Radevormwald Kunst durch das Küchenfenster

Radevormwald · Hella Gräfin zu Rantzau hat den Himmel aus ihrem Küchenfenster fotografiert. Die Fotografien der 94-Jährigen hängen derzeit in der Lutherischen Kirche an der Burgstraße. Die Ausstellung trägt den Titel "Bilder vom Himmel".

 Im August 2008 stellte die Künstlerin im Rader Bürgerhaus aus.

Im August 2008 stellte die Künstlerin im Rader Bürgerhaus aus.

Foto: nh (Archiv)

Mit 94 Jahren nimmt sie die Welt immer noch als Künstlerin wahr. Hella Gräfin zu Rantzau war bis 1985 Kunst- und Werklehrerin an der Realschule Radevormwald und hat seit 1983 viele Gruppen- und Einzelausstellung auf die Beine gestellt. Ihre aktuelle Ausstellung ist in der Lutherischen Kirche an der Burgstraße auf die Anfrage von Pfarrer Jürgen Buttchereyt eröffnet worden und zeigt Fotografien, die zu Rantzau aus ihrem Küchenfenster heraus gemacht hat. Im Betreuten Wohnen, in dem die Künstlerin wohnt, gehört sie zu den "Ureinwohnerinnen".

In ihrer Wohnung ist sie umgeben von ihrer eigenen Kunst, Erinnerungen an ihre Lieblingsorte, an das Meer und an Menschen, die sie durch ihr Leben begleitet haben. Die Fotografien aus ihrem Küchenfenster sind bereits vor Jahren entstanden. Eine moderne Spiegelreflexkamera besitzt sie nicht, und auch von Bildnachbearbeitung hält sie nichts. "Ich habe die Fotos mit einer ganz normalen Kamera gemacht, einem kleinen Apparat. Dann habe ich sie entwickeln lassen", sagt sie. Die technischen Details der Fotografie sind bei der ehemaligen Lehrerin Nebensache. Es kommt auf das Motiv, die Beobachtung an. Ihr Küchenfenster, das ihr aus dem dritten Stock einen freien Blick in Richtung Westen erlaubt, ist ihr persönlicher Blick in den Himmel. "Ich habe meistens Sonnenuntergänge fotografiert, bei denen die Farben intensiv waren, manchmal auch unecht wirkten", sagt sie. Dass die Fotografien jetzt erneut in Radevormwald für die Öffentlichkeit zu sehen sind, freut sie.

An der Ausstellungseröffnung konnte sie leider nicht persönlich teilnehmen, aber Reaktionen erreichen die 94-Jährige trotzdem. "Es ist schön, dass meine Kunst immer noch viele Menschen begeistert", sagt sie. Die Fotografie ist für Hella Gräfin zu Rantzau noch ein relativ neues Medium. In ihrem Leben hat sie mehr gemalt, gezeichnet und Specksteine in Form gebracht. In ihrer Kunst taucht immer wieder der Bezug zum Meer, zurück zur Natur, auf, und auch die Himmelsfotografien könnten je nach Betrachtungsweise ein Ausschnitt der oft wilden See sein. "Das Meer ist einfach schön und hat mich schon immer fasziniert. Ich habe viele Wochen am Meer verbracht und in einem Hotelzimmer gelebt, von dem ich das Meer aus sehen konnte", erinnert sie sich. Momentan zeichnet oder malt die Künstlerin allerdings nicht. Der Antrieb dazu fehlt ihr, aber der kann zu jeder Zeit wiederkommen. "Manchmal ist man einfach faul", sagt sie.

Lange Phasen der Faulheit gab es in dem Leben der Künstlerin allerdings nicht. Parallel zu ihrer Stelle als Lehrerin an der Realschule übernahm sie 1979 einen Lehrauftrag der Volkshochschule Gummersbach für die Abteilung Radevormwald und hat vor Ort vielen Männern und Frauen das Malen und Zeichnen beigebracht und ihnen ihr Wissen vermittelt. Außerdem ist zu Rantzau Mitglied der Künstlergruppe Werkhaus.

Die Ausstellung mit dem Titel "Bilder vom Himmel" können sich Interessierte sonntags nach dem Gottesdienst, ab 11 Uhr oder auf Anfrage bei Pfarrer Jürgen Buttchereyt, der unter Tel. 02195 2301 zu erreichen ist, ansehen.

(trei)
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