Radevormwald Zwischen Glaube, Liebe und Krieg

Radevormwald · Rheinisches Landestheater präsentiert beeindruckende Inszenierung von "Die Jüdin von Toledo".

 In "Die Jüdin von Toledo" geht es um das Verhältnis zwischen Krieg und Wirtschaft aus jüdischer und islamischer Perspektive.

In "Die Jüdin von Toledo" geht es um das Verhältnis zwischen Krieg und Wirtschaft aus jüdischer und islamischer Perspektive.

Foto: hickmann/rlt

120 Minuten Schauspiel, schneller Szenenwechsel und die ewige Diskussion über Vernunft und Ideologie - Das Theaterstück "Die Jüdin von Toledo" in einer Inszenierung des Rheinischen Landestheaters (RLT) Neuss kann getrost als Mammutwerk beschrieben werden. Die schauspielerische Leistung der Darsteller und die Stimmung des Stücks schafften es trotz Überlänge, dass die meisten Zuschauer auch nach der Pause und den ersten 90 Minuten im Bürgerhaus blieben.

Die Romanbearbeitung von Lion Feuchtwanger wurde von Michael Teckentrup, Leiter des Kulturkreises, geholt und Mittwochabend gut angenommen. Dramaturg Reinar Ortmann und Regisseur Moritz Peters haben sich bei der Bearbeitung des Romans aus den 1950er Jahren auf die Ausarbeitung der politischen Aspekte und der Aspekte der Liebe konzentriert.

Die Chronisten des Stücks, die mit den Schauspielern Michael Meichßner und Andreas Spaniol besetzt sind, reflektieren das Verhältnis zwischen Krieg und Wirtschaft aus jüdischer und islamischer Perspektive. Sie beantworten Fragen, wie: Wie entsteht Krieg? Wie kann man ihn verhindern? Welchen Einfluss hat er auf die Wirtschaft? Und können Gefühle den Kriegswillen verhindern? Die Handlung spielt im Spanien des 12. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt ist das Land zwischen christlichen Spaniern und islamischen Mauren aufgeteilt. Der Frieden ist unsicher und zwingt den jüdischen Teil ihrer Bevölkerung dazu, ihren Glauben unter christlicher Herrschaft auszuüben. Der Kaufmann Jehuda Ibn Esra, gespielt von Joachim Berger, vermeidet an der Seite des Königs Alfonso alias Stefan Schleue einen Krieg gegen die Mauren. Der König vergisst über die Liebe zu der Tochter des Kaufmanns seine Kriegsfreudigkeit, doch auch die Liebe zu der jungen Raquel (Alina Wolff) kann nicht für langfristigen Frieden sorgen.

Obwohl das Stück nicht modernisiert wurde und die Sprache stark an die des Romans erinnert, ist die Inszenierung des RLT aktuell. Die Motive des Romans und die Diskussionen um den Umgang mit Flüchtlingsströmen erinnern an die aktuelle politische Situation. So schwanken die Menschen zwischen einer westlichen, friedlicheren, aber kapitalistischen und einer emotional bestimmten, aber deutlich unsicheren Gesellschaftsordnung.

Das Rheinische Landestheater Neuss kommt am Mittwoch, 11. April, 19.30 Uhr, mit der Tragödie "Othello" von William Shakespeare zurück ins Bürgerhaus. Heute, Freitag, startet die Rader Comedy-Show um 19.30 Uhr im Bürgerhaus am Schlossmacherplatz. Die Veranstaltung ist ausverkauft.

(trei)
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