Ansichtssache Was manche in Rade von Konfuzius lernen könnten

Meinung | Radevormwald · Viele Menschen klagen heute über rücksichtsloses Benehmen im öffentlichen Raum. Deshalb verschärft die Stadt Radevormwald das Vorgehen. Es würde aber schon viel helfen, wenn die Leute bei sich selber anfangen würden.

Bekommen Sie bitte keine Angst, wenn ich hier - wie ein Kalenderonkel - den alten Konfuzius zitiere: "Schlechte Menschen stellen Ansprüche an andere, gute Menschen an sich selbst." Was, werden sie sich fragen, hat das jetzt mit Radevormwald zu tun?

Nun, wenn man die Themen dieser Woche betrachtet, dann haben sie oft damit zu tun, dass viele Leute keine Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen. Und zwar in solchem Maße, dass die Stadt sich gezwungen sieht, höhere Strafen für Verhaltensweisen zu verhängen, die jedem Menschen, der als Kind auch nur in die Nähe eines Erziehungsratgebers gekommen ist, völlig fern liegen sollten: auf die Straße rotzen, Kippen auf den Boden werfen, Leute anpöbeln oder Hundekot hinterlassen. Und nun höre ich einen Chor aus Hundehaltern rufen: "Dafür bezahlen wir doch schließlich die Hundesteuer!" Mit Verlaub, liebe Hundefreunde, von meinem Steuergeld wird auch das Ordnungsamt bezahlt, dennoch gibt mir das kaum ein Recht, meine Notdurft zu verrichten, wo ich möchte, oder?

Spricht man Leute an, die dafür sorgen, dass unsere Städte oft so schäbig aussehen, bekommt man oft zu hören: "Ja, und die anderen? Was ich mache, ist harmlos!" Und da sind wir wieder bei Konfuzius...

In die Sorte rücksichtsloser Zeitgenossen gehören auch jene Fahrer, die unbedingt rasen müssen, wo Tempo 30 oder 50 gelten. Nun gut, jeder ist schon einmal mit ein paar km/h zu viel ertappt worden. Doch an der Uelfestraße waren es laut jüngster Messungen 83 Prozent der Fahrer, denen die Vorschrift egal war. Dazu ein eigenes Erlebnis vom Freitagmorgen: Ich drosselte vor einem Tempo-30-Schild meine Geschwindigkeit, musste aber im Rückspiegel sehen, dass der Fahrer hinter mir zornig gestikulierte und Worte brüllte, die sicher nicht nett gemeint waren - nur, weil ich das vorgeschriebene Tempo einhielt. Es war übrigens ein älterer, gut gekleideter Herr, der vermutlich ein Riesen-Tam-Tam veranstalten würde, falls jemand in seinem Vorgarten auch nur ein Gänseblümchen umgeknickt hätte. Erinnern Sie sich noch an Konfuzius?

Apropos Vorgarten: Selbst ein Gänseblümchen sichtet man in manchen Vorstadtstraßen heute nicht mehr. Stein- und Schottergärten sind zurzeit ungemein beliebt, zum Ärger von Naturfreunden. Allerdings mögen viele Schottergärtner nachvollziehbare Gründe haben: Wer kaum Zeit oder kaputte Knochen hat, für den sind solche Gärten - falls man sie so nennen kann - sicher eine Erleichterung. Die Freude am Grün lässt sich durch Vorschriften nicht erzwingen. Doch wenn sich einmal die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Schotter im Vorgarten öde ist, werden viele Hausbesitzer wieder Blumen und Büsche vorziehen.

Getreu Konfuzius stelle ich nun an mich selber einen Anspruch: Nämlich den, in diesem Kommentar nicht nur zu meckern. Es gibt schließlich auch Erfreuliches zu melden: Die gute Entwicklung, die der Wuppermarkt genommen hat, seit Investor Andreas Caduff eingestiegen ist, setzt sich fort. Obwohl Aldi auszieht, ist die Versorgung durch einen weiteren Discounter gesichert. Poststelle, Baumarkt und - auf Initiative von Edmund Hägemann - Tanzcafé werden ebenfalls entstehen - erfreulich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort