Radevormwald Individuelle Sprachförderung mit ehrenamtlichem Einsatz

Radevormwald · Die Unterstützung des Ehrenamtes bei der Betreuung der in Rade wohnenden etwa 380 Flüchtlinge hat Sozialamtsleiterin Anke Schröder immer im Blick. Dazu gehört auch die Beschaffung von Unterrichtsmaterial für die Sprachkurse, die seit vielen Monaten von ehrenamtlichen Kräften aus verschiedenen Kirchengemeinden organisiert werden. Derzeit gibt es vier Sprachkurse mit etwa 85 Teilnehmern, organisiert von Weitblick und drei Kirchengemeinden (Lutherisch, Martini und evangelisch Dahlerau).

"Wir haben uns noch einmal zusammengesetzt und auch über Unterrichtsmaterial gesprochen", sagt Anke Schröder. Ein Ergebnis sei, dass sich die Lehrer untereinander vernetzt haben. "Das hat den Vorteil, dass jeder entscheiden kann, ob in seiner Gruppe noch ein Platz frei ist, oder einer der Deutsch Lernenden vielleicht wegen guter Fortschritte woanders besser aufgehoben wäre", sagt die Sozialamtsleiterin. Wichtig sei ihr, dass die ehrenamtlich Tätigen ihre Ideen, auch die pädagogischen, umsetzen könnten. Für die meisten Flüchtlinge besteht in dem Besuch der Kurse derzeit die einzige Möglichkeit, Deutsch mit pädagogischem Hintergrund zu lernen. Beim Angebot der Volkshochschule muss ein Kostenbeitrag geleistet werden.

"Es gibt deshalb keine Empfehlung für Lehrmaterial. Die Bücher kann jeder Lehrer für sich wählen", sagt Schröder. Die Stadt übernimmt in bestimmtem Umfang die Kosten. "Das haben wir so beschlossen, weil die Sprache bei der Integration eine sehr große Bedeutung hat. Ohne gute Sprachkenntnisse ist es für die neuen Integration Points nicht möglich, Flüchtlinge zu vermitteln. Sprache ist der Schlüssel zu allem", weiß Schröder. Auch wenn ein Flüchtling die englische Sprache gut beherrscht, reicht das nicht. Bürokratische Hindernisse wie fehlende Anerkennung als Asylbewerber verhindern oft (noch) den Besuch von Integrationskursen.

Inzwischen sind 98 Prozent der in Rade lebenden Flüchtlinge registriert, viele konnten auch ihr Interview zu den Hintergründen ihrer Flucht oder zur Verfolgung im Heimatland abschließen. Bei den restlichen Asylsuchenden sollen die Termine in den nächsten Tagen nachgeholt werden. Dadurch komme Bewegung in viele Verfahren. Nur wer als Asylbewerber anerkannt ist oder eine realistische Bleibeperspektive habe (zum Beispiel Iraner oder Syrer), der kann auch in einen Integrationskursus vermittelt werden.

Derzeit haben zwei Radevormwalder die Genehmigung, solche Kurse zu leiten, in einem weiteren Fall ist eine ehemalige Lehrerin derzeit im Beantragungsverfahren. Zum Glück, sagt Anke Schröder, seien die Anforderungen an die Leiter von Integrationskursen etwas heruntergeschraubt worden. Wegen fehlender Kapazitäten fahren Flüchtlinge aus Rade auch nach Hückeswagen, um dort an einem solchen Kursus teilzunehmen. Die Sozialarbeiter des Rathauses planen für die Asylsuchenden für Mitte August eine Veranstaltung mit Mitarbeitern des Integration Point (auch aus dem Jobcenter) aus Gummersbach, um berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Wenn demnächst neue Integrationskurse angeboten werden, muss die Stadt weitere Räumlichkeiten suchen. Die Kurse finden an vier oder fünf Tagen in der Woche statt. "Ich glaube aber, dass wir für die Kurse schnell Räume finden", sagt die Sozialamtsleiterin.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort