Radevormwald THG-Mitschüler kämpfen für Brikena

Radevormwald · Die 17-jährige Brikena Duraku soll bald alleine nach Albanien abgeschoben werden. Ihre Familie wird in Deutschland bleiben können. Das möchte die Gymnasiastin ebenfalls - und ihre 14-jährige, behinderte Schwester unterstützen.

 Zahlreiche Mitschülerinnen zeigten sich gestern mit der 17-jährigen Brikena Duraku solidarisch. Sie wollen die Mitschülerin, so weit dies möglich ist, unterstützen.

Zahlreiche Mitschülerinnen zeigten sich gestern mit der 17-jährigen Brikena Duraku solidarisch. Sie wollen die Mitschülerin, so weit dies möglich ist, unterstützen.

Foto: Nico Hertgen

Beratungslehrer Hannes Ettwig hat gestern mit Genehmigung von Schülerin Brikena Duraku die Mitschüler der Stufe zehn des Theodor-Heuss-Gymnasiums informiert, dass sie ausgewiesen werden soll. Eine Entscheidung darüber soll bis zum kommenden Dienstag fallen. "Wir wenden uns dagegen, dass eine Familie auseinandergerissen werden soll", sagt Mitschülerin Damla Akdemir, die sich auch ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert und in der Schule eine Aktion gestartet hatte.

Die Schüler haben gestern in Absprache mit der Schulleitung um Direktor Matthias Fischbach-Städing und den Oberstufenkoordinator kurzfristig die Presse informiert, um auf die Situation der 17-jährigen Albanerin aufmerksam zu machen und zu versuchen, ihr zu helfen. Damla Akdemir erläutert, dass die 17-Jährige im Juni über Dortmund und Kerpen mit ihrer Familie nach Radevormwald gekommen und seit Beginn des Schuljahres erfolgreich die Stufe zehn des Gymnasiums besucht.

"Man hat uns gesagt, dass die gesamte Familie nach Albanien zurückgehen kann oder nur unsere Mitschülerin", sagt Damla Akdemir. Ein großes Problem sehen die Schüler in der Behinderung der 14-jährigen Schwester. Das ist der Grund, warum die Familie in Deutschland bleiben könnte. "Wir wollen nicht, dass unsere Mitschülerin alleine nach Albanien zurück muss", wiederholt Damla Akdemir. Die Begründung des Ausländeramtes gehe dahin, dass Brikena Duraku bei ihren beiden Großmüttern wohnen könne. Sollte die Familie nach Albanien ziehen, würde sie von Deutschland aus finanziell unterstützt, ist der jungen Albanerin zugesagt worden.

"Brikena hat uns gesagt, dass sie in Deutschland bleiben möchte, um bei ihrer Familie zu leben und auch ihrer Schwester zu helfen. Ihr längerfristiges Ziel ist es, Medizin zu studieren", sagt Damla Akdemir. Zwar sei das bei der Entscheidung nicht von Bedeutung, aber die junge Albanerin sei die beste Schülerin ihrer Schule gewesen und soll sich sogar unter den besten Zehn ihres Landes bewährt haben. "Auch bei uns hat sie mit ihren Leistungen bereits sehr überzeugt", sagt Damla Akdemir.

Schulleiter Matthias Fischbach-Städing hatte mit Beratungslehrer Ettwig am Dienstag von der Wochenfrist in dem Verfahren Kenntnis erhalten. Sofort hätten beide entschieden, dass sie ihre Schülerin unterstützen wollen. "Sie hat sich sehr gut bei uns eingewöhnt und ist sehr ehrgeizig in der Schule", sagt Fischbach-Städing und ergänzt, "gerade, weil sie sich so sehr gut integriert hat, waren wir entsetzt." Man könne nicht nachvollziehen, dass das 17-jährige Mädchen abgeschoben werden soll. Ihr Zusammenleben mit der Familie, die gute Integration und die jetzige Ankündigung passten nicht zusammen. Darüber wolle man die Öffentlichkeit informieren. Deshalb habe man auch zugestimmt, dass sich die Schüler der Stufe zehn und auch andere Schüler heute in der zweiten Stunde informieren können. "Wir wollen unsere Solidarität zeigen und erreichen, dass möglichst viele Menschen über den Fall Bescheid wissen", sagt Fischbach-Städing.

Zum Verfahrensstand und dem Ausgang des Verfahrens wollte Iris Trespe, Pressesprecherin des Oberbergischen Kreis, gestern nach Rücksprache mit dem Ausländeramt keine Auskunft geben. "Es handelt sich um ein laufendes Asylverfahren. Wir werden dazu keinen Zwischenstand herausgeben. Es ist ein ganz normal laufendes Verfahren", sagte Trespe.

(RP)
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