Radevormwald Netzwerk begleitet auf dem letzten Weg

Radevormwald · Fachkräfte arbeiten in Radevormwald eng zusammen, um unheilbar erkrankte Menschen zu begleiten. Wie die Zusammenarbeit funktioniert, stellte das Netzwerk im Bürgerhaus vor.

 In vielen Krankenhäusern gibt es bereits Palliativstationen.

In vielen Krankenhäusern gibt es bereits Palliativstationen.

Foto: Busch (Archiv)

Die palliative Versorgung ist gut und hat sich in den letzten drei Jahren rasant entwickelt - zu diesem Schluss kam das Podium, das am Donnerstagabend über die sterbebegleitende Medizin sprach und Fragen des Publikums beantwortete. In Radevormwald gibt es ein Palliativnetzwerk, das die Zusammenarbeit wichtiger Ansprechpartner bei nicht heilbaren und fortschreitenden Erkrankungen fördert. Für Betroffene und ihre Angehörigen bedeutet das eine schnelle Betreuung auf körperlicher, seelischer, sozialer und spiritueller Ebene mit kurzen Kommunikationswegen.

"Ein Verein kann die palliative Versorgung für eine Stadt nicht alleine sicherstellen. Deswegen haben wir ein Netzwerk gegründet", sagt Maria Weidner, Koordinatorin des ambulanten Hospiz'. Hausärzte, Krankenhaus, ambulante Pflegedienste, Seniorenheime und gemeinnützige Vereine arbeiten bei der palliativen Betreuung Hand in Hand. Ilona Genslein weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Zusammenarbeit tatsächlich funktioniert. Nachdem bei ihrem Mann 2013 ein unheilbarer Gehirntumor festgestellt wurde, hat sie ihn mit der Hilfe des Palliativnetzwerkes zu Hause betreut. "Die verschiedenen Ansprechpartner haben mich durch alle Phasen begleitet. Die Ärzte haben die Schmerzen meines Mannes gelindert, die Diakonie hat mir alle Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, nach denen ich gefragt habe und die Mitarbeiter des ambulanten Hospiz' haben dafür gesorgt, dass ich auch mal zwei oder drei Stunden für mich habe", sagt sie.

Wie groß die Belastung von Angehörigen ist, erlebt auch Rita Zimmer, Einrichtungsleiterin des Seniorenwohnzentrums Uelfestraße, beinahe täglich. "Wir weinen dann oft zusammen. Empathie und Menschlichkeit stehen an erster Stelle."

Dr. Georg Druck, Palliativmediziner und Facharzt für Innere Medizin, ist froh über die Entwicklung der Palliativmedizin. "Sich von dem Gedanken zu lösen, dass Medizin nicht immer heilend, sondern manchmal nur lindernd sein kann, ist ein wichtiger Schritt. Die Palliativmedizin ist in Deutschland noch sehr jung." Wichtig sei Ehrlichkeit im Umgang mit unheilbaren Krankheiten. Für den Mann von Ilona Genslein war das schonungslos aufklärende Gespräch über seinen Gesundheitszustand ein schmerzhafter aber gleichzeitig erlösender Moment. "Er konnte danach letzte Dinge erledigen, die für ihn von Bedeutung waren", sagt Ilona Genslein. Für den Chefarzt der Inneren Medizin des Sana Krankenhauses, Dr. Volker Brockhaus, ist der Teamgedanke bei palliativer Versorgung elementar. "Neben den Ärzten spielen unsere Pflegekräfte eine große Rolle. Viele haben sich zur Palliativ-Schwester fortgebildet und sind uns eine große Hilfe."

Er selbst hat vor vier Jahren die Palliativ-Ausbildung absolviert. Für eine noch bessere Betreuung im Krankenhaus wünscht er sich spezielle Psychologen und Musiktherapeuten. "Diese Kräfte fehlen uns in Radevormwald", sagt Brockhaus. Weil die meisten Menschen so lange wie möglich in ihrem eigenen Zuhause bleiben wollen, werden ambulante Pflegedienste immer wichtiger. Uwe Kremers, Geschäftsführer der Diakonie Radevormwald, bewertet die Versorgung durch Pflegedienste als ausreichend. "Wir sind wirklich gut aufgestellt und rund um die Uhr erreichbar", sagt er. Uwe Leicht, Pfarrer der evangelischen Stiftung Tannenhof führte durch das Podiumsgespräch. Für die musikalische Begleitung sorgten Schüler der Musikschule.

(trei)
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