreifen zusammen.

Schleuter klebt die Streichhölzer auf dünnen Papierstreifen zusammen.

Foto: Blazy Achim

Der Mann hat seine eigenen Maßstäbe. "Vor einem Projekt mache ich jede Menge Fotos der fraglichen Gebäude." Denn die Details müssen stimmen. Deshalb kommen die aufbereiteten Dateien in den Computer, damit sie immer griffbereit sind. Pläne nutzt der ehemalige Kaufmann allerdings nicht für seine Arbeit. Wenn eine Wand mal wegen ein paar Millimetern Versatz nicht zu dem Rest passt, wird sie eben eingerissen und neu gebaut. "Das kommt manchmal vor", lacht Schleuter, völlig entspannt.

In dem halben Jahr zwischen Oktober und März hat er seine Bauphase. Mal nur zehn Minuten am Tag, mal drei Stunden am Stück. Im Hintergrund läuft Unterhaltungsmusik von James Last. Manchmal kommt Ehefrau Waltraud dazu und bügelt oder leistet ihrem Liebsten ein wenig Gesellschaft. Seine Bauleidenschaft kommentiert sie wohlwollend: "Schön, dass er so gut beschäftigt ist."

Mit immer wieder zündenden Ideen. So sind auch die Modelle neun - das Hauser Kapellchen - und zehn - das Heiligenhäuschen - entstanden. Erstes stammt im Original aus dem 17. Jahrhundert, ein Barockbau, den die Ritter von "Hauszum Haus" aus Dankbarkeit für ein überstandenes Hochwasser erbauen ließen. Bei Bruno Schleuter brauchte es nicht mehr als 5000 Streichhölzer mit abgeknipsten Köpfen, um das Kapellchen zu rekonstruieren. Für das Fachwerk hinter den Zündholzreihen benötigte der Erbauer gut viereinhalb Meter Raketenhölzchen. "Die Stöcke von Raketen sammle ich rund um Silvester ein, wenn ich mit dem Hund spazieren gehen", beschreibt Schleuter seine ganz persönliche Materiallogistik.

Das Heiligenhäuschen, im Volksmund "Kreuzkapelle" genannt, entstand im 15. Jahrhundert in der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Das erwies sich als jahrhunderte übergreifende Geduldsprobe - die 2500 Zündhölzchen und vier Meter Raketenholz waren demgegenüber beinahe im Handumdrehen zusammengefügt. Das schmiedeeiserne Tor an der Frontseite erfordert besondere Feinarbeit. Wie bei Fenstern und Türen griff Schleuter dafür auf seine Fotos zurück, um Details passgenau einzufügen.

Derzeit sind die beiden Kapellchen bei einem Schaufenster ausgestellt. "Das hat er schön gemacht", sagte neulich jemand, der lange davor stand. Das hat Schleuter gefreut. Im Hinterkopf hat er bereits eine neue Idee.

(RP)
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