Radevormwald Vortrag für Schülerinnen zu Magersucht

Radevormwald · Für Model Kera Rachel Cook begannen mit 15 Jahren die Essstörungen, weil eine Modelagentur meinte, sie müsse abnehmen. Gestern referierte die 27-Jährige über Schlankheitswahn und gesundes Körpergefühl in der Realschule.

 Das Model Kera Rachel Cook war gestern zu Gast in der Realschule, um den Schülerinnen über ihren Beruf zu berichten und ihnen vielleicht auch Illusionen zu nehmen.

Das Model Kera Rachel Cook war gestern zu Gast in der Realschule, um den Schülerinnen über ihren Beruf zu berichten und ihnen vielleicht auch Illusionen zu nehmen.

Foto: Jürgen Moll

Einmal selbst so aussehen wie die Stars auf den Titelseiten der Hochglanzmagazine: Diesen Wunsch hegen viele Mädchen und junge Frauen insgeheim. Mehr als die Hälfte aller Heranwachsenden sind laut Umfragen mit ihrem Körper unzufrieden oder finden sich gar zu dick. Der daraus entstehende Schlankheitswahn kann zu gefährlichen Essstörungen bis hin zu Suizidgedanken führen.

Die Realschule bot ihren Schülerinnen gestern zu diesem Thema eine Präventionsveranstaltung der besonderen Art und lud Model Kera Rachel Cook ein. Viele Schülerinnen kannten die 27-Jährige bereits von ihrer Teilnahme an der fünften Staffel der Castingshow "Germanys next Topmodel" 2010. 90 Minuten lang berichtete die sympathische und natürlich wirkende junge Frau von ihrer Karriere und den eigenen Essstörungen bis hin zur krankhaften Bulimie.

Die Schülerinnen hingen dabei an ihren Lippen und trauten sich auch offen von eigenen Erfahrungen zu berichten, wie beispielsweise ersten Diätversuchen.

Kerstin Fink, die das Mädchentraining an der Schule leitet, freute sich über den Besuch. "Wir betreiben Prävention in allen möglichen Bereichen, wie Selbstwahrnehmung, Cybermobbing oder auch gegen übertriebenen Schlankheitswahn", berichtete die Lehrerin. Der Vortrag des Models richtete sich an die Mädchen der Klassen acht bis zehn. "Es ist uns bewusst, dass auch Jungs zur Zielgruppe zählen. Dennoch haben wir uns auf die Mädchen fokussiert, da sie mit einem höheren Prozentsatz betroffen sind", sagte Kerstin Fink.

Diese Entscheidung stellte sich als positiv heraus, denn so äußerten die Schülerinnen ihre Meinung zu den angesprochenen Themen frei und ungezwungen. Anschaulich unterstützt durch eine Power-Point-Präsentation erhielten sie Einblicke hinter die Kulissen der Agenturen und der Werbung mit allen Anforderungen und Kehrseiten. Sie verglichen magere und kurvige Models miteinander und konnten im Zeitraffer mitverfolgen, wie Bilder mit dem Bildbearbeitungsprogrammen künstlich aufbereitet werden. "Natürlichkeit sieht schöner aus", befand eine Schülerin nach diesen Bildern und fügte hinzu: "Es ist traurig, wenn Menschen nicht so genommen werden, wie sie sind." So lautete das Motto des Vortrags auch "Hunger war gestern. Warum Gesundheit so viel wichtiger als Schönheit ist."

Kera Rachel Cook strebte viele Jahre nach Anerkennung, hungerte 20 Kilogramm ab und wurde von den Modelagenturen doch immer wieder abgewiesen. "Ich habe mich gefühlt wie ein Versager", sagte die 27-Jährige. Heute arbeitet sie als Plus-Size-Model und hat es geschafft, ihr verschobenes Selbstbild im Kopf gerade zu rücken. "Ich brauche mich nicht mehr nach meinem Aussehen beurteilen zu lassen", betonte sie.

Die Kosten für diese außergewöhnliche Unterrichtsstunde teilte sich die Schule mit der Realschule in Lennep, an der Cook im Anschluss ihren Vortrag wiederholte. Der Kontakt kam durch Schülervater Reiner Neuhaus zustande, dessen Firma den Besuch des Models gemeinsam mit dem Förderverein der Schule finanziell unterstützte.

(heka)
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