Radevormwald/Oberberg Zukunft der Awo-Kindergärten in Gefahr

Radevormwald/Oberberg · Die Gehaltssteigerungen für Erzieher, die die Gewerkschaft Verdi im September erstritt, kommt der Arbeiterwohlfahrt (Awo) teuer zu stehen. Jetzt ist die Rückgabe von Einrichtungen im Gespräch. In Rade unterhält sie zwei Kindergärten.

 Im Juni 2013 war die Welt noch in Ordnung: Die damalige Kita-Leiterin Indra Zahn sowie Martina Gilles, Alwine Pfefferle und Sylvia Ohmstede (v.l.) freuten sich auf den Betriebsbeginn der Lily-Braun-Kindertagesstätte im August 2013. Jetzt gibt es große Probleme. Am kommenden Donnerstag gibt es eine Betriebsversammlung.

Im Juni 2013 war die Welt noch in Ordnung: Die damalige Kita-Leiterin Indra Zahn sowie Martina Gilles, Alwine Pfefferle und Sylvia Ohmstede (v.l.) freuten sich auf den Betriebsbeginn der Lily-Braun-Kindertagesstätte im August 2013. Jetzt gibt es große Probleme. Am kommenden Donnerstag gibt es eine Betriebsversammlung.

Foto: Nico Hertgen (archiv)

Auch wenn der Kinderlärm und das Lachen der Mädchen und Jungen in den beiden Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der Bahnhofstraße (Lore-Agnes-Kindergarten) und in der Lily-Braun-Kindertagesstätte an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße genauso gut zu hören ist wie seit jeher, hat sich die Stimmung in beiden Kindergärten doch verschlechtert. "Die Stimmung ist schon sehr gedrückt", sagte gestern Theresa Block, Leiterin des Kindergartens an der Bahnhofstraße, auf Anfrage unserer Redaktion. Und an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße sieht's nicht viel besser aus, bestätigt Leiterin Nicole Friese. Der Grund: Die Arbeiterwohlfahrt muss im Oberbergischen und im Rheinisch-Bergischen Kreis einen Teil ihrer Kindertagesstätten und/oder Offenen Ganztagsschulen abstoßen. Welche Standorte konkret wackeln, will sie noch nicht sagen. Erste Gespräche sollen in dieser Woche mit den zuständigen Jugendämtern geführt werden. Das teilten die Awo-Geschäftsführerin Martina Gilles und die Kreis- und Bezirksvorsitzende Beate Ruland mit.

Hintergrund sind die jüngsten Tarifabschlüsse im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. Die Awo Rhein-Oberberg entlohnt ihre Angestellten in Kitas und Offenen Ganztagsschulen - anders als alle anderen großen nicht-kommunalen Träger - nach dem kommunalen Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD). Im medienwirksamen Arbeitskampf erstritt die Gewerkschaft Verdi im September für die Erzieher deutliche Gehaltssteigerungen. Prinzipiell werden die von der Awo begrüßt, nur: "Unseren Verband bringt das als Träger von 52 Kitas in äußerste finanzielle Bedrängnis", sagt Beate Ruland.

Theresa Block hat in vielen Gesprächen mit ihren Kollegen gemerkt, dass sich zurzeit jeder so seine Gedanken macht und eine Meinung bildet. "Aber noch ist ja gar nichts entschieden, ich versuche deshalb, möglichst viel mit den Mitarbeitern zu sprechen", sagt sie. Wichtig sei es vor allem, Ruhe zu bewahren.

Für kommenden Donnerstag sind alle betroffenen Awo-Mitarbeiter zu einer Betriebsversammlung nach Engelskirchen eingeladen. "Daran werden wir geschlossen teilnehmen, bis dahin müssen wir die Situation abwarten und das Beste draus machen", kündigt Theresa Block an. Was der Leiterin besonders wichtig ist, dass alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen. Ihr Appell: "Wir sollten dem Verband das Vertrauen schenken, denn er hat uns auch über viele Jahre gut unterstützt", sagt sie. Jetzt der Awo den Rücken zuzukehren, sei ihrer Meinung nach das falsche Signal. Von der Versammlung am Donnerstag erhofft sich auch Kollegin Nicole Friese etwas mehr Klarheit. "Viele Fragen sind noch nicht beantwortet. Dabei ist es wichtig, dass alle Mitarbeiter auf einen Wissensstand kommen", sagt sie. Denn die Bandbreite sei breit gefächert: Da gebe es Kollegen, die erst 2013 mit der Eröffnung der Lily-Braun-Kindertagesstätte zur Awo gekommen seien, aber auch Kollegen, die schon seit vielen Jahren dabei sind. Es gebe viele Gerüchte, aber noch keinen aktuellen fundierten Sachstand. "Um die Situation zu bewerten, brauche ich mehr Fakten", sagt sie.

Auch Sönke Eichner, Pädagogischer Leiter im Fachbereich Jugend und Bildung bei der Stadt Radevormwald, hat noch keine offiziellen Informationen erhalten. "Ich weiß nur von Vorgesprächen zwischen dem Oberbergischen Kreis und der Awo", sagt er.

(RP)
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