Ratingen Baby-Begrüßungspaket ist voller Erfolg

Ratingen · Sozialarbeiter besuchen seit sechs Jahren frischgebackene Eltern und versorgen sie mit vielen Infos und Tipps.

 Dagmar Niederlein leitet das Jugendamt der Stadt Ratingen.

Dagmar Niederlein leitet das Jugendamt der Stadt Ratingen.

Foto: Blazy

Seit sechs Jahren ein Erfolgsprojekt: Mit dem Baby-Begrüßungspaket hat die Stadt Ratingen nicht nur landauf, landab eine Vorreiterrolle übernommen, sondern auch tausenden jungen Familien in der Stadt geholfen. 639 Hausbesuche führten die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im vergangenen Jahr durch. Wenn sie bei den frisch gebackenen Eltern vor der Tür standen, hatten sie nicht nur einen dicken Ordner mit vielen Tipps, Adressen und Infos unterm Arm, sondern auch noch einen Rauchmelder und ein kleines Präsent für den neuen Erdenbürger dabei.

Mit dem Baby-Begrüßungsprojekt "Wie schön, dass du geboren bist" hat Ratingen seit der Einführung im Jahre 2009 ins Schwarze getroffen. Dieser Service kommt bestens an und dient inzwischen anderen Kommunen als Vorbild. Und bei Google landet unter dem Begriff "Elternbegleitbuch" das Ratinger Projekt auf der Trefferliste ganz oben.

732 Neugeborene wurden im vergangenen Jahr dem Jugendamt gemeldet. In dieser Zahl enthalten sind auch jene Babys unter elf Monaten, die im Laufe des Jahres mit ihren Eltern nach Ratingen zugezogen sind. Auch sie erhielten ein Glückwunschschreiben des Bürgermeisters, in dem der Besuch des Jugendamtes angekündigt wurde.

Nur 47 Eltern wollten den Besuch nicht und sagten ab - in den meisten Fällen weil Geschwisterkinder geboren wurden und sie das Begleitbuch bereits hatten. Andere begründeten ihre Absage mit einem bevorstehenden Wegzug. Bürgermeister Klaus Pesch freut sich über die hohe Akzeptanz dieses Angebotes: "Die seit Jahren anhaltend große Beliebtheit des Projektes zeigt, wie sinnvoll und wichtig es ist, jungen Eltern mit Rat und Tat beizustehen. Außerdem kann mit diesem niederschwelligen Angebot schon früh ein positiver Kontakt aufgebaut werden, damit rechtzeitig gegengesteuert werden kann, wenn etwas schiefzulaufen droht." Die städtischen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter haben im vergangenen Jahr 96 Prozent aller neuen Eltern erreicht - eine nach wie vor beeindruckende Erfolgsquote. Hervorragend ist auch die Rückmeldung, die die Eltern geben: 95 Prozent vergaben die Note "sehr gut", fünf Prozent ein "befriedigend". Diese positive Einschätzung motiviert auch die Sozialfachkräfte. Sie stoßen bei ihren Besuchen anfangs oft noch auf eine gewisse Skepsis. Doch wenn erklärt wird, dass der Besuch nur Service und keine Kontrolle ist, schwinden in der Regel die Vorbehalte. In den Gesprächen dreht es sich am häufigsten um Spielgruppen, Kita-Plätze, Kontaktmöglichkeiten, aber auch um Unterhaltszahlungen, Umgang mit Kindern aus Patchwork-Familien und konkrete Erziehungsfragen. Natürlich verschließen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht die Augen vor Auffälligkeiten. In neun Fällen konnten sie Familien eine ambulante Erziehungshilfe anbieten, die auch gerne angenommen wurde.

Besonders hoch ist die Akzeptanz des Babypaketes in den Stadtteilen Mitte, Ost, Eggerscheidt, Lintorf und Breitscheid sowie im südlichen Bereich von Ratingen West. In einem anderen Bezirk in West ist die Zustimmung zum Projekt jedoch auffällig gesunken. Die Sozialfachkräfte erklären sich diese Entwicklung mit gravierenden Sprachproblemen einiger Eltern mit Migrationshintergrund. Jugendamtsleiterin Dagmar Niederlein: "Wir vermuten, dass das Gratulationsschreiben des Bürgermeisters oft nicht verstanden wird und diese Familien dann keinen Grund sehen, die Tür für den Willkommensbesuch zu öffnen." Deshalb sei jetzt geplant, das Anschreiben mehrsprachig zu gestalten oder den Eltern mit Migrationshintergrund entsprechende Übersetzungen mitzuschicken.

(RP)
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