Ratingen Alle Grundschulen haben einen Leiter

Ratingen · Gute Nachricht aus dem Rat: Die akuten Personalprobleme wurden deutlich abgefedert.

Gravierende Personalprobleme im Land, Entwarnung in Ratingen: Sozialdezernent Rolf Steuwe berichtete jetzt im Rat, dass auch die letzte freie Leiterstelle an einer Grundschule wieder besetzt sei. Aus Sicht der Bürger Union (BU) ist diese Nachricht äußerst erfreulich: Im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen in NRW stehe in Ratingen keine Schule mehr ohne Leiter da. Die Vorsitzende des Schulausschusses, Nicole Mielke (BU), betonte: "Damit hat die Ratinger Schullandschaft ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den allermeisten anderen Kommunen."

Im Land ist die Lage weitaus kritischer: Die Grundschulen haben massive Probleme bei der Besetzung von Schulleiterstellen. Von den 2825 Grundschulen des Landes haben derzeit 359 keinen Schulleiter. An den 1944 Grundschulen, die aufgrund ihrer Schülerzahl eigentlich auch einen stellvertretenden Schulleiter benötigen, ist sogar ein Drittel der Vize-Stellen unbesetzt. Das geht aus einer Antwort des NRW-Schulministeriums auf eine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Gregor Golland hervor.

Im Vergleich zum Vorjahr stagnieren die freien Stellen auf hohem Niveau. Zwar lässt das Ministerium die Frage nach rückblickenden Vergleichszahlen unter Verweis auf mangelnde Daten unbeantwortet. Vor einem Jahr berichteten jedoch mehrere Medien von 328 unbesetzten Rektoren-Stellen an damals 2891 Grundschulen in NRW. Demnach ist die Quote der nicht besetzten Rektoren-Stellen an den NRW-Grundschulen von gut elf Prozent vor einem Jahr auf jetzt knapp 13 Prozent gestiegen. Golland: "Die Entwicklung zeigt, dass die Landesregierung das Problem nicht in den Griff bekommt. "

Der CDU-Politiker forderte die Landesregierung auf, den Beruf des Grundschulleiters besser zu bezahlen und von bürokratischem Ballast zu befreien.

Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bekommen Leiter einer kleinen Grundschule nur 155 Euro mehr als ihre Kollegen - je nach Erfahrungsstufe zusätzlich zu einer A12-Besoldung zwischen gut 3000 und knapp 4200 Euro.

Dorothea Schäfer, die GEW-Landesvorsitzende, sagte: "Der Job ist nicht attraktiv und führt häufig durch die Führungsrolle zu einer isolierten Position im Kollegium. Es fehlt auch an Anerkennung."

Neben der unzureichenden Bezahlung sieht die GEW eine strukturelle Ursache: 90 Prozent der Grundschullehrkräfte seien Frauen, überwiegend in Teilzeitbeschäftigung. "Für viele von ihnen ist eine Schulleitertätigkeit keine Alternative zur Lehrertätigkeit. Die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist gerade für junge Frauen ein Entscheidungshindernis für eine Karriere als Schulleiterin." Andere Bundesländer haben ähnliche Probleme: In Berlin, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt waren zuletzt je rund acht Prozent der Leitungsstellen nur kommissarisch besetzt.

(RP)
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