Radevormwald Premiere des Films "Unerhört" mit Sandro Feuerpeil

Radevormwald · Dass auch Hörgeschädigte ein vielseitiges Leben in der Mitte der Gesellschaft führen können, beweist Sandro Feuerpeil. Der Rader studiert an der Ruhr-Universität Bochum Psychologie und kognitive Neurowissenschaften, hat zahlreiche Nebenjobs, bekleidet ein Ehrenamt, gibt Reitunterricht und spricht mehrere Fremdsprachen.

 Sandro Feuerpeil mit "Whoppi". Die Familie des 25-Jährigen züchtet Shagya-Pferde, eine Araber-Zuchtlinie aus dem 18. Jahrhundert.

Sandro Feuerpeil mit "Whoppi". Die Familie des 25-Jährigen züchtet Shagya-Pferde, eine Araber-Zuchtlinie aus dem 18. Jahrhundert.

Foto: Jürgen Moll

Seinen facettenreichen Alltag stellt der 25-Jährige in der Dokumentation "Unerhört" vor, die heute ihre Premiere in Trier feiert und das Ausmaß einer erheblichen Hörschädigung zeigt. Das Filmprojekt, das von der "Aktion Mensch" gefördert und von "Hörbiz Trier", einem Kompetenzzentrum rund um Hören und Kommunikation, in Auftrag gegeben wurde, soll hörgeschädigten Menschen Mut machen und sie zu einem offenen Umgang mit ihrer Behinderung bewegen. "Wir können trotz unserer Behinderung viel erreichen und Berufe ergreifen", sagt Feuerpeil.

Bei der Suche nach Darstellern hatte er sich beworben. "Nach langen Telefonaten und einem ersten Kennenlernen mit der Projektleitung über Skype habe ich die Zusage bekommen. Darüber habe ich mich sehr gefreut." Gemeinsam mit drei anderen Hörgeschädigten zeigt er in "Unerhört", wie er im Alltag mit seiner Behinderung umgeht. Von 15 Drehtagen war das Filmteam zwei Tage mit dem Studenten aus Rade unterwegs. "Wir haben im Mai gedreht und mich in verschiedenen Situationen gezeigt. Es gibt Szenen beim Springreiten oder in der Rolle des Reitlehrers. Am zweiten Drehtag hat mich das Team zur Uni begleitet, wo ich einer Schülergruppe von meinem Studiengang erzählte, Seminare besuchte und mich mit einer Freundin in der Mensa getroffen habe", sagt er.

Dazu kamen Intervieweinheiten, in denen die Familie des 25-Jährigen berichtete. "Für meine Eltern waren die Interviews teilweise sehr emotional", sagt er. Seine Mutter, Ute Feuerpeil, erzählt, wie sie die Behinderung entdeckte und welche Bedeutung sie für das Familienleben hat. "Wir hatten das große Glück, dass wir sein Handicap mit zwei Jahren bemerkten. Die Frühförderung hat uns massiv geholfen", sagt Ute Feuerpeil. Zur Premiere heute in Trier fährt die ganze Familie. "Ich bin gespannt und aufgeregt", sagt der 25-Jährige.

Begleiter sind zwei weitere Personen, denen Sandro Feuerpeil sehr dankbar ist. "Eva Gatermann von der Hörgeschädigten-Schule Düsseldorf hat mich immer unterstützt, Kontakt zu Lehrern gehalten und Gespräche geführt." Auch der ehemalige Mathe-Lehrer ist dabei. "Jürgen Döhl habe ich viel zu verdanken, obwohl ich nie besonders gut in Mathe war", sagt er und ergänzt, "die Dreharbeiten haben mir sehr viel Spaß gemacht, und ich hoffe, dass ,Unerhört' vielen Hörgeschädigten hilft und Menschen ohne Behinderung unser Leben besser verständlich macht." Wichtig ist es Sandro Feuerpeil, humorvoll mit seiner Behinderung umzugehen und auch nicht die positiven Seiten zu vergessen. "Die Ausrede ,Habe ich nicht gehört' habe ich schon im Kindergarten ausgenutzt, und morgens wache ich immer ausgeschlafen auf, weil mich nachts ohne meine Hörgeräte nichts aus dem Schlaf wecken kann", sagt er und lacht.

Der Film soll im Fernsehen gezeigt werden; Produzenten sind Julia Olk und Sebastian Lindemans www.unerhoert-derfilm.de

(trei)
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