Radevormwald/Oberberg Kreis muss sich für bis zu acht Awo-Kitas neue Träger suchen

Radevormwald/Oberberg · Hiobsbotschaft aus dem Kreishaus: Die finanziellen Probleme der Arbeiterwohlfahrt (Awo) sind so groß, dass der Wohlfahrtsverband zum Sommer bis zu acht seiner 19 Kindertagesstätten an den Kreis zurückgeben muss. Das Kreisjugendamt ist für neun Kommunen im Oberbergischen Kreis der zuständige Kreisjugendträger - unter anderem auch für Hückeswagen. Rade dagegen hat ein eigenes Jugendamt. Hier betreibt die Awo die Lily-Braun-Kindertagesstätte an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße und den Lore-Agnes-Kindergarten an der Bahnhofstraße.

Hintergrund für die Ankündigung der Awo, einen Teil ihrer Kindertagesstätten und/oder offenen Ganztagsschulen abstoßen zu müssen, sind die Tarifabschlüsse im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. Die jüngst von der Gewerkschaft Verdi erstrittenen deutlichen Gehaltssteigerungen für die Erzieher bringen den Träger in arge finanzielle Bedrängnis. Konkret geht es um einen jährlichen Betrag von etwa 870.000 Euro - diese Mehrkosten müsste die Awo für 579 Beschäftigte aufbringen.

Dr. Jorg Nürmberger, Gesundheits- und Sozialdezernent des Kreises, berichtete der BM von einem Gespräch, dass der Kreis mit der Awo geführt hat - Ergebnis: "Die finanziellen Sorgen der Awo sind begründet, die Schieflage durch die Tarifabschlüsse vorhanden, und die Ankündigung, Einrichtungen abgeben zu müssen, nachvollziehbar", sagte er. Welche Einrichtungen betroffen sind, weiß er noch nicht. Gestern Abend gab's eine Betriebsversammlung der Awo, bei der die Mitarbeiter informiert wurden. Ergebnisse lagen bis Redaktionsschluss noch nicht vor. Dass der Kreis Einrichtungen zurücknehmen muss, bezeichnet der Dezernent als "Hammer". "Aber ich kann das verstehen", sagt er. Da die Tarifsteigerungen auch rückwirkend fürs zweite Halbjahr 2015 gezahlt werden müssen, seien auch die Rücklagen aufgebraucht. Nürmberger ist froh, dass dem Kreis jetzt noch genügend Zeit bleibt, neue Träger zu suchen.

Ob auch die Einrichtungen in Rade betroffen sind und sich das Jugendamt auch auf die Suche nach neuen Trägern machen muss, ist noch unklar. Dazu gab es gestern keine Stellungnahme der Awo.

Auf dem Schreibtisch von Sönke Eichner, Pädagogischer Leiter im Fachbereich Jugend und Bildung, landete lediglich ein Schreiben der Awo, in dem es um eine grundsätzliche wirtschaftliche Schieflage ging - verbunden mit der Forderung, dass das Land mehr finanzielle Verantwortung übernehmen sollte. "Mit uns hat sonst niemand gesprochen", sagte Eichner.

(RP)
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