Radevormwald Politische Fragerunde aus Jugendperspektive

Radevormwald · Mehr als 200 Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums informierten sich bei einer Diskussion mit den Bundestagskandidaten.

 Die fünf Kandidaten stellten sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler.

Die fünf Kandidaten stellten sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler.

Foto: Jürgen Moll

Die Aula des Theodor-Heuss-Gymnasiums ist voll besetzt. Groß verkündet ein Banner über der Bühne, was Anlass für das Erscheinen der 200 Schüler aus den Jahrgangsstufen Q1 und Q2 sowie vereinzelt auch aus unteren Jahrgangsstufen ist: Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl 2017. Die Direktkandidaten für Oberberg Dr. Carsten Brodesser (CDU), Michaela Engelmeier (SPD), Jörg Kloppenburg (FDP), Andrea Münnekehof (Bündnis 90/Die Grünen, als Vertretung von Landwirt Michael Braun) und Diyar Agu (Die Linke) stellten sich den Fragen der Schüler. Organisiert hat die Diskussion der Leistungskurs Sozialwissenschaft.

"Solche Termine gibt es seit mehr als 20 Jahren. 2017 haben wir zwei Wahlen, wir haben uns für die Bundestagswahl entschieden", sagte Politiklehrer Elmar Hachen, der die Veranstaltung seit vielen Jahren begleitet. Eine angenehm unverkrampfte Alternative zu üblichen Formaten im Wahlkampf - einfach, weil Fragen und Art der Fragestellung eben aus der Jugendperspektive kamen. Eineinhalb Stunden Zeit hatten die Kandidaten eingeplant, um von sich und ihrem Programm zu überzeugen.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es direkt an Inhalte. Die Moderatoren Dennis Berke und Maximilian Benkert vom Leistungskurs schafften es souverän, die Kandidaten, sobald sie in ihren Antworten allzu ausschweifend wurden, wieder an die kurze Leine zu nehmen. Immer wieder kam es vor, dass sie die vor allem die beim Kandidaten-Hearing geltende 30-Sekunden-pro-Antwort-Regel überschritten. Vor allem der junge Linken-Kandidat Agu hatte offensichtlich Redebedarf.

Die erste Frage drehte sich direkt um ein Thema, das in einem Gymnasium auf der Hand liegt: G 8 oder G 9? Die Antwort war, symptomatisch für die gute Stimmung unter den Kandidaten, einhellig: Alle sprachen sich für G 9 aus. Auch beim Thema Populismus war man sich einig. Die Frage lautete: "Was halten Sie davon, dass die AfD es verbieten möchte, dass Homosexuelle Kinder aus Kinderheimen adoptieren dürfen?" Die deutlichsten Worte fand Sozialdemokratin Engelmeier: "Ich schäme mich dafür, ich bin entsetzt, dass die Neonazis - denn nichts Anderes ist die AfD-Parteiführung für mich - heute wieder mit solchen Parolen daherkommen." Brodesser ergänzte: "Mit Parolen schafft man keine Lösungen." Kloppenburg meinte: "Erst gestern habe ich mich in einer anderen Diskussion wieder für die AfD geschämt", und Agu sagte: "Die AfD ist eine Schande für die Demokratie." Dafür gab es den größten Applaus.

Im weiteren Verlauf ging es um aktuelle Themen wie den Dieselskandal, innere Sicherheit oder "Fake News". Und auch das Persönliche kam zur Sprache. Heiterkeit erregte dabei Kloppenburgs Antwort auf die Frage, was er machen würde, wenn seine Tochter ihm eröffnete, sich künftig für die Linke zu engagieren: "Ich würde mich freuen, dass sie sich engagiert. Dann würde ich mich aber fragen, was ich falsch gemacht habe."

Auch Einblicke in die politischen Ziele wurden mit großem Interesse aufgenommen. Was natürlich für die Jugend sprach, die sich als alles andere als politikverdrossen zeigte.

(RP)
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