Radevormwald Neue Leiterin beim Weißen Ring

Radevormwald · Die Opferschutzorganisation wird im Oberbergischen Kreis - und mithin auch für Radevormwald - von Barbara Reichler geleitet. Die 62-Jährige hat die wichtige Aufgabe im September 2017 übernommen.

 Häusliche Gewalt ist ein Thema, mit dem sich auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Weißen Rings beschäftigen.

Häusliche Gewalt ist ein Thema, mit dem sich auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Weißen Rings beschäftigen.

Foto: Weißer Ring

Barbara Reichler hat bis 2016 eine große Förderschule geleitet. Nach ihrer Frühpensionierung wollte sie sich ehrenamtlich engagieren und hat den Weg zum Weißen Ring gefunden. Mit insgesamt mehr als 50.000 Mitgliedern ist der Weiße Ring die größte Hilfsorganisation für Opfer von Gewalttaten in Deutschland. Die Leitung der Außenstelle Oberberg hat die 62-Jährige 2017 übernommen, nachdem sie gemerkt hat, wie sie ihre Fähigkeiten für die Organisation nutzen kann.

"Nachdem ich mehrere Fälle bearbeitet hatte und Menschen geholfen habe, wollte ich mich noch mehr engagieren. Außerdem hat mich ein Kollege, der Opferschutzbeauftragte aus Oberberg, angesprochen und mich als neue Leiterin vorgeschlagen." Als Leiterin der Außenstelle kümmert sich Barbara Reichler um viele administrative Aufgaben, aber auch um die Aufnahme neuer Fälle. Das Opfertelefon trägt sie immer bei sich. "Wenn ich nicht sofort persönlich abhebe, können uns die Opfer eine Nachricht hinterlassen, auf die ich schnell antworten werde", sagt Reichler.

Beim Weißen Ring können sich Männer und Frauen melden, die Opfer von Gewalt geworden. Meistens melden sich Frauen, die von ihrem Partner geschlagen werden und nach Hilfe suchen. Es geht aber auch um Einzeltaten. Nach einem ersten Gespräch teilt Barbara Reichler die Fälle unter ihren ehrenamtlichen Mitarbeitern auf. Regelmäßige Mitarbeitertreffen sind dafür wichtig.

"Wir tauschen uns aus und besprechen besonders schwierige Fälle, um uns gegenseitig zu helfen." Momentan sind für den Kreis Oberberg sieben Ehrenamtler gemeldet, die Opfer beraten, sie zu Ämtern begleiten oder ihnen dabei helfen, den Täter anzuzeigen. In Radevormwald ist nach wie vor Monika Diebel die wichtigste Ansprechpartnerin.

Barbara Reichler verteilt die Fälle aber nicht nur nach geografischen Kriterien an ihre Mitarbeiter, sondern auch nach den Ansprüchen und Inhalten. "Jeder von uns kann mit einigen Situationen besser und mit anderen schlechter umgehen. Das berücksichtige ich, wenn ich die Opfer an die Helfer vermittle."

Barbara Reichler hofft, dass dieses Jahr noch mehr Ehrenamtler den Weg zum Weißen Ring finden. "Die Arbeit kann man sich bei uns meistens frei einteilen. Die flexible Organisation ist unser Vorteil und erlaubt es auch Berufstätigen, sich bei uns zu engagieren", sagt Reichler.

Menschen, die beim Weißen Ring mithelfen wollen, sollten die Fähigkeit besitzen, zwar empathisch zu sein, aber gleichzeitig professionelle Distanz wahren zu können. Den Umgang mit Opfern von Gewalttaten lernen neue Mitarbeiter durch die Erfahrungswerte der versierten Ehrenamtler. "Uns werden viele schreckliche Geschichten erzählt, bei denen wir natürlich mitfühlen. Trotzdem darf man nicht zulassen, dass man selber darunter leidet. Wir sind schließlich nicht das Opfer. Die Ehrenamtler stehen nicht im Mittelpunkt, sondern diejenigen, die unsere Hilfe brauchen", sagt Reichler, die ihrer Arbeit zuverlässig, ehrlich und verschwiegen nachgeht.

Im vergangenen Jahr hat der Weiße Ring in Oberberg 89 Fälle registriert. Viele davon werden auch direkt durch die Polizei und den zuständigen Opferschutzbeauftragten bearbeitet.

(trei)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort