Radevormwald Neue Wohngruppe hat sich eingelebt

Radevormwald · Sieben junge Erwachsene haben mit Unterstützung des Vereins "Rade integrativ" um die Vorsitzende Christiane Schnell in einem neu gebauten Haus in Bergerhof ein neues Zuhause gefunden. Dort leben sie unabhängig von den Eltern.

 Christiane Schnell (r.) vom Verein "Rade integrativ" ist Koordinatorin und Initiatorin der neuen Wohngemeinschaft gewesen. Auch ihre Tochter hat in der neuen WG ein neues Zuhause gefunden.

Christiane Schnell (r.) vom Verein "Rade integrativ" ist Koordinatorin und Initiatorin der neuen Wohngemeinschaft gewesen. Auch ihre Tochter hat in der neuen WG ein neues Zuhause gefunden.

Foto: Michael Schütz

Sieben junge Erwachsene haben mit einer Wohnung an der Elberfelder Straße eine Wohnform gefunden, in der sie unabhängig von ihren Eltern leben, sich frei entfalten und noch mehr Eigenständigkeit erlernen können.

Die Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung sind vor einigen Wochen in ihre neue Wohngemeinschaft eingezogen und öffneten jetzt ihre Wohnungstür für diejenigen, die sich für die Umsetzung des Projekts von "Rade integrativ" eingesetzt haben. Mit Finanz- und Sachspenden von Unternehmen und Privatleuten ist es dem Verein "Rade integrativ" gelungen, eine großzügige Wohnung zu realisieren und umzusetzen. "Es ist Zeit, dass wir uns mit einer Einladung und einem Rundgang durch die Wohnung bei allen Spendern bedanken", sagte Christiane Schnell, Vorsitzende des Vereins. Dieser Einladung folgten Spender und die Eltern der Bewohner - auch, um gemeinsam den Projektabschluss zu feiern.

Die Idee zu der WG für Behinderte hat die Tochter von Christiane Schnell ins Rollen gebracht. Verena äußerte vor einigen Jahren den Wunsch, aus ihrem Elternhaus auszuziehen, um selbstständiger leben zu können. Weil die Wartezeit auf einen Platz in einer Wohngemeinschaft für Behinderte durchschnittlich acht Jahre beträgt, haben sich Mitglieder von "Rade integrativ" zusammengeschlossen und ein Konzept für eine behindertenfreundliche Wohnung mit passender Betreuung erstellt.

Nach vielen Kontaktaufnahmen, Öffentlichkeitsarbeit und Spendenaufrufen ist die Idee zur Realität geworden. Verena lebt jetzt mit sechs weiteren Frauen und Männern in einer eigenen Wohnung. Ihr Zimmer hat die 19-Jährige nach ihren eigenen Vorstellungen eingerichtet und ihr Apartment stolz vorgestellt. "Verena fühlt sich hier wohl, der Umzug ist uns schwerer gefallen als ihr. Es ist toll, wie wohl sie sich hier fühlt und wie sie sich entwickelt hat", sagte Christiane Schnell.

Jedes der WG-Zimmer ist 27 Quadratmeter groß und verfügt über ein eigenes Badezimmer. Neben den Privaträumen teilen sich die Bewohner eine große Wohnküche und einen Sitzbereich. Dank einer Betreuung rund um die Uhr werden die Bewohner bei Schwierigkeiten, ob bei Alltags- oder gesundheitlichen Problemen, unterstützt.

Niclas ist einer der Mitbewohner und hat etwas länger gebraucht, um sich in seinem neuen Zuhause einzuleben. Jetzt hat sich das Einzelkind aber gut in die Gemeinschaft integriert und besonders sein soziales Verhalten weiterentwickelt. "Wir sind dankbar für diese Wohnform und für alle Spender, die sich an dem Projekt beteiligt haben", sagte Annette Brauner. Die Mutter von Niclas wohnt nur drei Minuten entfernt und ist froh, ihren Sohn jederzeit besuchen zu können. "Unser Verhältnis ist nach wie vor eng, aber für ihn ist es besser, hier zu wohnen. Zuhause konnten wir seinen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden." Zusammen mit den anderen Bewohnern fährt Niclas morgens zur Arbeit, um nach einem Acht- Stunden-Tag müde zurück nach Radevormwald zurückzukommen.

Manche der Bewohner ziehen in den nächsten Jahren vielleicht wieder aus, weil sie entweder einen Partner oder aber eine andere Unterkunft gefunden haben, grundsätzlich ist die WG aber auf lange Zeit angelegt. "Die Bewohner können hier alt werden und solange bleiben, wie sie wollen. Deshalb ist es bei der Einrichtung wichtig, dass sie ungefähr in einem Alter sind", sagte Projektkoordinatorin Christiane Schnell.

(trei)
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