Heiligenhaus 180-Kilo-Mann aus Hochhaus gehoben

Heiligenhaus · Feuerwehr und Rettungskräfte haben am Donnerstag einen 180 Kilogramm schweren Mann per Drehleiter aus einem Hochhaus transportiert. Treppe und Lift kamen nicht in Frage. Der Patient war in seiner Wohnung auf Hilfe des Rettungsdienstes angewiesen.

 Aus diesem Hochhaus wurde der Mann abtransportiert.

Aus diesem Hochhaus wurde der Mann abtransportiert.

Foto: feuerwehr Heiligenhaus

"Einsätze wie diesen hatten wir so bisher noch nicht. Und die Fälle, in denen wir den Rettungsdienst in besonderen Lagen unterstützen, kann pro Jahr an den Fingern einer Hand abzählen." So kommentiert Feuerwehrsprecher Nils Vollmar einen Einsatz am Donnerstag am Hochhaus im Stadtteil Nonnenbruch.

Nach Mitteilung der Heiligenhauser Feuerwehr forderte der Rettungsdienst für einen Krankentransport aus dem Nonnenbruch Hilfe der Feuerwehr an: Ein etwa 180 Kilo schwerer Patient musste aus der 7. Etage in den Rettungswagen gebracht werden. Das funktionierte weder durchs Treppenhaus noch per Aufzug. "Organisatorisch läuft der Einsatz so: Der Rettungsdienst kommt für gewöhnlich mit zwei Personen, falls geboten, ist auch der Notarzt dabei", sagt Vollmar. Stellt die Besetzung des Rettungswagens fest, dass sie Hilfe braucht, wird die Feuerwehr kontaktiert. "Es gibt für solche Einsätze Spezialmaterial, an dem unsere Leute ausgebildet sind, zum Beispiel Schwerlast-Tragetücher und spezielle Tragen", so Vollmar. Vor Ort bestimme dann der Rettungsdienst, wie die Feuerwehrleute helfen sollen. "Das Patientenwohl steht obenan", sagt Vollmar. Der Rettungsdienst hat die medizinischen Spezialisten — wir die Technik."

Im aktuellen Fall war die Sache jedoch besonders schwierig: Da die Heiligenhauser Drehleiter für ein solches Gewicht nicht ausgelegt ist, wurde Verstärkung aus Mettmann angefordert: Der Gelenkmast der dortigen Wehr hat einen großen Rettungskorb und eine Traglast von 500 Kilo. Mit insgesamt 16 Kräften der Feuerwehren Heiligenhaus, Mettmann und Ratingen wurde der Patient auf die Trage im Rettungskorb getragen und von dort aus auf die Straße gefahren.

"Es ging nicht um eine klassische Notfall-Rettung, sondern darum, dass der Mann möglicherweise einen Arzttermin hatte", so Vollmar. Nach rund einer Stunde war der Einsatz für die Feuerwehr beendet.

Für den Ratinger Rettungsdienst-Abteilungsleiter Thomas Tremmel sind Einsätze unter erschwerten Bedingungen nicht alltäglich, aber das Vorgehen ist klar geregelt. Es sei letztlich die Leitstelle der Feuerwehr, die über den Einsatz und das Vorgehen entscheidet: "Das Spektrum bei Krankentransporten reicht von der Fahrt mit dem Taxi bis hin zu Spezialtransporten wie diesem." In größeren Städten wie Düsseldorf gebe es für solche Zwecke bereits spezielle Rettungsdienst-Fahrzeuge. "Die Infrastruktur eines gewöhnlichen Rettungswagens reicht nicht für alle Transporte aus", so Tremmel.

Kreisbrandmeister Torsten Schams führt nicht Buch über die Statistik vergleichbarer Einsätze. Aber: "Es gibt definitiv den Trend, dass Feuerwehr und Rettungsdienst immer häufiger sogenannte Adipositas-Transporte — also Transporte schwergewichtiger Menschen — leisten müssen." Das hat inzwischen auch Auswirkungen auf die Rettungsdienstplanung für die kommenden Jahre. "Wir müssen uns im Bedarfsplan für ein Vorgehen entscheiden. Es gibt — wie in Düsseldorf - bereits Transportfahrzeuge, die auf hohe Lasten ausgelegt sind. Derzeit ist noch offen, ob der Rettungsdienst im Kreis künftig mit Privatanbietern oder dem DRK zusammenarbeiten will, die diese Fahrzeuge vorhalten, oder ob man selber ein solches Fahrzeug anschafft."

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