Lintorf Alte Häuser müssen weichen

Lintorf · In Lintorf haben Bagger an der Tiefenbroicher Straße ein Stück Geschichte abgerissen. Das Gebäude, das jahrelang vor sich hin gammelte und für Ärger sorgte, war nicht zu retten.

 Die historischen Häuser an der Tiefenbroicher Straße wurden abgerissen.

Die historischen Häuser an der Tiefenbroicher Straße wurden abgerissen.

Foto: achim blazy

Es war ein Zankapfel im Ort - und das gleich in doppelter Hinsicht. Erst gammelte das historische Gemäuer an der Tiefenbroicher Straße/Am Weiher jahrelang vor sich hin, dann fühlte sich die Politik nicht gut genug informiert über das dort geplante Bauvorhaben. Nun ist beides Geschichte: In der vergangenen Woche rückte der Abrissbagger einer Fachfirma an, innerhalb weniger Tage war das Jahrhunderte alte Gebäude und damit ein Stück Lintorfer Geschichte Vergangenheit. Ein Investor baut dort Einfamilienhäuser. "Es werden fünf Grundstücke mit rund 250 Quadratmetern Fläche und eines mit 500 Quadratmetern entstehen", erklärte Baudezernent Jochen Kral. Dem Vernehmen nach soll der Kaufpreis teilweise bei mehr als einer halben Million Euro liegen.

Im Dorf wunderte man sich in den vergangenen Tagen vor allem, wer denn in dieser Lage so viel Geld ausgeben würde. Doch es werden mittlerweile auch Stimmen laut, die den Abriss an sich in Frage stellen. Doch der Komplex war nicht mehr zu retten. Das hatte Kral schon vor einigen Monaten im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt: "Der Denkmalschutz hat sich das Gebäude sehr genau angesehen. Die Substanz war nicht mehr zu retten. Es wäre absolut unwirtschaftlich und kaum zu bewerkstelligen gewesen, dieses Gebäude wieder herzurichten." Unabhängig davon sei das alte Gehöft nicht einmal ein offizielles Denkmal. Vorausgegangen waren langwierige Erbstreitigkeiten, an deren Ende dann der Verkauf des Grundstücks an den Investor stand, der nun mit den Arbeiten begonnen hat. Rund ein Jahr soll es dauern, bis der Lintorfer Ortseingang dann ein völlig neues Gesicht erhalten hat. Ärger gab es aber auch in der Politik, bis letztlich alles in trockenen Tüchern war. Die Bürger Union kritisierte im Sommer des vergangenen Jahres, viel zu spät über das Vorhaben informiert worden zu sein. "Der Standort war seit geraumer Zeit für Mehrgenerationswohnen im Gespräch", ärgerte sich Ratsmitglied Detlev Czoske. Außerdem befürchtete man eine erhebliche Verkehrsbelastung für den kleinen Stichweg Am Weiher. Das Problem ist mittlerweile gelöst, die Zufahrt zu den Garagen erfolgt direkt von der Tiefenbroicher Straße. "Da haben wir nachgearbeitet mit dem Investor", so Kral damals.

Ebenfalls ein Dauerbrenner an dieser Ecke - der fehlende Gehweg vor den Häusern Tiefenbroicher Straße 2-10. Der war auf den ersten Bildern des Investors nicht zu sehen. Ein Aufschrei ging durch die Politik.

"Der Bebauungsplan sieht diesen Gehweg vor, das ist auch alles mit dem Investor in einer sehr guten Zusammenarbeit besprochen worden. Er wird dafür sorgen, dass parallel zum Bau der Häuser auch dieser Gehweg entsteht", machte Kral deutlich. Ob dieser Weg dann allerdings bis zur Gaststätte Bürgershof verlängert werden wird, steht noch nicht fest.

Im Rathaus war man noch nicht von der Notwendigkeit dieser Maßnahme überzeugt.

(RP)
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