Radevormwald Neye-Güllekatastrophe kommt bald vor Gericht

Radevormwald · Die juristische Aufarbeitung der Umweltkatastrophe an der Neye-Talsperre geht weiter. Von einem Hof in Halver strömten am 18. März 2015 rund 1,7 Millionen Liter Gülle aus einem riesigen Gülletank in den Neyebach, ein Großteil dieser Gülle floss von dort später in die Talsperre Remscheid. Eine Katastrophe für die Umwelt (die BM berichtete mehrfach).

Gestern musste sich der Landwirt aus Halver, von dessen Grundstück aus die Gülle abfloss, vor dem Amtsgericht Lüdenscheid verantworten, allerdings in einer anderen Angelegenheit. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Unterschlagung und Untreue vor. Der Landwirt hatte zahlreiche Kühe einer Leasing GmbH aus Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) in seinen Ställen stehen. 26 dieser Kühe ließ er laut Anklage jedoch ohne Genehmigung des Eigentümers schlachten.

Wegen der Gülleeinleitung wird der Remscheider Energieversorger EWR, der Eigentümer der Talsperre ist, den Landwirt vor dem Landgericht Hagen auf Schadensersatz verklagen. "Die Klage wird derzeit vorbereitet", bestätigte EWR-Pressesprecher Klaus Zehrtner. Denn bei dem Vorfall vom 18. März und seinen Folgen geht es um richtig viel Geld. Der Wupperverband, Betreiber der Talsperre, schreibt in seinem Jahresbericht 2015, dass der angerichtete Schaden im sechsstelligen Bereich liegt.

Unzählige Fische waren verendet, der Bach und die Teiche oberhalb der Neye-Talsperre gelten als biologisch tot. An der Staumauer bildete sich eine 50.000 Kubikmeter große Blase aus einem Gülle-Wasser-Gemisch, das über Wochen über das Hückeswagener Klärwerk an der Vorsperre entsorgt wurde.

Bereits im November 2014 war aus einem Güllebehälter desselben Hofes eine geringe Menge Gülle in den Neyebach geflossen. Auch hier hatte die EWR den Landwirt auf Schadensersatz verklagt, das Verfahren wurde jedoch im November ohne Gerichtstermin beendet. "Die Haftpflichtversicherung des Landwirts hat inzwischen gezahlt", erklärte Zehrtner, ohne eine Summe zu nennen.

Neben Schadenersatz drohen dem Halveraner auch strafrechtliche Konsequenzen; die Staatsanwaltschaft Hagen ermittelt gegen den Landwirt. Denn nach den bisherigen Ermittlungen gehen die Behörden davon aus, dass bei dem Vorfall vor zehn Monaten ganz bewusst der Schieber des Gülletanks geöffnet wurde. Der Halveraner Landwirt selbst bestritt nach dem Vorfall die Schuld und sprach von "Sabotage".

"Die Ermittlungen werden noch etwa ein bis zwei Monate dauern", erklärte Dr. Gerhard Pauli, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Hagen.

(RP)
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