Heiligenhaus Alltagsleben im Miniaturformat

Heiligenhaus · Die neue Ausstellung im Museum Abtsküche zeigt Puppenstuben und Interieurs aus einem ganzen Jahrhundert.

 Puppenstuben sind seit jeher den Moden unterworfen. Im Museum Abtsküche lässt sich das an den Ausstellungsstücken aus einem ganzen Jahrhundert ablesen.

Puppenstuben sind seit jeher den Moden unterworfen. Im Museum Abtsküche lässt sich das an den Ausstellungsstücken aus einem ganzen Jahrhundert ablesen.

Foto: achim blazy

Schulbänke aus Holz, ein Globus und ein Abakus in der Ecke und an der Wand ein Plakat, auf dem die Buchstaben aufgezeichnet sind - ein Klassenzimmer, wie es sie in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts überall gegeben hat. Ein solcher Schulraum ist im Heimatmuseum Abtsküche, dessen Gebäude tatsächlich mal Dorfschule war, aufgebaut. Hier kann sich jeder einmal in die alten Holzbänke zwängen; die einen können sich erinnern, die anderen entdecken, wie es sich angefühlt haben könnte.

Seit Sonntag steht nur wenige Meter entfernt, im modernen Anbau des Museums noch ein solches Klassenzimmer - in Miniaturformat. Eine Krefelder Sammlerin hat diese Liebe zum Detail fast schon perfektioniert und lädt noch bis zum 21. Februar zu ihrer ganz eigenen Reise in die Vergangenheit der Bundesrepublik ein. Denn ihre Sammlung ist viel mehr als bloßes Kinderspielzeug, obwohl es sicherlich nicht wenigen Besuchern, die zur Eröffnung gekommen waren, die Erinnerung an die eigene Kindheit zurückbrachte - und bestimmt jucken einigen von ihnen auch die Finger angesichts der Geschichten, die sich in diesen kleinen Welten auftun.

Die Küche als Wohnungsmittelpunkt wird zur Zeit also nicht nur im "Realformat" im Museum gezeigt, sondern auch in klein. "Die Kinderkochherde zeigen diese Veränderungen sehr schön: So wurde richtig gekocht, mit Holzstückchen, Kerzen, Spiritus, dieser zunächst in flüssiger, später in trockener Würfelform, den vielen von uns noch bekannten "Esbit-Würfeln" - und endlich dann elektrisch mit Anschluss an eine normale Steckdose", erklärt die Sammlerin. So steht in einer Vitrine der mächtige, uralte aus Familienbesitz stammende Märklinherd mit Spiritusbefeuerung, auf dem ein heute 76-jähriger Krefelder Bürger als kleiner Junge "hingebungsvoll und unermüdlich" gekocht habe. "Dann steht in einem weiteren Fach der Elektrokochherd Bauco, auf dem eine heute 43-jährige Krefelder Bürgerin Anfang der 80er-Jahre gekocht und richtig gebacken hat. Auch heute noch steht dieser Elektroherd bei kleinen Mädchen hoch im Kurs, wie z. B. bei der kleinen Josefine aus Ratingen und Mette aus Krefeld."

Der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Peter Ihle, sowie der stellvertretende Bürgermeister Heinz Peter Schreven begrüßten die Besucher der Ausstellungseröffnung ebenso wie die Sammlerin selbst. Es ist genau diese Detailverliebtheit, die sich schnell auf den Besucher überträgt. Genau hinschauen lohnt sich also.

Wer sich das typische Wohnzimmer aus den 70er Jahren anschaut, bei dem wird mit den braun-orangenen Tönen schnell eine Ahnung des Lebensgefühls geweckt. Zum Vergleich gibt es Wohnzimmer aus anderen Epochen, vor allem aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Puppenstuben waren mit ihren Küchen, Wohn- und Schlafzimmern, teilweise auch Bädern, schon vor mehr als 300 Jahren bis bis in die heutige Zeit das verkleinerte Spiegelbild der Wohnwelten und der damit verbundenen Lebensweisen der jeweiligen Generation.

(sade)
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