Radevormwald Respekt und Würde für Betroffene

Es war ein Grund zum Feiern. Dennoch nutzte Bürgermeister Johannes Mans seine Rede beim Festakt zum 700-jährigen Bestehen der Stadt, um auch das tragische Zugunglück 1971 zu erwähnen. "Das waren dramatische Ereignisse, die das Denken und das Bewusstsein der Menschen geprägt haben", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Diese tiefe Trauer und Betroffenheit habe bis heute Auswirkungen.

Mans ist erstaunt, wie viele Menschen ihn seit seiner Amtsübernahme auf das Unglück angesprochen haben. "Das ist schon Thema, die Menschen reden drüber", meint er. Immerhin habe das schreckliche Unglück eine riesige Lücke gerissen, die nachhaltig von den Menschen empfunden werde. Im Bewusstsein sei das Zugunglück präsent, es werde einem Neubürger in Rade aber anders vermittelt, als wenn sich die Menschen untereinander darüber unterhalten. "Mit mir reden die Bürger anders. Jeder weiß, dass die Menschen mit den traumatischen Ereignissen leben. Mans ist ein anderer Umgang mit dem Unglück wichtig. Darauf wolle er künftig achten, sagt er. Er könne sich sogar vorstellen, eine Zusammenkunft zu organisieren für Menschen, die sich an die furchtbaren Ereignisse erinnern. "Wir dürfen nicht nur einen Kranz niederlegen, sondern müssen für die Menschen da sein, die bis heute unter der großen Last dieses Unglücks leiden", sagt Mans.

Als Bürgermeister sei ihm das Gedenken ganz wichtig, sich einfach nochmals daran zu erinnern, wer denn besonders von dem Unglück betroffen ist. Mans möchte, dass rund um den Gedenktag 27. Mai besonders der Verstorbenen gedacht wird. "Für mich ist der würdevolle Rahmen für solch ein Gedenken wichtig und auch ein neuer Aspekt", sagt er. Er halte nichts von einem großen Staatsakt, den die Stadt inszenieren sollte. Das Unglück sei tief verwurzelt in der Stadt Radevormwald. Das habe er auch in Gesprächen mit pensionierten Ehren-Feuerwehrleuten erfahren, die ihm eindringliche Eindrücke von dem Einsatz beschrieben haben. Nach dem Zugunglück von Bad Aibling hätten ihn Menschen verstärkt auf das Unglück 1971 angesprochen. "Da haben sich viele wieder erinnert", sagt Mans. Er appelliert daran, respektvoll mit den Ereignissen und den Betroffenen umzugehen.

(RP)
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