Radevormwald Wupperaner zeigen sich sehr engagiert

Radevormwald · Die erste Bürgerversammlung für das Projekt "Starke Quartiere, starke Menschen" wurde sehr gut angenommen. Die Bewohner der Wupperorte äußerten jede Menge Kritik, suchten aber auch nach Lösungen für aktuelle Probleme.

 Riesiger Andrang am frühen Donnerstagabend in der Aula der GGS an der Wupper: Weit mehr als 100 Bürger beteiligten sich an einem ersten Treffen, um über die Zukunft der Wupperorte zu diskutieren.

Riesiger Andrang am frühen Donnerstagabend in der Aula der GGS an der Wupper: Weit mehr als 100 Bürger beteiligten sich an einem ersten Treffen, um über die Zukunft der Wupperorte zu diskutieren.

Foto: flora treiber

Bürgermeister Johannes Mans steht zufrieden vor der vollen Aula der Grundschule Auf der Brede. Mit so viel Engagement hatte er nicht gerechnet, als er zu der ersten Bürgerversammlung des Projekts "Starke Quartiere, starke Menschen" eingeladen hat. Weit mehr als 100 Anwohner haben sich Donnerstagabend auf den Weg in die Grundschule gemacht, um über die Quartierentwicklung ihres Lebensmittelpunktes, den Ortschaften an der Wupper, mitzubestimmen und die Politik und Stadtverwaltung auf akute Probleme hinzuweisen. In den vergangenen Jahrzehnten, in denen die Wupperorte stark vernachlässigt wurden, hat sich Frust, Redebedarf und der Wunsch nach Weiterentwicklung bei den Bürgern angestaut. Der Stadt Dampf machen, auf Missstände hinweisen, aber auch konstruktiv an einer Lösung mitarbeiten - dafür wird die Bürgerversammlung genutzt. An sieben Thementischen, die von Experten der Stadt und des Kreises betreut werden, können die Bürger die größten Probleme der Wupperorte benennen, ihre Wünsche für die Zukunft loswerden und der Quartierentwicklung eine erste Richtung geben.

Beate Linek nutzt die Chance und setzt ihre Stimme für die Busverbindungen in den Wupperorten ein. "Es muss gewährt werden, dass wir selbstständig bleiben können. Schüler und Berufspendler brauchen eine gute Verbindung in andere Städte", sagt sie. Vor 22 Jahren haben sie und ihre Familie ein Haus in Dahlhausen gebaut. Ob sie an der Wupper alt werden kann, hängt von der Quartierentwicklung ab. "Dafür brauchen wir eine gute ärztliche Betreuung und ausreichend Versorgungsmöglichkeiten. Wenn die Wupperorte nicht die Kurve kriegen, sind wir bald ein Altenheim ohne Betreuer."

Auch Carsten Lahme bringt sich aktiv in den Austausch ein. Er wohnt seit 2009 in Radevormwald und vermisst gemeinsame Perspektiven. "Die Probleme der Wupperorte werden aus einzelnen Perspektiven gesehen, die man nicht vereinen kann. Die Bewohner müssen ins Gespräch kommen und einen Konsens finden", sagt er.

Die Bürgerversammlung nutzt er, um auf die seiner Ansicht nach "katastrophale Infrastruktur" hinzuweisen. Außerdem liegt ihm am Herzen, die Wupperorte nicht auf die Kernbereiche, wie die Brede und Vogelsmühle zu beschränken. "Wilhelmstal gehört auch dazu. Bei der Quartierentwicklung dürfen wir die Randbereiche nicht vergessen", sagt er.

Eine Stunde wird wild diskutiert. Bürger geben ihre Stimmen für brisante Themen ab, schreiben ihre Anliegen auf kleine Karten und kommen mit den Vertretern der Stadtverwaltung ins Gespräch. Die Lautstärke zeugt vom großen Redebedarf, der sich in den vergangenen Jahrzehnten aufgestaut hat.

Neben der Konstruktivität ist aber auch ein klares Unverständnis rauszuhören. Die Wupperorte sollen ein starkes Quartier werden, aber gleichzeitig wird die Sparkassenfiliale geschlossen. Die Wupperorte sollen ein starkes Quartier werden, obwohl Grundprobleme wie schlechte Straßen noch nicht behoben wurden. "Wie können wir über die Zukunft reden, wenn die momentane Situation so aussieht?", fragt Hans Neumaier und erntet viel Applaus. Die Stimmung bleibt hitzig. Sie schwankt zwischen Zukunftsträumen und Frust.

(trei)
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