Radevormwald Poetry Slam mit Wort-Witz und Gefühl

Radevormwald · Sechs Poetry Slammer kamen Freitagabend zum "Slam auf der Höhe". Ein großes Publikum blieb jedoch aus.

 Tuna Tourette textete über eine "Wohnungsbesichtigung des Grauens". Unter die besten Drei schaffte es der Bochumer beim zweiten "Slam auf der Höhe" im TSV-Heim allerdings nicht.

Tuna Tourette textete über eine "Wohnungsbesichtigung des Grauens". Unter die besten Drei schaffte es der Bochumer beim zweiten "Slam auf der Höhe" im TSV-Heim allerdings nicht.

Foto: Peter Meuter

Grischa Röbke wagte nach dem Erfolg des ersten "Slams auf der Höhe", den er 2017 im TSV-Heim veranstaltet hatte, eine zweite Auflage des Dichter-Wettstreits. Mit sechs Poetry Slammern aus ganz Deutschland stellte er ein abwechslungsreiches Programm zusammen. "Ich habe nach Künstlern Ausschau gehalten, die noch nicht so bekannt sind. Beim Poetry Slam geht es um gute Texte und viel Gefühl", sagte Grischa Röbke, der selber schreibt und den Abend mit seinem "Opferlamm" eröffnete.

So nennen Slammer die ersten Texte eines Abends, die das Publikum anheizen und im besten Fall begeistern sollen. Begeisterung kam an einzelnen Stellen des Textes durchaus auf, denn Röbke nahm die Olympischen Winterspiele zum Anlass, um die "Olympiade des Wett-saufens" und des "Dressur-Reierns" live zu übertragen. Mit einem Blick ins Studio - hier eine charmante Eckkneipe - beschrieb er die Bar-Eskapaden von Jack Daniels und seiner "Zuchtstute Mandy".

Nach der Einstimmung traten die Slammer nacheinander auf, die Bewertung übernahm das Publikum mit der Hilfe von Punktekarten. Den Anfang machte Tuna Tourette aus Bochum, der über eine "Wohnungsbesichtigung des Grauens" textete. Dass seine "Steuererklärung auf eine Postkarte passt" und er sich insgeheim, zumindest im Vergleich zu seinem potenziellen Mitbewohner, wie der US-amerikanische Rapper Kanye West fühlt, versuchte er zu verschweigen. Die vordergründige Wohnungssuche entpuppte sich als Suche nach Selbstständigkeit und Freiheit und endete im Höhenflug. Das Publikum honorierte diese Leistung mit einigen Punkten.

Anschließend räumte Jan Möbus gut ab. Der Slammer erläuterte dem Publikum, warum es Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen gibt und warum diese auch berechtigt sind. Möbus argumentierte mit "der Grundschuld der fehlenden Führungspersönlichkeit" und dem fehlenden Talent, "unangenehme Themen mit flachen Sprüchen zur Seite zu schieben".

Etwas weniger witzig, dafür deutlich ehrlicher und tiefer empfunden waren die Texte der weiblichen Slammer. Lena Meckenstock und Jana Goller gaben auf der Bühne an der Jahnstraße viel Persönliches preis. In "Mehr als ein Roggenbrötchen" teilte Meckenstock den Kampf um ein natürliches Verhältnis zu ihrem Körper und Essen mit dem Publikum. "Ich habe den Text für jemanden geschrieben, der mich bei diesem Kampf unterstützt und an meiner Seite ist", sagte die junge Frau. In ihrem Text griff sie Kindheitserinnerungen auf, die nahezu jeder kennt, denn "Freibad-Pommes schmecken am besten". Jana Goller erinnerte bei ihrem Vortrag an eine verlorene Freundin.

Pascal Kreuch porträtierte seine Heimat, den Ruhrpott, Reinhard Clement begeisterte mit kurzen Gedichten und geistreichem Wortwitz. An ihn ging dann auch der Sieg. Auf dem zweiten Platz landete Lena Meckenstock, Jan Möbus sicherte sich Rang drei.

Obwohl das Publikum dieses Jahr deutlich kleiner ausfiel, war der zweite "Slam auf der Höhe" durchaus ein stimmungsvoller und inspirierender Abend.

(trei)
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