Radevormwald Spannender Blick in die Stadtgeschichte

Radevormwald · Bernd Klüting und Karl Schmidt machten sich am Samstag mit 17 Interessierten auf den Weg durch die Innenstadt. Hier erfuhren die Spaziergänger allerlei Wissenswertes über ihre Heimatstadt - mit Daten, Fakten und auch Archivbildern.

 Vor der reformierten Kirche am Markt trafen sich die Teilnehmer mit Bernd Klüting (l.) und Karl Schmidt (2.v.l.) zu einem historischen Stadtspaziergang. Er endete mit Kaffee und Waffeln im Heimatmuseum.

Vor der reformierten Kirche am Markt trafen sich die Teilnehmer mit Bernd Klüting (l.) und Karl Schmidt (2.v.l.) zu einem historischen Stadtspaziergang. Er endete mit Kaffee und Waffeln im Heimatmuseum.

Foto: cristina segovia-buendía

Zu einem historischen Stadtrundgang lud der Radevormwalder Heimat- und Verkehrsverein (HVV) für Samstag ein. Bernd Klüting und Karl Schmidt führten eine Gruppe von 17 interessierten Teilnehmern durch die Innenstadt, an geschichtsträchtige Orte und gaben Einblicke in Entstehen und Entwicklung ihrer Heimatstadt.

Pünktlich um 13.30 Uhr am Samstag am Treppenaufgang vor der reformierten Stadtkirche: Auf dem Marktplatz packen die letzten Beschicker des Wochenmarktes ihre Waren zusammen, während sich vor dem eisernen Tor der Kirche die Teilnehmer einfinden. Die Sonne strahlt über die Innenstadt, eine leichte Brise weht über den Platz, die alte Eiche wiegt sich im Wind. Dieser Ort, der allen so geläufig erscheint, hat eine lange Geschichte zu erzählen. Am Samstag nahmen sich 17 interessierte Bürger Zeit, um mehr über ihre Heimatstadt zu erfahren. Die beiden Hobbyhistoriker Bernd Klüting und Karl Schmidt ließen die Geschichte anhand von Daten, Fakten und vielen Archivbildern wiederaufleben.

Etwa 1316, vielleicht einige Jahre davor oder danach, wurde die Stadt gegründet, als Grenzstadt zum märkischen Sauerland und Volmarstein. "Zu einer Stadt", sagte Klüting, "gehörte damals auch eine Stadtmauer." Diese, so erklärte er weiter, verlief etwa vor der heutigen Gaststätte "Am Matt". Somit hätte Am Matt außerhalb der Stadt gestanden, ebenso wie die Gärten der Bürger, die sich außerhalb der Mauern befanden. "Unser Marktplatz wurde schon oft umgebaut", berichtete der Hobbyhistoriker. "Das Einzige, das immer bestand, ist die Friedenseiche von 1876." Ein Gedenkbaum zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Selbst die reformierte Kirche, die zum festen Bestandteil des Stadtbildes gehört, war nicht immer das, was sie heute ist. Im Laufe ihrer Geschichte, während des 30-jährigen Krieges, fiel sie in die Hände verschiedener Glaubensbrüder. 1802 wurde sie beim letzten großen Stadtbrand komplett zerstört und musste neu errichtet werden. Der Neubau veränderte das Gotteshaus: Das Gebäude wurde um 30 Grad nach Osten versetzt, um 30 Prozent kleiner und erhielt einen Vordereingang, erzählte Klüting. "Davor verlief der Zugang zur Kirche über den Friedhof."

Über den Radevormwalder Marktplatz, der erst zwischen 1830 und 1840 einen Schotterboden erhielt und erst viel später bepflastert wurde, sind im Laufe der Geschichte Truppen aus aller Welt durchmarschiert. "Das Rathaus", zeigte Klüting in alten Archivbildern, "stand früher neben der Kirche, praktisch dort, wo heute der NKD steht."

Die Teilnehmer blickten zum heutigen Kaufhaus - und vor ihrem geistigen Auge schienen die Gebäude von einst wieder zu entstehen: Ein typisch bergisches Fachwerkhaus mit zweiseitigem Treppenaufgang.

Klaus und Rosa María Wiechulla nahmen an der Führung teil, aus ganz praktischen Gründen: "Ich wohne erst seit zwei Jahren in Rade und wollte die Stadt mal richtig kennenlernen", sagte die gebürtige Spanierin. Ihr Ehemann kannte Rade derweil nur noch aus einer Kindheit, Ende der 1940er Jahre hatte er in der Stadt auf der Höhe gewohnt. "Seitdem hat sich aber viel verändert", sagte er.

Nach der zweistündigen Führung endete der historische Ausflug im Heimatmuseum bei einer Tasse Kaffee und bergischen Waffeln.

(sebu)
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