Radevormwald Integration auf der Bowlingbahn

Radevormwald · Die erste Aktion von "Wegbegleiter für Flüchtlinge" ging am Mittwochabend zu Ende. Insgesamt zehn Flüchtlinge haben am ersten Projekt der Ehrenamtsinitiative "Weitblick" in Kooperation mit dem Malteser-Hilfsdienst teilgenommen.

 Ehrenamtlerin Ilse Brunhölzl und Mohamed Abdelbari aus Ägypten hatten viel Freude beim Projekt. Moll

Ehrenamtlerin Ilse Brunhölzl und Mohamed Abdelbari aus Ägypten hatten viel Freude beim Projekt. Moll

Foto: Moll Jürgen

Zusammen Spaß haben, sich besser kennenlernen und ein Gefühl von Heimat und Zusammengehörigkeit bilden - das waren die Ziele des ersten Projekts der Ehrenamtsinitiative "Weitblick" in Kooperation mit dem Malteser-Hilfsdienst. Anfang des Jahres haben sich die Organisationen für das übergeordnete Projekt "Wegbegleiter für Flüchtlinge" zusammengeschlossen und in den vergangenen Wochen die erste Aktion auf der Bowling-Bahn umgesetzt. Zehn Flüchtlinge und ihre deutschen Unterstützer haben sich regelmäßig auf der Bowlingbahn getroffen. Mittwochabend feierten die Freunde ihren großen Abschluss.

Für Ivan Kipevski war das gemeinsame Bowlen eine Möglichkeit, um mit anderen Männern in seinem Alter in Kontakt zu treten und sich noch besser in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Er lebt mit seiner Familie seit 2013 in Radevormwald und hat in dieser kurzen Zeit viel geschafft. "Ich habe zwei Deutschkurse absolviert und Anschluss gefunden. Wir leben jetzt in einer eigenen Wohnung und fühlen uns wohl", sagt der Familienvater aus Mazedonien. Dass seine Integration so gut funktioniert hat, ist nicht nur seinem Lotsen Rainer Schaumburg zu verdanken, sondern auch seinem Lernwillen. "In Mazedonien habe ich zwei Diplome zum Elektrotechniker und Mechaniker abgelegt. Der nächste große Schritt wird die Anerkennung dieser Abschlüsse", sagte er.

Encarna Gomez gehört, genau wie Ilse Brunhölzl und viele weitere Menschen in Radevormwald, zu den unermüdlichen Ehrenamtlern, die Flüchtlingen helfen, in Deutschland anzukommen. "Meine Eltern waren selber Flüchtlinge. Ich weiß, was das für eine Familie bedeutet. Ich will Nächstenliebe leben und dabei helfen, Hoffnung zu stiften und bei der Organisation eines ganz neuen Lebens zu helfen", sagt sie. Sie hofft, dass aus "Wegbegleiter für Flüchtlinge" noch viele weitere Aktionen entstehen, die Integration fördern. "Genau das ist der richtige Ansatz. Gemeinsam Zeit verbringen, damit das Fremde nicht mehr fremd ist."

Horst Kirschsieper, Standortlotse von "Weitblick" und Mitglied der Flüchtlingshilfe Radevormwald, hat genau das in Zusammenarbeit mit den Maltesern vor. "Die nächsten Projekte sollen Frauen und Kinder ansprechen", sagt er. Martina Orichel, Koordinatorin fürs Ehrenamt bei den Maltesern, hat bereits erste Ideen entwickelt. "Für Mütter und ihre Kinder könnten wir ein Kunstprojekt starten oder vielleicht einen Chor. Für junge Männer kann ich mir gut einen Trommelkursus vorstellen", sagt sie. Welches Projekt umgesetzt wird, entscheidet sich mit Hilfe der Ehrenamtler.

Jafar Sha lebt erst seit sechs Monaten in Deutschland, aber auch er spricht schon gut Deutsch und hat das Bowling-Projekt genossen. An den meisten Abenden hat er gemeinsam mit seinem Helfer Werner Sofka gebowlt. "Ich bin aus Pakistan nach Deutschland gekommen. Mittlerweile verstehe ich die deutsche Kultur", sagt er. Genauso geht es auch Mohamed Abdelbari. Der 31-Jährige nahm begeistert an den regelmäßigen Treffen teil. Viele der Flüchtlinge haben bereits an Erste-Hilfe-Kursen von "Weitblick" teilgenommen, fast alle haben einen Sprachkursus absolviert und besuchen einen Integrationskursus.

"Momentan kommen wir gut zurecht. Die nächsten großen Aufgaben sind die Anerkennung von Abschlüssen und die Suche nach Praktika oder festen Arbeitsverträgen. Für die Flüchtlingshilfe suchen wir dringend nach einer Lagerhalle und einen Raum für unsere Fahrradwerkstatt", sagt Kirschsieper.

(trei)
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