Radevormwald Neubaubedarf trotz Wohnungsleerstand

Radevormwald · Für die kommenden Jahre sagen Gutachter den drei Kommunen des oberbergischen Nordens bei der Wohnsituation veränderte Bedürfnisse voraus. Gesucht werden Innenstadtwohnungen und attraktive Wohnlagen für Familien.

 Die Stadt konnte im Neubaugebiet auf dem ehemaligen Jahnplatz alle Grundstücke schnell verkaufen. Für die kommenden Jahre wird weiter Bedarf an Grundstücken - auch in Karthauen - vorausgesagt.

Die Stadt konnte im Neubaugebiet auf dem ehemaligen Jahnplatz alle Grundstücke schnell verkaufen. Für die kommenden Jahre wird weiter Bedarf an Grundstücken - auch in Karthauen - vorausgesagt.

Foto: Wolfgang Scholl

Der demografische Wandel mit einem steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung wird bis zum Jahr 2030 nicht nur die Versorgungsinfrastruktur in der Stadt, sondern auch die Wohnstruktur verändern. Thomas Abraham von der empirica AG berichtete im Demografieausschuss über ein Gutachten, das vier Sparkassen in Auftrag gegeben haben.

Die Analyse zeige, dass der Norden des Oberbergischen Kreises Einwohner verlieren werde. Das Gutachten hat die drei Städte Radevormwald, Wipperfürth und Hückeswagen zusammengefasst, ohne jeweilige Besonderheiten der drei Kommunen zu beachten.

Für die drei Kommunen mit 60.000 Einwohnern sagen die Gutachter einen Neubaubedarf von bis zu 250 Wohneinheiten pro Jahr voraus - geschätzt insgesamt etwa 1400 neue Wohneinheiten. In den ersten Jahren bis etwa 2021 wird ein großer Bedarf vorausgesagt, danach könnten die Zahlen auf bis zu 150 herabsinken. Dabei wird auch gesagt, dass ein Neubaubedarf für junge Familien zahlreichen Leerständen in weniger attraktiven Lagen nicht widersprechen wird. Mit dieser Entwicklung müssten auch die oberbergischen Nord-Kommunen leben. "Wenn es keine Angebote für junge Familien gibt, die in eine Stadt ziehen wollen, dann suchen sie sich ein Angebot aus einer anderen Stadt", sagt Thomas Abraham. Für das Neubaugebiet Karthausen empfehlen die Gutachter eine schrittweise Entwicklung, wie es die Stadt vorgesehen hat.

Für Häuser in schlechteren, peripheren Lagen (auch auf dem Land) und veraltete Wohnimmobilien sehen die Gutachter ab 2022 bis 2030 Wertrückgänge oder auch wachsende Leerstände voraus. Die Kommunen sollten deshalb mit den großen Wohnungsanbietern in einen Dialog treten. "Sie müssen bald reagieren", sagte Abraham.

Das sei bei gemeinnützigen Gesellschaften zum Teil einfacher als bei privaten, gestand Abraham ein. Radevormwald hat im Gegensatz zu Hückeswagen zum Beispiel seit 2007 keine solche gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mehr. Da im Jahr 2030 der Jahrgang der 70-Jährigen wahrscheinlich der stärkste sei, müsse an diese Klientel gedacht werden. Ein Auge werfen sollte die Stadt dabei auch auf die zahlreichen Wohnungen im Altbestand, die aber nicht barrierearm oder barrierefrei sind und umgebaut werden müssen. An dieser Stelle seien Bauaufsicht und der Brandschutz gefragt.

Mit Blick auf die Kleinteiligkeit von Wohneinheiten in der Innenstadt brachte Thomas Abraham den aufwendigen Prozess ins Spiel, nach Eigentümerstandortgemeinschaften zu suchen oder diese zu entwickeln. "Das ist eine Form der Stadtentwicklung, wo die Stadt als Moderator unterstützen kann", sagte Abraham. Es gelte, ein Beratungsnetzwerk zu entwickeln. Gebraucht würden zum Beispiel für Ältere und Alleinlebende kleine Wohnungen in Zentrumsnähe, die durchaus Neubaucharakter haben könnten. Dazu käme ein Bedarf an günstigen Wohnungen für Ältere mit kleineren Renten. Der Druck für Haus- und Wohnungseigentümer zu modernisieren, werde insgesamt steigen.

(RP)
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