Radevormwald "Weiter so" ist nicht die Devise von Hagt

Radevormwald · Vom Stellvertreter zum Mann an der Spitze: Jochen Hagt, Kreisdirektor und Landrats-Vize, hat sein Ziel im ersten Anlauf erreicht. Er wird Nachfolger von Landrat Hagen Jobi, der im Oktober aus Altersgründen in den Ruhestand geht.

 Erfolgreich die Daumen für Jochen Hagt gedrückt hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der 58-Jährige muss noch nicht mal in die Stichwahl.

Erfolgreich die Daumen für Jochen Hagt gedrückt hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der 58-Jährige muss noch nicht mal in die Stichwahl.

Foto: cdu

Als Jochen Hagt am Wahlsonntag kurz nach 19 Uhr das Foyer des Kreishauses in Gummersbach betritt, wirkt er entspannt. Er bedankt sich für den Applaus, mit dem er im Foyer empfangen wird, sucht dann zielstrebig den Weg durch die Menge zu Jörg Bukowski und schüttelt seinem Herausforderer die Hand. Noch fehlen die Ergebnisse aus vier von insgesamt 280 Stimmbezirken im Oberbergischen Kreis, aber es ist klar, dass Hagt mit knapp 52 Prozent der Stimmen der Wahlsieger und neue Landrat ist. Und klar ist auch schon, dass es keine Verlängerung dieses Wahlkampfs geben wird, also keine Stichwahl am 27. September. Auch das sorgt offensichtlich dafür, dass die Anspannung der zurückliegenden Tage von Hagt abfällt.

"Es war ein langer und harter, aber auch ein fairer Wahlkampf", sagt Hagt, der noch am Samstag in Lindlar um Wählerstimmen für sich geworben hat. Dabei hatte er dafür eigentlich den Kopf nicht richtig frei, denn ausgerechnet im Wahlkampf-Endspurt war der Kreisdirektor auch als oberbergischer Krisen-Manager gefragt: Jochen Hagt leitet den Krisenstab, der in der vorigen Woche einberufen worden war, um die Unterbringung von mehr als 200 Flüchtlingen im ehemaligen VdK-Heim an der Brucher in Marienheide zu organisieren. Es hat geklappt, das Erstaufnahmelager an der Talsperre ist fertig eingerichtet - ein Grund mehr für Hagt, an diesem Sonntagabend aufzuatmen, bevor am Montag das "ganz normale Tagesgeschäft" als Kreisdirektor weitergeht. "Aber vorher schlafe ich erst einmal aus", kündigt der Wahlsieger am Vorabend lächelnd an. Mit seinem Wahlergebnis von fast 52 Prozent ist der CDU-Mann zufrieden: "Darauf kann man aufbauen", kommentiert er. Und dabei setzt der Jurist, der seit 1993 zur Führungsriege der Kreisverwaltung gehört, einerseits auf Kontinuität: "Das, was schon bisher gut gelaufen ist, wird fortgeführt", sagt er. Andererseits stellt er aber auch klar: "Ein einfaches ,Weiter so' wird es nicht geben." Das verbiete sich angesichts der großen Herausforderungen, vor denen der Kreis stehe. Die demografische Entwicklung ist aus Sicht des 58-Jährigen eine davon. Die Integration der Flüchtlinge, von denen viele bleiben werden, eine weitere. In enger Zusammenarbeit mit den 13 Kommunen müssten überdies Aufgaben neu definiert und verteilt werden.

Jörg Bukowski, der mit Frau und Kindern ins Kreishaus gekommen war, fuhr sichtlich enttäuscht zurück nach Morsbach, wo er Bürgermeister ist und auch bleiben wird. Sein "Trostpflaster": Fast 65 Prozent der Morsbacher Wähler hatten für ihn gestimmt. Auch in Reichshof, Waldbröl und Bergneustadt lag er vor Hagt. Noch am Sonntagabend dankte er seinen Wählern für das "tolle Ergebnis im Südkreis". Etwas bitter klang Bukowskis nächster Satz: "Da weiß man meine Arbeit offenbar zu schätzen."

(RP)
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