Radevormwald Rade fehlen knapp 70 Kindergartenplätze

Radevormwald · Alarmierende Zahlen liegen dem Jugendhilfeausschuss für seine Sitzung am Montag vor: Brigitte Gajdzinski, die im Fachbereich Jugend und Bildung für die Kindertageseinrichtungen zuständig ist, hat wie immer zu Beginn des neuen Jahres eine detaillierte Übersicht über die Kindergartenbedarfsplanung erarbeitet - Ergebnis: Die Situation ist schlecht. "Wir haben definitiv zu wenig Plätze. Bereits zum 1. Januar 2016 fehlten 69 Plätze für das Kindergartenjahr 2016/2017, und ich gehe davon aus, dass diese Zahl durch weitere Zuzüge und mehr Flüchtlingskinder steigen wird", sagt Brigitte Gajdzinski.

 Zum Lachen ist Brigitte Gajdzinski gerade nicht zumute.

Zum Lachen ist Brigitte Gajdzinski gerade nicht zumute.

Foto: dörner (archiv)

Im vergangenen Jahr fehlten zum gleichen Zeitpunkt "nur" 40 Plätze. "Und auch das war schon heftig", sagt sie. Einzig positiv: Die Rücklaufquote der bei der Bedarfsumfrage angeschriebenen 380 Familien lag mit 60 Prozent (228 Eltern) um zehn Prozent höher als 2015. "Damit war ich schon zufrieden", sagte Brigitte Gajdzinski. Davon meldeten 177 einen Bedarf für das nächste Kindergartenjahr an, weitere 51 für 2017/2018 und später. Dabei besteht für Eltern für ihre jetzt bis zu einem Jahr alten Kinder, die aber erst mit drei Jahren einen Platz benötigen, noch keine Pflicht, sich schon jetzt bei der Stadt zu melden.

Erste Rückmeldungen der Kindertageseinrichtungen machten Brigitte Gajdzinski schnell deutlich, dass Eltern von 80 Mädchen und Jungen zwar in den Einrichtungen Bedarf angemeldet haben, dies der Stadt aber nicht mitteilten. "In den meisten Fällen glauben die Eltern, dass Geschwisterkinder automatisch, ohne einen Bedarf zu signalisieren, einen Platz bekommen", sagt Brigitte Gajdzinski. Das führe nun schlussendlich dazu, dass für etwa 70 Kinder von einem bis zu sechs Jahren (Schulpflicht) kein Platz vorhanden ist.

"Für die unter Einjährigen gibt es keinen Anspruch, die Ein- und Zweijährigen haben einen Anspruch auf Förderung und die ab Dreijährigen einen Rechtsanspruch auf Betreuung", erläutert sie. Schon in den vergangenen Jahren hätten sich die Jugendämter bemüht, genügend Plätze für Ein- und Zweijährige bereitzustellen, denn der Trend ist eindeutig: "Für 85 Prozent aller Zweijährigen in Rade benötigen die Eltern einen Betreuungsplatz, bei den Einjährigen ist die Zahl geringer, aber der Trend ebenfalls deutlich steigend", berichtet die Jugendhilfeplanerin. Das stelle die Kommunen vor neue Herausforderungen. Zurzeit gibt es in Rade nur drei öffentlich-rechtlich geförderte Einrichtungen, die eine Betreuung unter zwei Jahren ermöglichen: Eltern-Initiative "Kinderhaus Pusteblume" (Rochollstraße 10), Lily-Braun-Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt (Dietrich-Bonhoeffer-Straße 140) und evangelischer Kindergarten Himmelswiese (Stauffenbergstraße 1-3). Hinzu kommt noch das gewerbliche Kinderhaus Gänseblümchen (Grabenstraße 18) für Kinder von vier Monate bis zu drei Jahre. "Außerdem vermitteln wir als Stadt gerne auch an Tagesmütter, gerade die Einjährigen, die dann mit zwei Jahren in den Kindergarten wechseln", sagt Brigitte Gajdzinski.

Nun sei es wichtig, dass die Politik gemeinsam mit der Stadt Lösungen findet. Die Zeit drängt. Der Jugendhilfeausschuss muss schon am Montag zu einer Lösung kommen, denn bis 15. März muss Brigitte Gajdzinski die Landesmittel für das neue Kindergartenjahr beantragen.

Sönke Eichner, Pädagogischer Leiter im Fachbereich Jugend und Bildung, betont gegenüber der BM, dass die Stadt bis Montagmittag Gespräche mit dem Landesjugendamt und verschiedenen potenziellen Interessenten führt, um dann hoffentlich dem Ausschuss eine tragfähige Lösung vorschlagen zu können.

Mo. 29. Februar, 17 Uhr, Mehrzweckraum Bürgerhaus, Schlossmacherplatz.

(RP)
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