Ratingen Ärzte klären über Blasenschwäche auf

Ratingen · Morgen gibt es am St. Marien-Krankenhaus einen Infoabend zu diesem Tabuthema.

 Dr. Stefan Kniesburges ist der gynäkologische Chefarzt am St. Marien-Krankenhaus.

Dr. Stefan Kniesburges ist der gynäkologische Chefarzt am St. Marien-Krankenhaus.

Foto: Achim Blazy

Wahrscheinlich plaudern die meisten Menschen eher über einen erlittenen Herzinfarkt, als dass sie ihre Inkontinenz thematisieren. Rund 30 Prozent der Frauen leiden darunter, dass ihre Blase nicht mehr dicht hält - aber mehr als die Hälfte von ihnen erzählt nicht mal dem Arzt davon. Dabei zählt unwillkürlicher Urinverlust zu den häufigsten Beschwerden in der Frauenheilkunde. Am morgigen Mittwochabend soll nun bei einer Infoveranstaltung des St. Marien-Krankenhauses das Kind beim Namen genannt werden.

Immerhin ist auch hier, wie bei so vielen Themen, eine ordentliche Aufklärung schon die halbe Miete, wenn es um die Beseitigung des Problems geht. Ursachen für Inkontinenz sind chronische Belastungen des Beckenbodens durch starke körperliche Arbeit, Übergewicht, chronischen Husten oder eine Beeinträchtigung des Beckenbodens durch Geburten. Begünstigt wird alles durch einen Mangel an weiblichen Hormonen nach der Menopause.

Der gynäkologische Chefarzt des Krankenhauses, Dr. Stefan Kniesburges, ist durch langjährige Erfahrung, Fortbildung und als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Urogynäkologie und plastische Beckenboden-Rekonstruktion sowie der Deutschen Kontinenz-Gesellschaft prädestiniert, möglichen Patientinnen sachkundige Aufklärung mit auf den Weg zu geben und so vor allem Sorge und Furcht vor einer Behandlung zu nehmen. Denn das meiste, was medizinisch unternommen werden kann, ist eher unproblematisch, aber fast immer äußerst hilfreich. Das zum Beispiel ist vielen Frauen nicht gegenwärtig. Wobei Betroffene keinesfalls nur fortgeschrittenen Alters sind.

Wer sich also überwunden hat, in der Sprechstunde von eigener Inkontinenz zu berichten, ist schon einmal gut dran. Allerdings ist eine korrekte und ausführliche Diagnose überaus wichtig, denn es gibt unterschiedliche Formen der Blasenschwäche, die zum Teil auch unterschiedlich behandelt werden müssen. Für die Untersuchung steht den Medizinern eine Reihe von Hilfsmitteln zur Verfügung, die mögliche Zweifel ausräumen.

Zwei Störungen werden am häufigsten diagnostiziert: die Belastungs- und die Dranginkontinenz. (Es gibt allerdings auch Mischformen.) Bei der erstgenannten löst der erhöhte Bauchinnendruck durch Belastung wie Heben, Tragen, Treppensteigen, Lachen, Husten, Niesen den Harnverlust aus, was auch beim Aufstehen und Hinsetzen möglich ist. Mit der richtigen Gymnastik - unter kundiger Anleitung erlernt und zuverlässig ausgeführt - sowie mit Medikamenten ist eine beachtliche Linderung der Beschwerden zu erreichen.

Bei der Dranginkontinenz steht die medikamentöse Therapie im Vordergrund. Damit wird die Blasenmuskulatur beruhigt, erhöht sich das Fassungsvermögen der Blase. Die Medikamente sind im Allgemeinen gut verträglich. "Grundsätzlich versuchen wir immer erst eine konservative Methode, um Erleichterung zu verschaffen", erklärt Dr. Kniesburges, und: "Wenn aber ein operativer Eingriff erforderlich ist - und dann kommt das Krankenhaus nach dem niedergelassenen Kollegen ins Spiel - entscheiden wir uns nach Möglichkeit für einen minimal-invasiven Eingriff. Er garantiert der Patientin unter anderem geringere Belastungen sowie eine kürzere Verweildauer im Krankenhaus."

Auch der Chefarzt weiß, dass in der Hauptsache junge Mütter bei der generellen Rückbildungsgymnastik die Segnungen der Beckenbodengymnastik erfahren können, dass das Angebot von Kursen für Beckenbodengymnastik auch in Ratingen äußerst dürftig ist. Im Gegensatz dazu sollen die Informationen nun üppig sein. Die geplante Veranstaltung lässt auch Raum für Fragen.

(RP)
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